Freuen sich wie Buben über schnelles Internet in Hausen (von links): Bernhard Ginter (Telekom), Herbert Sauter (Ortsvorsteher) und André Lomsky (Wirtschaftsförderer). Foto: Schulz

Hausen surft ab Mitte 2016 auf Internetwelle: Unternehmen verspricht Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde.

Rottweil-Hausen - Wenn Männer-Augen leuchten, muss nicht immer der Pirelli-Kalender mit hübschen Frauen auf den Kalenderblättern Anlass dazu geben. In Hausen ist es die Telekom und ihr Versprechen, bis Mitte 2016 für ein schnelles Internet zu sorgen.

Ein schönes Bild. Drei Männer stehen vor einer Tafel und freuen sich: der Ortsvorsteher, der Wirtschaftsförderer und der Telekom-Manager für Infrastrukturvertrieb. Herbert Sauter, André Lomsky und Bernhard Ginter haben – passend zur Weihnachtszeit – eine frohe Botschaft zu verkünden. Die Telekom werde in Hausen bis Mitte 2016 ein neues Glasfasernetz (VDSL-Netz) ausbauen. Das Telekommunikationsunternehmen verspricht Internet-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s), beim Heraufladen sollen es bis zu 40 MBit/s sein. Das neue Netz sei so leistungsstark, dass Telefonieren, Surfen und Fernsehen in HD-Qualität gleichzeitig möglich sei.

Das Fest kann kommen, denn vielleicht gibt es in wenigen Tagen weitere frohe Kunde, dieses Mal aus dem Landratsamt: Am kommenden Montag will der Kreistag entscheiden, wer beim Ausbau für eine möglichst flächendeckende Breitbandversorgung mit bis zu 50 MBit/s im gesamten Kreis zum Zuge kommt. Das Bieterverfahren wurde in Gang gesetzt, um auch entlegenere Gebiete im Kreis in spätestens drei Jahren an das schnelle Internet anzuschließen.

Denn nicht überall können sich die Menschen auf dem Lande so glücklich schätzen wie in Rottweil und bald auch in Hausen oder in umliegenden Gemeinden wie Zimmern, Villingendorf und Dietingen. Sicher, auf dem Lande zu leben ist schön und bietet Vorteile: die frische Luft und das satte Grün der Natur wären zu nennen. Doch manche kulturellen und technischen Errungenschaften wie ein gut ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr oder der Anschluss an die digitale Welt rauschen am ländlichen Raum vorbei wie ein ICE an einem still gelegten Bahnhof.

Schluss damit. Die Stadt Rottweil, berichtet Wirtschaftsförderer Lomsky, hat sich im vergangenen Jahr eine Internet-Strategie zurechtgelegt. Ergebnis: Mit Hausen wird im kommenden Jahr der letzte Teiltort durch die Telekom an das schnelle Internet angeschlossen – "eigenwirtschaftlich", das bedeutet: auf Kosten der Kommunikationsfirma. Eine Einschränkung gibt es: Der Magenta-Riese konzentriert sich auf das Gebiet mit der 0741-Vorwahl. Zepfenhan und Neukirch (Vorwahlbereich 07427) und Feckenhausen (aus anderen Gründen) bleiben außen vor. Doch auch dort gibt es eine Lösung: Laut Lomsky kümmern sich die Firmen Wireless GmbH und Skytrone Communications darum.

Und es gibt die bereits erwähnte Initiative des Landkreises, an der die insgesamt 21 Städte und Kommunen im Kreis beteiligt sind. Sie soll für eine gute Internetversorgung in jenen Gebieten sorgen, in denen nicht einmal eine Regionalbahn oder ein Bummelzug einen Stopp einlegen würden. Für diese für die Telekommunikationsunternehmen wirtschaftlich unattraktiven Erschließungsgebieten soll es Investitionsbeihilfen von mehreren Millionen Euro geben, die der Kreis in den Jahren 2016 bis 2018 ausgeben müsste.

Darauf muss Hausen nicht warten. Ortsvorsteher Herbert Sauter freut sich. Ein wichtiger Tag, sagt er zu dem gemeinsamen Treffen gestern. "Wie vom blauen Himmel gefallen", bezeichnet er die Entscheidung der Telekom zum Internetausbau in seinem Ort. Hausen erntet damit auch die Früchte jahrelanger Arbeit. Seit Langem beackert das Dorf das Thema Breitbandkabelausbau intensiv. In einer Bürgerbefragung wurde der Bedarf abgefragt, in einem Workshop das Thema aufbereitet. Denn eigentlich sollte Hausen in dieser Angelegenheit außen vor bleiben, blickt Sauter zurück.

Doch intensive Gespräche zwischen Stadtverwaltung und Telekom haben zu einem Kurswechsel geführt. Die Lösung: Hausen wird nicht mehr über Zimmern ans Glasfasernetz angeschlossen, sondern über die Kernstadt. Die Arbeiten zur Verlegung des Glasfasernetzes könnten bereits in diesen Tagen beginnen, so Ginter. Tiefbauarbeiten in Gehwegen und Straßen werden folgen. Bestimmt ein Tag, an dem Herbert Sauters Augen leuchten werden.

Info: Die Technik

(az). Das Internetsignal wird laut Telekom mit Glasfaserleitungen bis in die Wohngebiete geführt. In Multifunktionshäuschen werden die Lichtwellensignale wieder in elektrische Signale umgesetzt und zu den Wohnungen und Geschäftshäusern übertragen. Mit dieser Technik (FFTC: fibre to the curb) sind dann schnelle VDSL-Anschlüsse von bis zu 100 MBit/s möglich. Laut Telekom werde in den Versuchslaboren an einer weiteren technischen Veredlung der Kupferkabel gearbeitet, um Übertragungswerte von bis zu 250 MBit/s zu ermöglichen. Sollten technischer Fortschritt und Kundenbedarf höhere Übertragungsraten ermöglichen und notwendig machen, ist nach heutigem Stand der Technik auch der Endausbau mit Glasfaserkabel notwendig. Das könnte in sieben bis zehn Jahren der Fall sein, so die Einschätzung des Wirtschaftsförderers André Lomsky.