Sprachförderung wird am Kindergarten Hegneberg groß geschrieben. Leiterin Waltraud Mager achtet darauf, dass die Kinder spielerisch Deutsch lernen, wie hier beim gemeinsamen Blättern in einem Bilderbuch. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Waltraud Mager: Hegneberg liegt mir am Herzen / Sprachprojekt für Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund

Rottweil. "Sprache ist der Schlüssel zur Integration", sagt Waltraud Mager. Die Leiterin des städtischen Kindergartens Hegneberg hat das Sprachprojekt "Deutsch für Kinder und Eltern" entwickelt.

An der Steinbeis-Hochschule hat sich Waltraud Mager zur Pädagogik-Managerin fortgebildet. Dabei ist als Studienarbeit das Projekt entstanden. Erklärtes Ziel: die Integration der Russlanddeutschen und anderer Menschen mit Migrationshintergrund im Stadtteil Hegneberg zu verbessern.

Drei Jahre lang büffelte Mager – in ihrer Freizeit, denn die Arbeit im Kindergarten sollte nicht unter ihrer Fortbildung leiden. Warum drückt man mit 54 Jahren nochmals die Schulbank? "Ich wollte fachlich am Ball bleiben und mich weiterentwickeln. Außerdem ist dies der erste Studiengang seiner Art", blickt Mager zurück. Der Reiz einer neuen Herausforderung war es auch 1999, der Waltraud Mager bewog, die Leitung des neu eröffneten Kindergartens auf dem Hegneberg zu übernehmen.

Ein Drittel der Kinderkann kein Deutsch

"Etwa ein Drittel der Kinder kann bei der Anmeldung noch kein Deutsch", berichtet Mager. Die Muttersprache dieser Kinder, deren Eltern meist aus der ehemaligen Sowjetunion stammen, sei nach wie vor Russisch. Umso wichtiger sei da ein Kindergarten, der sich als Bildungseinrichtung versteht. "Wenn die Kinder eingeschult werden, sprechen die meisten ein gutes Deutsch und ein gutes Russisch", so Mager. Gezielt setze der Kindergarten auf ein spielerisches Lernen der deutschen Sprache. "Die Kinder haben so eine echte Chance, zweisprachig aufzuwachsen."

Mager hat aber auch erkannt, wie wichtig es ist, eine Brücke zu den Eltern zu schlagen: "Die Eltern sprechen mit ihren Kindern zu Hause meistens Russisch. Außerdem erschweren Sprachprobleme eine enge Erziehungspartnerschaft mit dem Kindergarten." Im Studium entwickelte Mager daher das Sprachprojekt für Kinder und Eltern. "Der Kurs wurde gut aufgenommen, allerdings erreichten wir vorerst nur die Mütter", berichtet die Kindergartenleiterin. Jede Woche wurde gemeinsam gebastelt, die Mütter studierten Theaterstücke für ihre Kinder ein oder es wurde Fasnet gefeiert. Aber auch der kulturelle Austausch und Exkursionen waren ein wichtiges Thema für die Frauen.

Ausführlich hat Mager den Erfolg des Projekts in ihrer Bachelorarbeit beschrieben: "Die Frauen verbesserten ihre Deutschkenntnisse, wurden offener und entwickelten den Mut, Verantwortung im Kindergarten zu übernehmen." Einige ließen sich sogar in die Elternvertretung wählen. Die Arbeit mit den Eltern sei durch das Projekt intensiver geworden, zieht sie Bilanz. Daher werde der Treff auch nach der eigentlichen Projektphase fortgeführt. "Erst neulich hat sich sogar erstmals ein Vater zum Treff angemeldet. Darauf warte ich schon seit drei Jahren", freut sich Mager.

Es sind solche kleinen Erfolge, die ihr bestätigen, dass sie und ihre Mitarbeiterinnen auf dem richtigen Weg sind. Viel wichtiger noch ist ihr aber die Entwicklung der Kinder nach ihrer Kindergartenzeit: "Darüber führen wir keine Statistik. Ich weiß aber von vielen Schülern, die später die Realschule oder sogar das Gymnasium besuchen."

Die Arbeit und das Engagement, wie sie die Leiterin des Kindergartens Hegneberg, Waltraud Mager, leistet, weiß man auch bei der Stadtverwaltung zu schätzen: Von der Personalabteilung gab es volle Rückendeckung fürs Studium: "Wenn davon auch noch ganz konkret die Arbeit vor Ort profitiert, freut uns das natürlich umso mehr", lobt Personalchef Michael Aue.

Stadtteil entwickeltsich positiv

Die Entwicklung des Stadtteils sieht Waltraud Mager nach über zehn Jahren am Hegneberg durchaus positiv. Den Wechsel vom kleinen Kindergarten in Neukirch zur größten städtischen Einrichtung mit fast 80 Plätzen bereut sie bis heute nicht: "Der Hegneberg ist mir ans Herz gewachsen." Sie hat den Eindruck, dass "sich die Eltern unserer Kinder zunehmend in der Gesellschaft etablieren." Und auch das stimmt Mager hoffnungsvoll: Viele Kinder von Migranten fühlen sich am Hegneberg wohl. "Sie sagen es mir ganz direkt: Hier ist unser Zuhause!"

Kommentar