Gefragter Interviewpartner: Oberbürgermeister Ralf Broß auf der Aussichtsplattform des Testturms vor dem imposanten Panorama. Foto: Nädele/Jäger

Medienvertreter dürfen auf Aussichtsplattform in 232 Metern Höhe. Projekt im Zeitplan. Mit Video

Rottweil - "Das Interesse am Testturm ist ungebrochen groß", sagte Oberbürgermeister Ralf Broß am Mittwoch bei einer Besichtigung der Baustelle. Thyssen-Krupp hatte Journalisten aus halb Europa eingeladen. Und nicht nur die Sonne strahlte.

"Das war vielleicht aufregend!" Wieder zurück aus 232 Metern Höhe ist die Reporterin noch ganz beeindruckt von der atemberaubenden Sicht, die sich von der Aussichtsplattform des Testturms bietet. Die ganz gute Fernsicht auf die Schweizer Alpen bot sich zwar nicht, doch von der Burg Hohenzollern über den Dreifaltigkeitsberg, den Hohenkarpfen bis zum Feldberg konnte der Blick schweifen. Da konzentrierte sich auch Broß zwischen vielen Interviews nicht nur auf die historische Innenstadt und das Neckartal, zückte das Handy und machte ein paar Bilder.

Dort wo sich am Mittwochvormittag gut 30 Journalisten tummelten, werden in knapp einem Jahr die ersten Touristen erwartet. "Wir rechnen mit 100.000 Besuchern im Jahr auf der Plattform", meinte Broß und verwies darauf, dass im vergangenen Jahr schon allein die Baustelle von rund 50.000 besichtigt worden sei. "Davon wollen wir profitieren", sprach das Stadtoberhaupt die Weiterentwicklung des Tourismus und des Wirtschaftsstandorts an.

Den geplanten Brückenschlag zur fußläufigen Anbindung an die Innenstadt sparte Broß in diesem Zusammenhang ebenso wenig aus, wie den Hinweis, dass sich auch weitere positiven Effekte durch die Ansiedlung des Thyssen-Krupp-Testturms für Aufzüge bereits einstellten. Die Stadt registriere seit Beginn des Baus eine deutliche Zunahme von Anfragen nach Gewerbeflächen – vor allem von Firmen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung.

"Warum ausgerechnet in Rottweil?"

Thyssen-Krupp Elevator (TKE) Vorstand Andreas Schierenbeck dürfte das gestern weniger überrascht haben als den ein oder anderen Vertreter überregionaler Medien. Auf die Frage, warum der Turm denn ausgerechnet in Rottweil, im ländlichen Raum, gebaut werde, hatte er denn auch gute Gründe parat. Dass man als Unternehmen in Rottweil willkommen ist, sei einer der ausschlaggebenden Punkte gewesen. Aber auch die Lage Rottweils sei perfekt: in der Nähe zu großen Universitäten und nur eine Stunde Fahrt vom Werk auf den Fildern entfernt.

Standen im Pressegespräch im Büro-Container der Baustellen-Crew zunächst vor allem technische Details zum Turm, zum Schwingungstilger und zu den Aufzügen im Mittelpunkt des Interesses, traten solche Aspekte in den Hintergrund, als der erste Schritt ins künftige Penthouse gemacht wurde. Durch die Komplettverglasung ist schon vor dort aus, wo ab Mai 2017 der Panoramaaufzug halten wird, der Blick in die Weite atemberaubend.

Draußen dann, unter freiem Himmel, eröffnet sich das ganze Panorama. Bodentiefen Glasscheiben geben nicht nur die Sicht in die Ferne frei, sondern auch direkt nach unten bis an das Eingangsbauwerk. Zweifel, dass der Besucherstrom künftig ausbleiben könnte, waren zerstreut, und die Nachfrage an Schierenbeck, ob es denn nun die höchste Besucherplattform Deutschlands oder gar Europas werde, zweitrangig – die Aussicht einfach zu überwältigend.

Außenhülle wird mit LEDs ausgestattet

Indes: Der Testturm wird künftig neben der Aussichtsplattform noch ein zweites gewisses Extra erhalten. Im Juli dürften die Montage der Außenhülle beginnen. 17.000 Quadratmeter polymerbeschichtetes Glasfasergewebe geben dem Turm dann sein finales Erscheinungsbild. Berichtete der Südwestfunk gestern vom dem großen schlanken Spargel, der schon von der Autobahn aus zu sehen ist, tritt dann die Schraubenform zu Tage. Und: Hinter der Membran werden LEDs dem Turm mit einem außergewöhnlichen Beleuchtungskonzept den strahlenden Auftritt ermöglichen.

"Der Testturm wird damit zum Leuchtturm-Projekt für Thyssen-Krupp", meinte Schierenbeck. Das passt auch im übertragenen Sinne, denn nach wie vor ist das 40-Millionen-Euro-Vorhaben voll im Kosten- und Zeitplan.

Für die Stadt Rottweil ist der jüngste ihrer Türme längst zum Leuchtturm geworden. "Er ist ein Alleinstellungsmerkmal", ließ Oberbürgermeister Broß gestern daran keinen Zweifel. Nicht nur die Fertigstellung im Dezember oder die Einweihung im Frühjahr werden deshalb in Rottweil gefeiert. 2017 solle zum Jahr der Türme werden mit ganz unterschiedlichen Veranstaltungen.