Wenn Interessen des Denkmalschutzes auf Realitäten, auf Vorschriften, Verwaltung und Gemeinderat treffen

Rottweil (apf). Männer des geschliffenen Wortes sind sie alle Drei. Wenn sie sprechen, paart sich Eloquenz mit Information. So geschehen bei der Mitgliederversammlung des Rottweiler Geschichts- und Altertumsvereins, als Markus Schellhorn (Vorsitzender), Jürgen Mehl (Mitglied des Sanierungsbeirats) und Werner Guhl (Bürgermeister) das Wort ergreifen.

Der Wunsch der Vereinsspitze nach Dialog und Gedankenaustausch mit der Stadt wird an diesem Abend dank Guhl prompt erfüllt. Und hier klingen auch die unterschiedlichen Ansätze von Verein, für den der Denkmalschutz naturgemäß im Vordergrund steht, und Stadt (inklusive Gemeinderat), die (auch) andere Interessen vertreten oder vertreten müssen (Vorschriften von oben), an.

So kann es denn zu Vorgängen kommen, die als unglücklich beschrieben werden. Wie die Causa um das Haus Friedrichsplatz 16. Aktueller Stand der Dinge: Die Baugenehmigung für die Feuerschutztreppe wurde erteilt, die geplante Kindertagesstätte werde "sehr wahrscheinlich" (Guhl) nicht kommen. Jürgen Mehl spricht ihre Finanzierung an. Ob dennoch eine Außentreppe (wie an der Musikschule oder am Hintereingang des Zimmertheaters) gebaut werde, sei Sache des Eigentümers des denkmalgeschützten Hauses, betont Werner Guhl.

Anderes Beispiel: Gastronomie in der Villa Duttenhofer. Markus Schellhorn kritisiert den geplanten Anbau und befürchtet, dass die Parkanlage wegen des Anbaus Bäume verliere. Guhl sieht als Alternative den Verkauf des Gebäudes an, weist aber auf einen Gemeinderatsbeschluss hin, der sich für Gastronomie ausgesprochen habe. Und ein Restaurant sei nach Erfahrungen der Vergangenheit nun mal ohne Anbau nicht rentabel.

Jürgen Mehl spricht neben dem "Riesenbaby" Aufzugtestturm, das am Wachsen sei, die "Turm-Altenpflege" an, die sich die Stadt sehr viel für ein Wahrzeichen, Schwarzes Tor, kosten lasse (1,2 Millionen Euro bei einem Landeszuschuss von etwa einer halben Million Euro). Er erwähnt auch, dass die Fußgängerpassagen – eine trägt den Namen Otto Burgers – einst wegen des Autoverkehrs entstanden seien: 1910 auf der Nord- und 1970 auf der Südseite. Zusatz: Eigentlich bräuchte man sie seit der Fußgängerzone 1996 nicht mehr.

Ein weiterer Punkt, über den sich der Geschichts- und Altertumsverein Gedanken gemacht hat, ist das Fangnetz an der Hochbrücke. Kein einfaches Unterfangen an einem ehrwürdigen Bauwerk: Pfeiler aus dem 13. Jahrhundert, Bögen aus dem 18. Jahrhundert, Verbreiterung der Brücke wegen des Straßenverkehrs in den 1950er-Jahren.

Die Gedanken über die Zukunft des Spitals, ein Gebäudekomplex, der aus vier Teilen besteht, und den Rückzug einer Agenda-Gruppe werden erwähnt. Die Frage, wem gehöre die Innenstadt (Feiern? Wohnen? Aktiv? Kontemplativ?) in Verbindung mit dem "Hilfeschrei aus dem Haus Balle", wird aufgeworfen. Helfe nur noch das Verbarrikadieren während allgemeiner Innenstadtfestivitäten in Anbetracht des Axioms, steige der Alkoholspiegel, weite sich der rechtsfreie Raum aus?

Werner Guhl sagt, dass die Stadt grundsätzlich relativ wenig Einflussmöglichkeiten habe, wenn sich Gaststätten zusammenschließen und eine Partynacht organisieren. Immerhin seien die "langen Partynächte" von drei im Jahr auf eine reduziert worden.

Wie intensiv der Dialog der Stadt mit dem Verein geführt wird, steht bei kommenden Vorhaben auf dem Prüfstand wie die Nachnutzung des oberen Solebads, der Fortbestand des historischen Ensembles der alten Mühle in der Au (Guhl: "Alle Ansprüche können wir mit unseren Finanzen nicht befriedigen") oder die Dimension des "Neckar-Center". Werde man Rücksicht bei Höhe und Dach auf den Blick auf die Stadt nehmen?

Nach Guhls Wunsch, die Einzelfalldiskussion (nicht jeden Sündenfall diskutieren) zu verlassen, nimmt der Bürgermeister eine konkrete Anregung mit. Die Mitgliederversammlung spricht sich einmütig dafür aus, die Lorenzkapelle zwei feste Stunden am Sonntag für die Allgemeinheit zugänglich zu machen.