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Vor Jazz in Town stecken Mario Biondi und Jan Garbarek das weite Feld des Rottweiler Festivals ab

Von Bodo Schnekenburger

Diese Woche liefert Jazzfest unterm Brennglas: Drei Tage, drei Veranstaltungen, die gewissermaßen Eckpunkte für das Rottweiler Festival sind.

Rottweil. Gestern Abend im Stall: Das Publikum feiert ausgelassen einen Sänger, der auf Englisch, Italienisch und ein bisschen Deutsch Überleitungen zelebriert, seinen Gästen einheizt – und sie nicht enttäuscht. Auch wenn es stellenweise wie ein Programm auf Zuruf wirkt – so ausgelassen geben sich die Besucher bei Mario Biondi – bleibt er seinem Konzept treu. Und wenn der Ruf "Volare" noch so laut vernehmlich durch die Halle tönt, Biondis Ding sind Soul-Songs, Klassiker, die er mit seiner faszinierenden Stimme – und natürlich seiner nonchalanten Bühnenpräsenz – begeistert und begeisternd serviert. Stellenweise wird das Konzert ein bisschen wie Pingpong-Spielen: Anweisungen, Tipps, Vorschläge, Meinungen fliegen von Publikum Richtung Bühne und werden postwendend beantwortet. Auch musikalisch übrigens, mit einer gut aufgelegten band, deren Mitglieder munter drauflos spielen, in den Stücken gut abgestimmt, in der Wirkung jeder für sich erlebbar.

Den Freitagabend eröffnet hatte ein Trio mit Heimrecht und – zumindest formal – Nostalgie-Potenzial. Anika Köse und Matthias Anton machten zusammen mit Philipp Mörke ihren Jazzbazar auf: ein buntes Sortiment mit Vokalperlen und kommentierenden Saxofon-Reprisen voller Intensität und Augenzwinkern zugleich.

"Intensität" ist auch das Stichwort für den Mittwochabend. Jan Garbarek, eines der Highlights des diesjährigen Jazzfestes, gab sich die Ehre. Dieses Mal im Stall, doch wer sich an den Auftritt von vor zehn Jahren, damals noch in der reichlich profanen Stadionhalle, erinnert, erlebte zumindest in einer Hinsicht ein Déjà-vu: Der Saxofonist kommt auf die Bühne, spielt ein paar Takte, vielleicht sollte man treffender sagen "gestaltet eine Melodielinie, die ein eigenes Klanguniversum um sich erzeugt", und hat das Publikum ganz in seinen Bann gezogen. Garbarek lebt auch in der Stallhalle die Musik, die ihn in gewisser Weise einzigartig macht. Er verbindet das Zelebrieren der Klanggestalten mit großer Präsenz, klopft bei ganz unterschiedliche Genres an die Türen, um ein paar prägnante Tonfolgen auszuleihen – und lässt das Ganze förmlich durch die Halle schweben. Dass ihm dabei hervorragende Solisten zur Seite stehen, die das Konzept mittragen, ist selbstverständlich.

Und der dritte Jazzfest-Eckpunkt? Der ist am heutigen Samstag. Dann wird nämlich die ganze Innenstadt zur Musikmeile: "Jazz in Town" lässt Rottweil in den Mai swingen.