Hier am Stallberg – diesen Eindruck vermitteln die Diskussionen – hätte niemand etwas gegen ein Gefängnis. Foto: Nädele

Vater aller Gefängnis-Standorte geistert bei Gegnern wie Befürwortern weiter durch die Diskussionen.

Rottweil - Die Bürgerversammlung zum Gefängnisneubau im Esch ist über die Bühne. Im Rathaus in Rottweil läuft jetzt die Nachbereitung, denn für das Land soll bis Mitte Juni die "Bewerbungsmappe" fertig sein mit den Ergänzungen der Standorterläuterungen.

"Wir respektieren, dass sich Rottweil so einsetzt." Aus der Äußerung von Villingendorfs Bürgermeister Karl-Heinz Bucher am Runden Tisch könnte ein Lob herausgehört werden. Trotzdem ließ er keinen Zweifel daran, dass in seiner Gemeinde das Esch als "grottenschlechter Standort" gesehen wird, als eine Kröte, die geschluckt werden müsse, weil es eben der letzte Standort im Rennen auf Rottweiler Gemarkung ist. Für Hochwald und Bitzwäldle ruht nach der Favorisierung des Eschs bekanntlich das Verfahren.

Solche, wie auch andere Kritik am Standort zwischen Rottweil, Dietingen und Villingendorf wird im Protokoll zur Versammlung nachzulesen sein, die derzeit angefertigt werden. Spätestens bis zur Gemeinderatssitzung soll es fertig und dann übrigens für jeden im Internet einzusehen sein. Die beiden Protokolle werden aber auch Teil der Gesamtdokumentation, die die Stadtverwaltung Mitte Juni der Landesregierung übergeben will.

Immer wieder tauchte in den Gesprächen – am Runden Tisch wie in der Bürgerversammlung, von Gegner wie Befürwortern des Esch – das Stichwort Stallberg auf. Obwohl die Absage von der alten Landesregierung aus dem Jahr 2008 herrührt, obwohl dieser Standort auch in der mittlerweile pensionierten Bewertungsmatrix von einer Bebauung ausgeschlossen war und obwohl auch die neuen, grün-roten Entscheidungsträger in den vergangenen Jahren nie neue Hoffnung für den Stallberg aufkommen ließen. Der Vater aller Standorte und aller nachfolgenden Suchen hält sich beharrlich.

Um eine Erklärung für dieses Phänomen war Staatsrätin Gisela Erler nicht verlegen. Am Runden Tisch wie auch abends in der Stadthalle bei der Bürgerversammlung machte sie keinen Hehl daraus, dass es Ministerialdirigent Thomas Knödler 2008 versäumt habe, das Aus für den Stallberg entsprechend zu erklären. Offen blieb die Frage, warum es in der Folge bis jetzt gedauert hat, dies nachzuholen. Die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung ist immerhin schon vier Jahre im Amt. Eine denkbare Erklärung: Erler räumte ein, dass in Stuttgart der Stellenwert dieses Standorts für Rottweil lange Zeit nicht geläufig gewesen sei. Dann, als ihr dies bewusst geworden ist, "habe ich mehrere Vorstöße unternommen, um den Stallberg zu reaktivieren".

Indes: Auch Erler hat sich in Gesprächen mit Fachleuten und Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der ihr das mit dem Anhydrit und dem quellfähigen Material, als ehemaliger Chemielehrer, anschaulich habe erklären können, in der Zwischenzeit überzeugen lassen. Ja, es wäre möglich, dort zu bauen, räumte die Staatsrätin ein, aber das Risiko wäre trotz aufwendiger Maßnahmen nie ganz auszuschließen. In der Bürgerversammlung untermauerte Edwin Dalibor, stellvertretender Leiter des Amtes Vermögen und Bau in Konstanz, dies noch. Für die langen Gebäuderiegel des Gefängnisses – der Bau mit den Werkstätten ist 200 Meter lang – wäre so ein Untergrund noch bedeutend problematischer.

"Wenn ich vernünftig bin, nehme ich nicht den Standort, der immer problematisch sein wird", verwies sie auf Beispiele mit Tunneln in Stuttgart oder auch der A 81 bei Oberndorf mit ständigem Sanierungsbedarf. "Und es gibt ja mit dem Esch und mit Meßstetten Alternativen zum Stallberg", bat sie die Entscheidung des Landes zu akzeptieren, das Gefängnis nicht an einem Standort zu bauen, "wo ständig der Griesbrei kocht".