Re Yan Kim und Julia Guhl beeindrucken ihr Publikum beim Dreiklang-Konzert im Kapuziner. Foto: Friedrichs Foto: Schwarzwälder-Bote

Dreiklang: Julia Guhl und Re Yan Kim bestechen im Sonnensaal mit fein abgestimmtem Spiel

Leidenschaftlich und wehmütig, kraftvoll-klar und weich oder leicht und die schweren Tiefen auslotend – Julia Guhl und Re Yan Kim begeisterten am Sonntag beim Dreiklangkonzert das Publikum im Sonnensaal des Kapuziners.

Rottweil. Der Komponist Johannes Brahms widmete seine beiden Klarinettensonaten, drei Jahre vor seinem Tod 1894 entstanden, dem Soloklarinettisten der Meininger Hofkapelle, Richard Mühlfeld. Im gut besuchten Dreiklangkonzert gab die Klarinettistin Julia Guhl zusammen mit der Pianistin Re Yan Kim in der Klarinettensonate Nr. 1 den Klarinettenpart solistisch überzeugend wieder, wie er vermutlich Brahms vorgeschwebt hatte. Beide Musikerinnen bauten den ersten etwas sperrig angelegten Satz im Wechsel zwischen leidenschaftlichen Tempi und langsamen klagenden Passagen auf – die Klarinette in weichem Ansatz vor allem in den Tiefen, der Klavierpart durch kraftvoll-klaren Anschlag – und beendeten ihn in wehmütiger Stille. Die Sätze zwei bis vier in leichterem Charakter ließen die Hörer vor allem im Andante teilhaben an der melodiös weichen Melodieführung und dem Dialog der Instrumente.

Spielerisch graziös gestalteten beide den in Dur geschriebenen Ländler. Hier überragte das Klavier solistisch bestechend, um im Finale nochmals im Wechsel aufzutrumpfen, die Schwere des Anfangssatzes wieder aufgreifend, bevor beide den f-moll-Charakter des Werks mit rassanten Tempi in F-Dur auflösten.

Ganz der spätromantischen Tradition des 19. Jahrhunderts verpflichtet erwies sich die Introduction et Rondo pour Clarinette et Piano B-Dur des Franzosen Charles-Marie Widor. Hier kamen die Instrumente einzeln voll zur Geltung. In schnellen Läufen und Trillern, in Synkopen, in spritzigem Staccato, überzeugten beide Solistinnen in perfektem Spiel.

Der zweite Teil des Konzertabends begann mit den Dance Preludes des Polen Witold Lutoslawski, die er 1959 komponiert hatte. Es sind kurze, atmosphärische Texturen, die beide Musikerinnen in großer Leichtigkeit, fast zart zurückgenommen vortrugen. Wunderbar lotete Julia Guhl die schwere Tiefe ihres Instruments aus, während Ye Ran Kim am Klavier kontrapunktisch in extremen Läufen brillierte. Die Modernität dieses Werkes tat dem Genuss keinen Abbruch.

Als Höhepunkt erwies sich das Grand Duo Concertant Es-Dur von Carl Maria von Weber. Auch dieses Werk von 1815/16 ist einem Klarinettengenie, dem Münchner Klarinettisten Heinrich Baermann, gewidmet. Gleichzeitig verweist das Grand Duo in kammermusikalischer Besetzung bereits auf symphonische Werke im Opernstil. Im Allegro con fuoce bestachen beide Solistinnen durch fein aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel. Der zweite langsame Satz ähnelt einer Opernszene in italienischer Manier, die Klarinette singt eine Cavantina zur streicherhaften Begleitung des Klaviers. Dieses Lied gestalteten beide sehr geschlossen und harmonisch anrührend von einem kurzen, dramatischen Klaviersolo unterbrochen.

Spieltechnische Finessen konnten beide Musikerinnen im Rondofinale zum Besten geben: duettierend überschlugen sich Klarinette und Klavier mit extremen Tempiwechseln, großer Tiefe der Klarinette und virtuos sich ins Crescendo steigernde Klavierläufe, ein nahezu atemberaubendes Finale.

Lautstarker Beifall war den beiden Musikerinnen gewiss. Den Dank gaben sie mit einer Zugabe, dem vierten Satz aus den Fantasiestücken des skandinavischen Komponisten Niels Gade, zurück.