Suchtberatung ist ein wichtiges Thema im Landkreis. (Symbolbild) Foto: dpa

Neue Hilfen auch für Flüchtlinge. Klingelhöfer warnt vor Entwicklung bei Ersatzstoffen.

Rottweil - "Die Verfügbarkeit unseres Angebotes im Landkreis zu verbessern, war 2016 eines unserer zentralen Anliegen", so Anja Klingelhöfer, Leiterin der Fachstelle Sucht des baden-württembergischen Landesverbands für Prävention und Rehabilitation.

755 Menschen mit unterschiedlichen Anliegen wurden im vergangenen Jahr von den Mitarbeitern der Fachstelle Sucht im Landkreis beraten und behandelt. Durch Seminare, Workshops und Vorträge an 14 Schulen konnten insgesamt 550 Kinder und Jugendliche suchtpräventiv erreicht werden. Das zeigt der Jahresbericht der Fachstelle des baden-württembergischen Landesverbands (bwlv). Zudem: Auch im Rahmen der betrieblichen Ausbildung gewinne das Thema Gesundheitsföderung und Suchtprävention zunehmend an Bedeutung. "Immer mehr Firmen sehen hier eine Verantwortung gegenüber ihren Auszubildenden und in unseren Angeboten einen Nutzen für den Betrieb", bestätigt Jörg Hügel, Präventionsfachkraft in der Fachstelle Sucht.

Den Zugang auch für Menschen aus anderen Kulturkreisen zu vereinfachen, sei Voraussetzung für die Ausweitung von Akzeptanz und Nutzung der Angebote. Die vielen Erlebnisse durch Krieg, Flucht und damit verbunden häufig die Trennung von der Familie stellten Menschen vor besondere Herausforderungen. Die Bewältigung dieser Erlebnisse werde auf ganz unterschiedliche Weise erfolgen können. "Der Versuch, Suchtmittel zur Verdrängung und Bewältigung einzusetzen, stellt mit zunehmender Verfügbarkeit eine erhebliche Gefahr dar, auf die wir in den Schulungen für diesen Personenkreis aufmerksam machen und Unterstützung anbieten", erklärt Klingelhöfer. Gemeinsam mit dem Gesundheitsamt des Landkreises, dem Verein "Frauen helfen Frauen + Auswege" sowie der Schwangerschaftsberatung der Caritas wurden Module zu den Themen Zusammenleben, Prävention und Gesundheit entwickelt. Die Inhalte sind mit Bildern versehen sowie in arabisch und englisch untertitelt.

Große Herausforderungen sieht die Leiterin der Fachstelle im Hinblick auf die Substitutionsbehandlung opiatabhängiger Menschen auf den Landkreis zukommen. Wie in ganz Baden-Württemberg zeichne sich in den nächsten fünf Jahren auch im Kreis Rottweil eine massive Versorgungskrise im suchtmedizinischen und pharmazeutischen Bereich ab. Aktuell befinden sich im Landkreis rund 70 Prozent der substituierten Klienten in einem Beschäftigungsverhältnis. Sollte künftig der Ersatzstoff nicht mehr wohnortnah verfügbar sein – sei es aus Ärzte- oder Apothekenmangel –, könnte dies zu weitreichenden Problemen führen, mahnt Klingelhöfer.

Im laufenden Jahr will sich das Team der Fachstelle Sucht besonders um Kinder aus Familien mit einem suchtmittelabhängigen Elternteil kümmern. Durch die zusätzliche Qualifizierung einer Mitarbeiterin werde mit dem Trampolin-Projekt entsprechend ein wöchentliches Angebot für diese Kinder geschaffen.

Weitere Informationen: Die bwlv-Fachstelle Sucht ist von Montag bis Freitag in der Schramberger Straße 23 in Rottweil unter der Telefonnummer 0741/8 08 20 oder per E-Mail fs-rottweil@bw-lv.de erreichbar. www.bw-lv.de