Oberbürgermeister Ralf Broß (rechts) hat vom Göllsdorfer Rat erneut eine Hausaufgabe mit auf den Weg bekommen. Links daneben: Ortsvorsteher Wolfgang Dreher, der sich in der Hallen-Diskussion merklich zurückhält. Fotos: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Göllsdorf debattiert weiter über das Ausmaß einer neuen Halle / Kluft innerhalb des Dorfs tut sich auf

Von Anja Schmidt

Rottweil-Göllsdorf. Die Göllsdorfer Halle geht in eine weitere Runde. Wieder soll ein Entwurf von der Stadtverwaltung vor der Entscheidung geprüft werden. Der Beschluss zum Neubau der Mehrzweckhalle wurde vertagt. So richtig überraschte das nicht. Die Diskrepanz zwischen den Interessen der Kultur und dem Sport allerdings schon.

Wie bereits berichtet, lag den Räten bei ihrer jüngsten Klausurtagung nicht nur der von der Stadt favorisierte Entwurf zur Mehrzweckhalle mit den Maßen 15 mal 27 Meter vor, sondern außerdem ein Entwurf in den Maßen 22 mal 27 Meter, der ein wettbewerbstaugliches Training erlaubt, aber den Kostenrahmen um 600 000 Euro überschreitet.

Dieser weckte deutlich mehr Interesse. Die Halle entspreche einstimmig den Vorstellungen der Räte, informierte Matthias Bergmann. Um dem Kostenrahmen näher zu kommen, habe man daher Stefan Hermann von Fachbereich aufgefordert, entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Hermann kam dem auch nach. Allerdings ohne erhebliche Einsparungen zu erzielen.

Für Bergmann, der in jüngster Sitzung als Wortführer auftrat, unbefriedigend: "So können wir keine Entscheidung treffen." In der Klausur habe man sich schließlich einstimmig dafür ausgesprochen, dass ein Beschluss erst getroffen werden könne, wenn die abgespeckte Form vorliege. Aus seiner Überzeugung wären Einsparungen zwischen 200 000 und 300 000 Euro möglich, wenn die Breite der Halle um zwei Meter gekappt würde. Mehrheitlich stimmten die Räte der Beschlussvertagung zu, allerdings mit Enthaltungen und einer Gegenstimme von Ortsvorsteher Wolfgang Dreher.

Fast ungehört verklang der Appell der Göllsdorfer Kulturtreibenden, die der Sitzung als Gäste beiwohnten. Für eine gute Akustik brauche man dringend eine festinstallierte Bühne, sagte die Vorsitzende des Musikvereins Göllsdorf Bärbel Österle. Vorgesehen oder möglich ist sie in der wettbewerbstauglichen Halle aber nicht. Auch in der 15 mal 27 Meter großen Halle droht der festen Bühne der Rauswurf.

Der Anbau, mit dem die Stadt die Halle um vier Meter für eine feste Bühne verlängern möchte, sollte auf Anraten von Jürgen Schneider auch als Spielfläche genutzt werden. Die dadurch erreichten 31 Meter Spielfläche wären für den Spielbetrieb von erheblichem Vorteil. Bergmann wusste diese Anregung zu rechtfertigen: Etwa zwölfmal im Jahr werde die Halle von Kulturtreibenden genutzt, täglich hingegen von den Sporttreibenden.

Ein Musikvereinsmitglied schüttelte daraufhin nur den Kopf: "Wo bleibt da der Kompromiss?", oder anders formuliert: Entscheiden die Göllsdorfer überhaupt noch über eine Mehrzweckhalle? Während der Hallenwart der Gemeinde korrigierte: "In diesem Jahr war die Kultur schon 15 Mal in der Halle vertreten" und Ludwig Kohler auf die zahlreichen Besucher von Veranstaltungen hinwies, machte Oberbürgermeister Ralf Broß deutlich, dass logistische Gründe dagegen sprächen. Werde auf eine feste Bühne verzichtet, sei eine bewegliche notwendig. Für die stehe aber kein weiterer Lagerraum zur Verfügung oder es müsse mit Mehrkosten gerechnet werden.

Noch mehr Zeit für die Entscheidung erhoffte sich daraufhin Martin Viereck. Ihm als Neuling im Gremium fehle es an Informationen. Beispielsweise war ihm die Argumentation der Kulturtreibenden neu. In der Tat meldeten sich die Musikvereinen in den zurückliegenden Monaten kaum zu Wort. Im Bauausschuss, der sich intensiv mit einer wunschgerechten Halle befasste, saß nur ein Vertreter aus der Kultur.

Bis zur nächsten Ortschaftsratssitzung in vier Wochen solle eine Sitzung mit Stefan Hermann stattfinden. Mit einer abgespeckten Version, die ein wettbewerbstaugliches Training erlaubt, sich aber nicht wesentlich über den Kostenrahmen von 3,3 Millionen Euro bewegt, will Bergmann dann in den Gemeinderat gehen. Ob die Ortschaftsräte dem zustimmen, bleibt abzuwarten. Von den vielen Zuschauern im Feuerwehrhaus wurde Bergmann jedenfalls mit Beifall unterstützt. Die Normalhalle sieht Bergmann nur als Ersatzlösung, die dann greife, wenn die gewünschte abgelehnt werde.