Streitpunkt Juhe. Foto: Schickle

Oberbürgermeister kontert Lügenvorwürfe: Pahls Vorwürfe seien absurd. Stadt will Bebauungsplan für Bolzplatz ändern.

Rottweil - Die gute Botschaft: Für die Benutzung des umstrittenen Multifunktionsfeldes (Bolzplatzes) an der Jugendherberge (Juhe) zeichnet sich eine Lösung ab. Die Stadt will die Zeiten entsprechend dem Vorschlag des Regierungspräsidiums Freiburg übernehmen und den Bebauungsplan im Januar abändern. Damit gibt es Chancen, dass ein gut zwei Jahre brodelnder Streit zu Ende geht.

Die schlechte: Oberbürgermeister Ralf Broß und Bürger Thomas Pahl werden wohl keine Freunde mehr. Wobei das nun auch wirklich nicht zu erwarten war nach den Lügen-Vorwürfen, die Pahl gegen Broß äußerte (wir berichteten am Samstag).

Broß lässt das nicht auf sich sitzen. Er und Bürgermeister Werner Guhl zeigten gestern anhand der Aktenlage auf, dass er, Broß, seit einem Telefonat im März dieses Jahres Thomas Pahl einen Gesprächstermin für den 8. Mai angeboten habe. Inhalt laut Broß: Die Schlussfolgerungen aus dem VGH-Urteil für den Betrieb der Außenanlage der Jugendherberge in Rottweil. Eine Jugendherberge, deren Außenanlagen Pahl von Anfang an nicht passten.

Schon hier fochten Pahl und die Stadt einen Konflikt aus. Erst in zweiter Linie sei es bei dem Gespräch um das Kaufinteresse Pahls für das Gebäude der Oberamteigasse 10 (gegenüber der Juhe) gegangen. Der Lügenvorwurf – OB Broß kehrt ihn um.

Nun haben wir es: Beide bezichtigen den anderen, die Unwahrheit zu sagen. Und nicht nur in diesem Punkt.

Ebenso widerspricht Broß der Darstellung Pahls, er, Pahl, habe zusammen mit dem Geschäftsführer des Jugendherbergswerks eine Mediation vorgeschlagen, indes abgelehnt, weil er (Pahl) sich an den Kosten des Vermittlungsversuchs nicht mit einem Drittel beteiligen wolle. Broß betont, es sei vielmehr der Vorschlag von ihm gewesen. Und freilich bestehe man auf einer Kostenaufteilung, so Broß. Wenn drei Beteiligte an einem Tisch sitzen, sollten sie auch die Kosten tragen, meint der OB.

Und es sei auch nicht korrekt, dass er, Broß, beim Regierungspräsidium zur nächst übergeordneten Stelle gehe, um die Dinge in seinem Sinne zu regeln. Er sagt, es stimme nicht, dass er Einfluss auf die Dienstaufsichtsbehörde nehmen wolle. Das sei absurd.

Klar sei hingegen, dass, wenn man in Sachen Testturm ins Gespräch komme, auch über andere Dinge wie das Widerspruchsverfahren Pahls gegen die Jugendherberge spreche, so Broß. Aber Einflussnahme? "Die hat es nicht gegeben."

Broß hat eine sehr dezidierte Meinung über Pahl. Mit dieser will er in der Zeitung aber nicht zitiert werden. Doch die Äußerungen zeigen: Beide, Broß und Pahl, sind sich in gegenseitiger Abneigung verbunden. Diese ist so tief, sie würde auch der Turmgründung auf dem Berner Feld zur Ehre gereichen.

Auch im Rückblick, findet der OB, hätten er und die Stadtverwaltung alles richtig gemacht. Zwar stellte er sich die Frage, ob es Sinn mache, während eines Widerspruchsverfahrens eine einvernehmliche Lösung herbeizuführen. Nach kurzem Abwägen sagt Broß: "Ich würde es wieder so machen."

Das beinhaltet auch die Linie gegenüber dem Deutschen Jugendherbergswerk. Dessen Geschäftsführer Karl Rosner beklagte sich schon früh bei der Stadt und fragte, warum ausgerechnet das Jugendherbergswerk für ein weiteres Lärmschutzgutachten aufzukommen habe? Das sei doch Sache der Stadt, so die Ansicht Rosners, der herummäkelte, die Stadt würde die ihm gemachten Zusagen nicht einhalten. Rosner fühlte sich im Stich gelassen. Dabei sei dies im Bebauungsplan geregelt, so Guhl und Broß. Sollte jemand Bedenken wegen einer möglichen Lärmbelästigung haben, müsste die Jugendherberge aktiv werden und die Auswirkungen untersuchen lassen. Man könne als Baurechtsbehörde doch nicht über sich selbst ein Gutachten erstellen lassen, so Guhl.

Faktor Zeit. Warum hat das Ganze so lange gedauert? Das dritte Lärmgutachten liegt immerhin seit März auf dem Tisch und spricht konkrete Handlungsempfehlungen aus, das Eckpunktepapier des Regierungspräsidiums gibt es seit Mai, es greift die Aussagen des Gutachtens auf. Hm?

Auch hier sieht die Stadt die Ursache, den Fehler, die Schuld, was auch immer, nicht bei sich. Zum einen habe man eine einvernehmliche Lösung angestrebt, nicht nur mit Pahl, sondern auch mit der Jugendherberge. Jedoch habe Rosner (Juhe) sich bis vor Kurzem geweigert, dem Eckpunktepapier zuzustimmen. Zum anderen habe die Idee einer Mediation im Raum gestanden, zuvor habe der Sachbearbeiter auf dem RP gewechselt, der Urlaub kam dazwischen. Broß nennt viele Gründe, warum es nicht früher gegangen sei.

Jetzt aber geht es. Aus dem im Bebauungsplan festgelegten Zeitkontingent werden konkrete Benutzungszeiten festgelegt. Der Bolzplatz darf werktags von 12 bis 20.30 Uhr sowie sonn- und feiertags von 14 bis 20.30 Uhr benutzt werden. Anders sieht es beim Fitnessbereich sowie bei Terrasse und Grillplatz aus: diese dürften bis 22 Uhr benutzt werden, die Sitzplätze sind auf 50 (Terrasse) und 20 (Grillplatz) begrenzt.

Zufrieden äußert sich das RP über die Stadt: "Das RP hat um ›umgehende‹ Erledigung gebeten. Im Hinblick auf die Nachfrage durch die Stadt und die sich daran anschließende Abstimmung sowie wegen der nun anstehenden Weihnachtsferien akzeptiert das Regierungspräsidium eine Erledigung im Januar."

Ob damit aller Tage Abend ist?