Da staunen die Epfendorfer nicht schlecht, als überregionale Zeitungen berichten, ihre Gemeinde gehöre zu den Pleite-Kommunen. Foto: Zeger

Fehler vermacht Epfendorf eine Pro-Kopf-Verschuldung von rund 14.000 Euro. Daten inzwischen gesperrt.

Kreis Rottweil - In der sonntäglichen Lektüre hat’s Bürgermeister Peter Boch entdeckt: Sein Epfendorf gehöre zu den Pleite-Gemeinden. Die Pro-Kopf-Verschuldung liege bei über 14 .000 Euro. "Da hat es mich fast auf den Hintern gesetzt", erzählt er. Und nicht nur er rieb sich beim Anblick der Infografik die Augen, die die höchst verschuldeten Gemeinden im ganzen Bundesgebiet auflistet. Auf Platz sieben: Epfendorf.

Jeder der 3283 Einwohner habe hier 14 .100 Euro Schulden, berichtet die "Frankfurter Allgemeine" (FAZ) in ihrem Wirtschaftsteil. Stand: 31. Dezember 2012. Auf Platz eins und zwei finden sich Gemeinden aus dem Saarland, aus Baden-Württemberg ist Epfendorf als einzige Gemeinde gelistet. Auch der "Focus" zeigt eine Landkarte mit den Pleite-Gemeinden und titelt: "Schock für die Einwohner vieler Gemeinden" und "Hier stecken Deutsche in der Schuldenfalle".

Das Statistische Bundesamt hat den Schuldenstand der deutschen Kommunen zum Ende des Jahres 2012 verglichen, das Institut der deutschen Wirtschaft bereitete die Werte auf. "Fakt ist: die Zahlen sind falsch", stellt Boch richtig. Die Pro-Kopf-Verschuldung liege in Epfendorf bei gerade mal 534 Euro, im Jahr 2011 waren es 580 und im vergangenen Jahr 622 Euro. "Wir entschulden konsequent und dies bei immer weniger Einwohnern."

Wie kommen dann "Focus" oder "FAZ" dazu, solche Zahlen zu veröffentlichen und Epfendorf als eine Gemeinde mit "gewaltiger Schuldenlast" zu bezeichnen?

Der Fehler liegt beim Statistischen Landesamt in Stuttgart. "Die Zahlen sind grob falsch", stellt Franz Burger, Referatsleiter Staatsfinanzen klar. "Ich habe mich schon beim Bürgermeister entschuldigt und die Zahlen sperren lassen." Schuld an diesem Dilemma sei ein neues Berechnungsmodell. Dafür wurde nicht nur die reale Verschuldung einer Gemeinde berücksichtigt, sondern auch noch deren mittelbaren und unmittelbaren Beteiligungen.

Im vorliegenden Fall bedeutete dies, dass Epfendorf über den Gemeinde-Elektrizitätsverband Schwarzwald-Donau an der EnBW beteiligt ist. "Hier wurden 49,5 Prozent veranschlagt", erläutert Burger. Boch: "Wenn das so wäre, würde mir der Laden gehören." Die tatsächliche mittelbare Beteiligung liege bei rund zwei Prozent, sagt Burger. Die Verschuldung erhöhte sich durch diese Verschachtelung um das 20-fache. Epfendorf wurden so knapp 50 Millionen Schulden zugerechnet, tatsächlich liege die Kernverschuldung derzeit bei 1,58 Millionen Euro, so Boch. Er sagt: "Ich halte dieses Berechnungssystem für sehr fragwürdig." Und Burger ergänzt: "Das Modell war eine reine akademische Übung hier im Haus, eigentlich nicht zur Veröffentlichung gedacht".

Es sei das erste Mal, dass nach diesem neuen Modell gerechnet wurde, sagt Burger. "Dieser große Schnitzer ist hier bei uns im Landesamt passiert", räumt er unumwunden ein. Er sei "gottfroh", dass Bürgermeister Boch so verständnisvoll reagiert habe. "Der hätte uns echt durch den Fleischwolf drehen können."

Wenn seine Kollegen im Bundesamt aus dem Urlaub zurück seien, werde Burger weitere Schritte einleiten, um den Schaden zu beheben. Auch Stellungnahmen an die überregionalen Zeitungen sollen folgen.

S 21-Verkehr im Ortsteil Trichtingen, Zugunglück in Talhausen, Veröffentlichung falscher Zahlen der Pro-Kopf-Verschuldung: Bürgermeister Peter Boch kann sich für seine Gemeinde schönere Themen vorstellen. "Ich finde es ja gut, wenn Epfendorf in der Presse ist, aber bitte positiv."

Boch: Das Alleinstellungsmerkmal ›Pleite-Gemeinde in Baden-Württemberg‹ ist mir nicht so wichtig", meint Boch schmunzelnd.

Seinen Humor hat der Bürgermeister nicht verloren.