Für Grundschulkinder gibt es eine neue Mitmachausstellung. Fotos: FhF+Auswege Foto: Schwarzwälder-Bote

Prävention: FhF realisiert Ausstellung / Vorpremiere an Eichendorffschule

Die Mitmachausstellung Standpunkte, die der Verein "Frauen helfen Frauen + Auswege (FhF)" mit fast zwei Jahren Vorlaufzeit als Präventionsbaustein zum Schutz vor sexuellem Missbrauch konzipiert hat, ist nun aufgebaut.

Kreis Rottweil. FhF ist seit dem Jahr 2012 auch als Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch tätig. Dabei wurde den Verantwortlichen der Mitteilung zufolge schnell klar, dass nicht nur unbürokratische und schnelle Hilfe für Betroffene im Kreis Rottweil notwendig ist, sondern in gleicher Weise das Engagement zur Verhinderung neuer Taten.

So wurde die Prävention als wesentliche Säule der Arbeit erkannt und nunmehr in einer Mitmachausstellung für Kinder im Grundschulalter umgesetzt. Die Ausstellung besteht aus fünf Stelen mit mehreren Seiten, die Aufgaben zu den Themen "Gefühle", "Berühren", "Körper", "Nein/Ja sagen", "Geheimnisse/Hilfe holen" bieten.

Die Kinder können dort im wahrsten Sinn des Wortes ihren Standpunkt erfahren und überdenken, indem sie in Partnerarbeit die an sie gestellten Aufgaben lösen. Wer sich selbst kennt und wer im Spiel mit anderen das Erkennen von Gefühlen, Kommunikation und das Zugehen aufeinander, aber eben auch die Abgrenzung von anderen geübt hat, kann dies mutig und stark seinen Mitmenschen gegenüber vertreten.

Gestärkte Kinder sind besser geschützt gegen ungewollte Eingriffe in ihre Lebensbereiche und sie sind, sollten sie doch zu Betroffenen werden, eher in der Lage, sich Hilfe zu holen – das ist der wichtige Gedanke, der dem Konzept der Ausstellung zugrunde liegt.

Derzeit ist die Ausstellung in der Eichendorffschule in Rottweil aufgebaut. Dem vorangegangen waren jahrelange Überlegungen des Vereins, wie das Projekt finanziert werden kann. Die Entscheidung fiel nicht leicht, wurde aber trotz – wie die Verantwortlichen erklären – "noch nicht umfänglich gesicherter Finanzierung in der Hoffnung auf Sponsoren" zugunsten des Projekts gefällt, "weil es im Landkreis Rottweil bislang nichts Entsprechendes gibt und weil der Schutz der Kinder vor sexuellem Missbrauch eine große gesellschaftliche Aufgabe ist, die beherzt angegangen werden muss".

Kinder arbeiten mit großer Freude und Engagement an den Stelen

So wurde dann in vereinsinterner Arbeit, mit besonderem Engagement der Sozialpädagogin und Erzieherin Annika Erath, die Idee entwickelt, der Name für das Projekt gesucht, die Inhalte wurden festgelegt, die Umsetzung wurde erarbeitet.

Zwischenzeitlich wurden die Ausstellungsidee und der Bau der Stelen dankenswerterweise durch die Sparkassenstiftung, die Bürgerstiftung Rottweil und den Lions Club Donau-Neckar unterstützt. Der Verein hofft allerdings auf weitere noch benötigte Förderung. Die Ausstellung soll nun für jeweils etwa vier Wochen an den Grundschulen des Landkreises zu Gast sein.

Die Eltern werden im Rahmen eines vom Verein FhF+Auswege gestalteten Elternabends informiert, die Lehrer der jeweiligen Schule werden in einer Fortbildung auf ihre Aufgaben bei der Begleitung der Schüler während der Ausstellungszeit vorbereitet.

Mirjam Storz, die Rektorin der Eichendorffschule, fasste die bisherigen Eindrücke ausgesprochen positiv zusammen: die Ausstellung thematisiere Inhalte, die im Bildungsplan verbindlich vorgesehen sind. Die Kinder arbeiteten mit großer Freude und Engagement an den Stelen.

Storz ordnet die Herangehensweise der Ausstellung an die zu bearbeitenden Themen als sehr pädagogisch ein – die Kinder werden auf verschiedenen Lernkanälen angesprochen und zur Reflexion und Selbsterfahrung angeregt. Es sei zusammengefasst eine große Bereicherung, das Thema des sexuellen Missbrauchs auf diese ganz eigene Weise anzugehen.

Nach dieser Vorpremiere in den Wochen an der Eichendorffschule sollen die Standpunkte im nächsten Schuljahr an weiteren Schulen zu Gast sein. Die Erfahrungen aus der Erstaufstellung sollen noch eingebracht werden, bevor die offizielle Eröffnung in einer Feierstunde im Herbst begangen werden soll.