Grafik: Stadt Rottweil/Montage: Obergfell      Foto: Schwarzwälder-Bote

Baugebiet: Vorentwurf für 20-Hektar-Areal am Wasserturm liegt vor / Feldlerche braucht neuen Lebensraum

Es sind Dimensionen, die auch erfahrene Planer als "ungewöhnlich" bezeichnen: Auf 20 Hektar Fläche entsteht unterm Wasserturm ein Baugebiet mit 157 Grundstücken für rund 330 Wohneinheiten. Die Feldlerche braucht nun allerdings ein neues Zuhause.

Von Corinne Otto

Rottweil. Von "Bellevue-Grundstücken auf dem grünen Rücken" der Stadt schwärmt Planer Johann Senner am Mittwoch im Bauausschuss bei der Vorstellung des Planentwurfs. Nachdem im Gebiet Spitalhöhe-Ost nur noch wenige Bauplätze übrig sind, wird nun erstmals konkret, wie die weitere Erschließung westlich der Imster Straße aussehen soll.

46 Vogelarten im Gebiet

Olga Gozdzik vom Stadtplanungsamt macht den Räten vorab deutlich, was das Planungsteam vor allem beschäftigte: die Anforderungen an die Grundstücke im ländlichen Raum – deren Größe variiert nun zwischen 400 und mehr als 1000 Quadratmetern –, die Zugänge in das Gebiet von Ost und West, die Übergänge zur Imster Straße, die komplexe Entwässerung und – ganz wesentlich – die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen. Tatsächlich wurden in dem Gebiet 46 Vogelarten beobachtet, davon 37 Brutvögel.

Ausgleich in Göllsdorf

Das Baufeld muss deshalb außerhalb der Brutzeiten freigemacht werden – für die Feldlerche und den Neuntöter ist erhöhter Aufwand nötig: Als Lebensraum für die Lerche werden drei Flächen in Göllsdorf als "Buntbrachen" angelegt. Für den Neuntöter wird eine zehn Meter lange Hecke gepflanzt. Insgesamt gilt es, 500 000 Ökopunkte auszugleichen – Flächen dafür zu finden, ist allerdings schwierig.

Ohnehin hätten die Ortsteile statt neuer Hecken wohl lieber, dass es auch bei ihnen in Sachen Baugebiet – Stichwort Brunnenäcker in Göllsdorf – zügig weiter vorangeht. Dass nun in der Kernstadt in Sachen Bauland im großen Stil zugeschlagen wird, stößt manchen übel auf. Nicht zuletzt auch, weil man parallel dazu bemüht ist, Baulücken in kleineren Gemeinden zu füllen.

Einzelhäuser bevorzugt

Der große Stil auf der Spitalhöhe sieht so aus: Über Sammelstraßen mit 5,50 Metern breiter Fahrbahn (plus Parkstreifen und Gehweg, macht 11,50 Meter Gesamtquerschnitt) in Ost-West-Ausrichtung wird das Gebiet erschlossen, kleinere Spielstraßen in Nord-Süd-Richtung verlaufen vom Wasserturm aus gesehen strahlenförmig. Im Norden des abfallenden Geländes ist Geschosswohnungsbau vorgesehen (geschätzt 130 Wohneinheiten), westlich davon ist Platz für verdichtete Bauweise, also Reihenhäuser (46 Wohneinheiten), 106 Grundstücke sind für Einzelhäuser mit ein oder zwei Wohnungen ausgewiesen (geschätzt 160 Wohneinheiten).

Stadtrat Günter Posselt (CDU) bezweifelt, dass es überhaupt Bedarf für Reihen- und Doppelhäuser gibt. Anfragen hierfür, so heißt es von Seiten der Verwaltung, liegen nicht vor. Im Abschnitt Ost hat man die Erfahrung gemacht, dass hauptsächlich Einzelhäuser gefragt sind. 80 Bauwillige stehen bereits auf der städtischen Interessentenliste für den neuen Abschnitt.

Variable Dachformen

Ihnen will man, was die möglichen Dachformen angeht, vielfältige Optionen lassen: Flach- und Pultdächer sind ebenso denkbar wie Satteldächer, auch gegenläufig versetzt, informierte Planerin Sabine Geerds vom Büro Planstatt Senner. Die maximalen Höhen liegen bei den Wohnblöcken am Nordrand bei 13 Metern, der Block direkt an der Imster Straße darf nur zwei Vollgeschosse plus Stapeldach und zehn Meter Höhe haben. Gebäude mit Flachdächern dürfen sieben Meter Höhe nicht überschreiten, mit Satteldach 8,50 Meter.

Knifflige Entwässerung

Lange getüftelt wurde am Entwässerungskonzept: Das Regenwasser muss getrennt vom Schmutzwasser abgeleitet werden, hierfür werden mehrere große Retentionsbecken unterhalb des bestehenden Feldwegs angelegt. Laut Ingenieur Wolfgang Uhlmann von "Pirker und Pfeiffer" wird das Wasser über Kanäle unter dem Feldweg hindurch in die Becken geleitet, von dort erfolgt die Ableitung über den Klosterbach und Holdersbach in den Neckar. Bei Stadtrat Ralf Armleder (SPD) klingeln da die Alarmglocken: Am Einlauf des Holdersbach habe man ohnehin schon alle paar Jahre Hochwasser. Laut Uhlmann ist das Problem bekannt – geeignete Maßnahmen seien eingeplant.

Dennoch: Hier und da muss noch gefeilt werden am Entwurf. Günter Posselt wünscht sich beispielsweise eine weitere Fuß- und Radwegeverbindung Richtung Süden. Auch wie das Thema Solaranlagen auf Dächern behandelt wird, ist noch nicht raus. "Das hier ist noch nicht in Stein gemeißelt", betont Sabine Geerds über den Entwurf.

Ausschreibung 2016

Die jetzige Fassung für das Gebiet "Spitalhöhe – Quartier Mitte und West" geht nach einstimmigem Beschluss des Ausschusses jetzt in die frühzeitige Öffentlichkeits- und Bürgerbeteiligung. 2016 steht dann die Ausschreibung der Erschließung an – wenn es wirklich gut läuft. Bauwillige müssen sich auf jeden Fall noch ziemlich gedulden.