Was Tom Grimm (kleines Bild) im Häuschen zeigt – und weshalb –, erläutert Bodo Schnekenburger den Gästen des KUNSTdünger bei der Eröffnung. Fotos: Kommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Hausener "KUNSTdünger" präsentiert ebenso plakative wie tiefgründige Installation von Tom Grimm

Rottweil-Hausen. Ein Telefon fürs Telefonhäuschen, ein prächtiger Herbsttag und trotz starker Terminkonkurrenz eine ansehnliche Anzahl Besucher, die wiederum das Neue im Telefonhäuschen prächtig finden: Der KUNSTdünger landet einen Volltreffer.

Sie sind fast schon sprichwörtlich, die Rahmenbedingungen, mit denen der Hausener Kunstverein bei seinen Terminen klarkommen muss. Da kann es gerne mal Bindfäden regnen, wenn's schön ist, weist das Thermometer eine zweistellige Zahl aus – unter Null, und wenn sonst alles passt, dan hat man genau diesen Samstag erwischt, an dem die Landwirte endlich ihrer Arbeit nachgehen können – mit entsprechend hohem Verkehrsaufkommen auf der Pflumholzstraße. Diesmal: So sehr man auch suchte, es gab nichts zu mäkeln. Außer vielleicht, dass die Sonne von der falschen Seite kam und die Arbeit von Tom Grimm, um die es ging, in den Schatten stellte.

Dabei ist die Installation "esse est percipi/percipere", die im "kleinsten Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst in Baden-Württemberg", als welches die ehemalige Telefonzelle offiziell anerkannt ist, überwintern wird, durchaus ein echter "Hingucker". Plakativ soll sie sein und doch hintergründig, verspielt und humorvoll, und doch tiefgründig. Wie dem Künstler das gelingt, erläuerte Kulturjournalist Bodo Schnekenburger, der die künstlerische Arbeit von Tom Grimm seit inzwischen einem Vierteljahrhundert begleitet. Dass Grimm mit dem Telefon spielen werde, sei von Anfang an klar gewesen. Dass er schließlich einen überdimensionierten halben Telefonhörer und ein überdimensioniertes Münztelefon, beides eher grob gearbeitet und surreal überzeichnet, ins Häuschen platzierte, ist demnach schlüssig. Ausgehend von der heutigen Funktion und Lage der Telefonzelle kommt bei Grimm eben eine große verspielte Arbeit heraus, die noch einen weiteren Zugang bietet: Vielleicht fällt der Bilick des ein oder anderen Passanten ja auch zuert auf das Mobile aus Kleiderbügelfragmenten und kleinen Plastikfischchen, die einst Würzsoße für Sushi beinhalteten. Da das Häuschen nun keine Telefonzelle mehr ist, sollte man auch gar nicht versuchen, ein theoretisch funktionierendes Münztelefon dort einzubauen. Und wenn schon anders, dann aber richtig.

Bleibt noch der Titel, und der liefert endgültig die philosophische Tiefe: "Sein ist wahrgenommen werden" beziehungsweise "Sein ist wahrnehmen", heißt er übersetzt. Das kann man mit einem Telefon prächtig. Es kann dazu dienen, sich der eigenen Existenz, zumindest für die Dauer eines Telefongesprächs, zu versichern