In der Rottweiler Vhs wird es Eng. Foto: Otto

VHS auf Rekordhoch. Zusätzliche Räume müssen angemietet werden. Neue Formate kommen.

Rottweil - Bei der Volkschochschule Rottweil geht es rasant aufwärts: Mit 10 000 Unterrichtseinheiten rechnet Leiter Andreas Frankenhauser für 2017. Das ist absoluter Rekord – der zur Folge hat, dass das Gebäude total ausgelastet ist. Es müssen zusätzlich Räume angemietet werden.

VHS-Leiter Andreas Frankenhauser sorgte mit seinem Bericht am Mittwochabend im Gemeinderatsausschuss für höchst erfreute Mienen. Als Grund für die steigenden Zahlen nannte er zum einen die zahlreichen Integrationskurse, die angeboten werden, zum anderen aber auch stetige Neuerungen wie beispielsweise die Veranstaltungsreihen zu speziellen Themen. Er erinnerte an die Schwerpunkte Justiz – aus Anlass der Diskussion um den JVA-Neubau, Viererbund – passend zum Narrentag, und das Thema "Einwanderungsland Deutschland". Für das Herbstsemester 2017 ist aus Anlass des Jahrs der Türme und der Eröffnung des Testturms das Semesterthema "Rottweiler Industriegeschichte: Von den Mühlen bis zum Testturm" vorgesehen. Ein Vortrag der Reihe wird sogar auf dem Testturm stattfinden.

Eine wichtige Rolle spiele auch das Qualitätsmanagement und die Kundenzufriedenheit. Die VHS hat jüngst ein Qualitäts-Zertifikat erhalten. Bei einer Kundenumfrage hat die Einrichtung überwiegend Bestnoten erhalten.

Integrationskurse ein mächtiger Posten

Positive Auswirkungen der Bemühungen sind laut Frankenhauser auch bei den Firmenkursen zu spüren. Im Jahr 2013 war bei der VHS gerade mal ein Firmenkurs gebucht worden, 2016 waren es 23, in diesem Jahr sind es schon jetzt 19. Gefragt seien vor allem Sprach- und Gesundheitskurse.

Der VHS-Leiter ging auch näher auf die Integrationskurse ein. Der ursprüngliche Anspruch, vier Integrationskurse pro Jahr zu starten, sei weit übertroffen worden. Derzeit laufen acht Integrationskurse an der VHS – vier allgemeine, vier mit Alphabetisierung. Rund 160 Teilnehmer lernen an der VHS Vollzeit Deutsch. Im Herbst soll es mindestens zehn Integrationskurse geben. Für diesen Bereich wurde eigens eine neue Stelle geschaffen, berichtete Frankenhauser, und betonte: "Die Stelle ist über Mehreinnahmen aus den Kursvergütungen komplett refinanziert." Leiter des Integrationskursbüros ist Philipp Marquardt.

Da die Integrationskurse aber nicht nur ihn tangieren, sondern alle VHS-Mitarbeiter, sei die Personalsituation "äußerst angespannt". Außerdem fehlen Unterrichtsräume. "Wir müssen zusätzlich Räume auf dem privaten Mietmarkt suchen", verdeutlichte der VHS-Leiter die Situation.

Trotz aller Anspannung gelang es der VHS, auch neue Formate zu entwickeln. So startet laut Frankenhauser im Herbstsemester 2017 das "Arzt-Patienten-Forum" in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. In jedem Semester seien etwa drei Vorträge zu medizinischen Themen von Ärzten der Region vorgesehen, die im Festsaal des Alten Gymnasiums stattfinden. Neu sind außerdem die Reihen "VHS für Europa" und "Meine digitale Welt" – ein Format, das sich aus dem Senioren-Computer-Café heraus entwickelt hat.

Eine Annäherung der Rottweiler an die israelitische Kultusgemeinde erhofft sich der VHS-Leiter durch ein weiteres Novum: Ab Herbst sollen Führungen durch die neue Synagoge angeboten werden, die vom Rabbiner geleitet werden. Eine neue Kooperation startet ebenso mit dem Central-Kino. An jedem ersten Sonntag im Monat wird ein aktueller Kinofilm in Originalfassung gezeigt. Die Filme sollen den Sprachunterricht unterstützen.

Die Stadträte waren voll des Lobes über die Entwicklung. Die etwas altertümlich klingende "Volkshochschule" sei mittlerweile ein moderner Bildungsbetrieb, freute sich Ingeborg Gekle-Maier (Grüne). Man merke, dass eine "innovative Kraft" am Ruder sei, lobte auch SPD-Sprecher Arved Sassnick. Monika Hugger von der CDU-Fraktion merkte an, dass das VHS-Angebot "den Nerv der Bewohner" treffe und hob, ebenso wie Heide Friederichs (FFR), besonders die große Leistung im Bereich der Integrationskurse hervor.

FDP-Stadtrat Michael Gerlich freute sich insbesondere über das neue Vortragsangebot auf dem medizinischen Sektor: "Endlich mal weg von diesen ganzen Globuli-Fachberatern", meinte er. Oberbürgermeister Ralf Broß merkte mit Blick auf Gerlichs Beruf schmunzelnd an, dass man "Chirurgie" tatsächlich noch nicht im VHS-Angebot gehabt habe. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.