Als Philipp Münch den FC Epfendorf per Foulelfmeter mit 1:0 in Führung brachte, war die Welt bei den Gastgebern noch in Ordnung. In der Schlussphase drehte der SV Waldmössingen den Spieß jedoch mit 2:1 noch um. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Spiel des TagesGäste aus Waldmössingen drehen Kellerderby innerhalb von zwei Minuten zum 2:1-Sieg

Von Jürgen Schleeh

FC Epfendorf – SV Waldmössingen 1:2 (1:0). Abstiegskampf pur – stand über dieser Partie. Technische Glanzstücke waren somit nicht zu erwarten, für jedes Team ging es nur darum, die drei Punkte einzuheimsen – egal wie.

Der FC Epfendorf, wie auch die Gäste aus Waldmössingen stehen im Kampf um den Klassenerhalt mit dem Rücken zur Wand, dennoch gab es keinen bedingungslosen Angriff, um die Flucht nach vorn anzutreten. Dazu fehlt es bekanntlich an der nötigen Durchschlagskraft in der jeweiligen Offensive. Der SV Waldmössingen war vor allem in der ersten Halbzeit darauf bedacht, den eigenen Strafraum sowie das Tor abzusichern, um Schaden zu verhindern.

Somit kam der FC Epfendorf zu einer optischen Überlegenheit, auch wenn mancher Angriff mangels Präzision wirkungslos verpuffte. Wesentlich gefährlicher wurde es da, wenn Jonas Schinacher aus der Distanz abzog. So in der 17. Minute, als er nach einem indirekten Freistoß aus gut 25 Metern SVW-Torhüter Christoph Fehrenbacher prüfte.

Nachdem Schinacher in der 20. Minute im SVW-Strafraum gefoult wurde, verwandelte Philipp Münch zur 1:0-Führung der Gastgeber, die nicht unverdient war und einen befreienden Jubel nach sich zog. Doch nach einer halben Stunde gelang es dem SV Waldmössingen das Geschehen mehr und mehr in die Hälfte des FC Epfendorf zu verlagern. So hatte auch der Gast nach einem Standard seine bis dahin beste Möglichkeit, als der kurz zuvor eingewechselte Rouven Marte und Fabian Frey einen Freistoß von Benjamin Kimmich nicht verwerten konnten.

Kurz vor dem Pausenpfiff kam der FC Epfendorf zu einem Hochkaräter als Janis Engeser über links in den Gästestrafraum eindrang, doch anstatt zum auf rechts frei postierten Felix Pönisch quer zulegen, zog Engeser direkt aufs Tor, wurde sein Schuss jedoch abgeblockt.

Grundsätzlich änderte sich am Spielverlauf auch im zweiten Durchgang nichts. Der SVW verlagerte sich auf die Verteidigung, kam durch Pietro Marangolo zumindest zu einer Halbchance (56.), während der FC Epfendorf dem zweiten Treffer wesentlich näher war. Christian Hengsteler scheiterte nach Flanke von Münch (65.) und die daraus resultierende Ecke von Münch setzte Jonas Schinacher mit einem wuchtigen Kopfball denkbar knapp über das SVW-Tor. Bereits im nächsten Angriff strich ein Schuss von Hengsteler am linken Pfosten des Gästetores vorbei. Erst durch einen Freistoß von SVW-Kapitän Tobias Rokweiler (70.), den Sascha Blocher im Tor der Gastgeber jedoch sicher entschärfte, sorgte für Entlastung der Gäste.

Auch wenn spielerisch einiges im Argen lag, lebte die Partie von der Spannung und gerade in der Schlussphase ergaben sich zunehmend Möglichkeiten für beide Teams. Nach gutem Angriff des FCE, von Münch über rechts eingeleitet, der Hengsteler bediente, scheiterte Jens Gehring völlig frei per Kopf (72.). Schrecksekunde für die Gastgeber in der 78. Minute, als nach Flanke von Tobias Mager ein spektakulärer Fallrückzieher von Rainer Weber an die Querlatte des FCE-Kastens klatschte. In der 83. Minute vergab Christian Hengsteler nach Pass von Dominik Fischinger überhastet, konnte SVW-Keeper Fehrenbacher zur Ecke klären.

Wähnten sich die Gastgeber kurz vor dem erhofften "Dreier", kam in den letzten Minuten die bittere Ernüchterung. Pietro Marangolo vom Gast startete ein Solo aus dem Mittelfeld, dem die FCE-Defensive dabei freies Geleit gestattete. Marangolo zog aus 20 Metern ab, setzte das Leder an die Querlatte. Während der Schütze enttäuscht abdrehte war jedoch Rainer Weber im Nachschuss zum 1:1 (88.) erfolgreich. Sichtlich schockiert, herrschte beim FC Epfendorf Konfusion, ging die Zuordnung verloren. So konnte nur eine Minute später Lars Gapp eine Flanke von Rokweiler per Kopf zum 2:1-Siegtreffer des SV Waldmössingen verwerten.

Peter Leopold (FC Epfendorf): "Wir führen und hören irgendwann auf, Fußball zu spielen. Das ist eine mentale Geschichte, die Angst vor dem Verlieren. Jeder hat die Verantwortung in der Schlussphase nur noch auf den Nächsten weiter geschoben, deshalb war es auch laut und unruhig, ging die Konzentration verloren. Dazu kommt, dass der Gegner Druck macht und das Spiel sogar noch dreht. Das passiert nicht, wenn wir unsere Konter setzen. Jeder von uns muss sich da an der eigenen Nase fassen, dass wir dieses Spiel verloren haben."

Andreas Walther (SV Waldmössingen): "Der Sieg war mehr als glücklich für uns, auch wenn nun wieder Hoffnung besteht. Das Spiel war von unserer Seite katastrophal geführt, vor allem im Passspiel nach vorne. Man sieht klar, dass bei der Situation viele Spieler von der Psyche her ein Problem haben. Fußballerisch muss man Abstriche machen, was aber auch an den vielen Verletzten liegt, die wir derzeit zu verkraften haben."

FC Epfendorf: Sascha Blocher – Moritz Pönisch, Steffen Kopp, Severin Küsel, Jonas Schinacher, Florian Pönisch, Philipp Münch (80. Marco Messner), Daniel Bantle (Dominik Fischinger), Janis Engeser (46. Christian Hengsteler), Jens Gehring, Felix Pönisch.

SV Waldmössingen: Christoph Fehrenbacher – Sebastian Wagner, Oliver Hoffkamp (28. Rouven Marte), Tobias Rokweiler, Yannik Meier, Andre Rode (66. Rainer Weber), Lars Gapp, Tobias Mager, Benny Kimmich, Fabian Frey, Marius Fleig (14. Pietro Marangolo).

Tore: 1:0 (22./FE) Münch, 1:1 (88.) Weber, 1:2 (89.) Gapp.

Schiedsrichter: Özgür Gülveren (Albstadt); Gelbe Karten: 1/5, Zuschauer: 100.