Das Rottweiler Gefängnis am Nägelesgraben. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Stellvertretender Dienststellenleiter berichtet über Alltag im Rottweiler Gefängnis

u Uns hat schon immer interessiert, wie die JVA von Rottweil hinter den hohen Mauern, die 1861 gebaut wurden, aussieht und welche Mitarbeiter dort ihrer Tätigkeit nachgehen. Deshalb haben wir ein Gespräch mit dem stellvertretenden Dienststellenleiter Reiner Baier geführt:

Wieso haben Sie diesen Beruf gewählt?

Weil ich mich sozial engagieren und für die Sicherheit der Bürger sorgen wollte.

Haben Sie dafür eine Ausbildung benötigt?

Ja, man braucht eine zweijährige Berufsausbildung und mindestens einen Hauptschulabschluss.

Was gehört zu ihren Aufgaben?

Ich muss mich unter anderem um die Dienstpläne der Mitarbeiter kümmern, die Zugangsgespräche organisieren und diverse Telefonate führen. Zudem gehört es zu meinen Aufgaben, dass ich die Inhaftierten bewache und betreue.

Wie viele Leute arbeiten hier und welche Berufe haben diese?

Wir sind hier 22 Kollegen und Kolleginnen. Darunter befinden sich Ärzte, Sozialarbeiter, Juristen, Beamte, Psychologen, Seelsorger und Pfarrer.

Können sie uns etwas Allgemeines über die Häftlinge sagen und Ihren Tagesablauf?

Die JVA in Rottweil ist ein reines Männergefängnis, das 29 Häftlinge zwischen 22 und 60 Jahren hat. Zurzeit sind zehn Gefangene zur Arbeit verpflichtet. Diese müssen um sechs Uhr morgens aufstehen und direkt nach dem Frühstück an ihre Montagearbeit gehen. Die Inhaftierten, welche nicht zur Arbeit eingeteilt wurden, bleiben währenddessen in ihren Hafträumen. Um 11.30 Uhr bekommen sie eine Mittagspause, in der sie essen und sich ausruhen können. Anschließend müssen sie wieder weiterarbeiten, bis es um ihr 16.30 Uhr Abendbrot gibt. Danach bekommen sie den Rest des Tages frei und können mit den anderen Häftlingen Sport treiben, fernsehen oder Karten spielen. Um 22 Uhr werden ihre Zellen verriegelt, bis der Tag am nächsten Morgen wieder von Neuem beginnt.

Wie sieht eine typische Zelle bei Ihnen aus?

Bei uns befinden sich eins bis drei Gefangene in einer Zelle. In dieser gibt es jeweils ein Bett, einen Schrank, einen Tisch, einen Stuhl und ein Klo.

Welche Sicherheitsmaßnahmen gibt es in der JVA?

Zur baulichen Sicherheit gehören Gitter vor den Fenstern, eine Schleusenfunktion, Überwachungskamera und die Zellenkontrolle.

Können Familienangehörige mit den Häftlingen sprechen?

Ja, sie können maximal eine Stunde im Monat die Inhaftierten besuchen, aber sie dürfen auch mit ihnen telefonieren oder ihnen Briefe schreiben.

Zurzeit wird über den Neubau der JVA diskutiert. Was sind die Gründe dafür und wann wird das Endergebnis bekannt gegeben?

Da wir nur 29 Plätze in der JVA haben, müssen wir Neudazukommende nach Konstanz oder anderswo bringen. Dies ist aber für die Angehörigen sehr unvorteilhaft, weil sie dann eine lange Strecke auf sich nehmen müssen, um ihr Familienmitglied zu besuchen. Daher wäre es günstiger, ein größeres Gefängnis in der Nähe von Rottweil zu bauen (der Standort Esch ist neben Meßstetten noch im Rennen, Anmerkung der Redaktion). Der endgültige Standort wird aber erst im Sommer von der Landesregierung bekannt gegeben. u Die Fragen stellten Anna Bergmann und Angelika Wilhelm, Schülerinnen der Klasse 9 a des Albertus-Magnus-Gymnasiums Rottweil.