Unter der Leitung von Robert Kopf begeistern die Windphonics auch beim sechsten Konzert ihr Publikum begeistert.. Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Auch im sechsten Jahr sind der Elan der Windphonics und die Liebe zum künstlerischen Detail ungebrochen

Von Bodo Schnekenburger

Rottweil. Für Freunde sinfonischer Blasmusik in der Region ist der jährliche Auftritt der "Windphonics" inzwischen fester Termin im Kalender. Am Samstag war es wieder so weit: In der Stadthalle luden die jungen Musiker zum Konzert.

Es ist schon erstaunlich, welches Programm in so einer Projektphase erarbeitet werden kann. Was Orchestersprecher Simon Busch am Ende andeutete, brauchte denn auch keine weiteren Erklärungen. Besonderer Dank galt dem künstlerischen Leiter Robert Kopf, der den Musikern zwar "auch für uns anstrengende Proben", mit ihnen aber dem Publikum einen überaus gelungenen Konzertabend bescherte.

Die Literatur ist anspruchsvoll, reicht teilweise in kühner Melodik in die Moderne, arbeitet, an mancher Stelle ironisch gebrochen, aber auch volkstümliche Wurzeln unterschiedlicher Kulturkreise heraus. Viel Detailarbeit, die Inszenierung kleiner Nuancen in einem ungebrochen stimmigen Gesamten bedarf neben Können eben auch der Übersicht. Das eine hat er und das andere nie verloren.

So lässt sich ein Konzert aufführen, das zunächst noch etwas kantig, dann zunehmend organisch mit dem Krönungsmarsch aus Meyerbeers "Der Prophet" begann. Dem glanzvollen Auftakt schickten die Windphonics das erste Hauptwerk des Abends nach: In der "Fifth Suite" von Alfred Reed wurde den Gästen ein vielgestaltiges Erlebnis serviert, bei dem beispielsweise es gelang, den launig gespielten ersten Satz mit delikaten Details zu spicken, nach der verhaltenen Sarabande im dritten Satz ungeheure Spannung aufzubauen.

Diese sollte im nächsten Stück, "Sleep" von Eric Whitacre, noch einmal gesteigert werden. Starke Dynamik, das kompromisslose Nebeneinander durchkomponierter Klangkörper, das den Kontrast zur organisch entwickelten Wirkung der aus dem Nichts aufsteigenden Eröffnungsschicht noch erhöhte, war beeindruckend. Zäsuren waren in diesem Fall bis an die Grenze des Vertretbaren gehaltene Pausen, nicht Ruheraum für inneren Nachklang, sondern unhörbare und doch laut vernehmliche Ankündigung des jeweils Folgenden.

Dann wurde es wieder leichter. Druckvoll, dennoch distinguiert entließen die Musiker das Publikum mit Thomas Doss’ "Montana Fanfare" in die Pause. Danach blieben die Kontraste und die ebenso souverän wie differenziert ausgespielte große Anlage der Stücke, allerdings war der zweite Teil nicht mehr so fordernd – fürs Publikum: Es durfte die kunstvolle Ausarbeitung südamerikanischer Tanzmusik genießen, den zum Hymnus verklärten Gesang einer irischen Weise, den trotz großer Besetzung locker mit starker Dynamik und viel Zug gespielten Jazzklassiker "Birdland" und schließlich Schostakowitschs konzertante pointenreiche Fusion von Jazz und Marsch.

Als Zugabe servierten die Musiker noch eine Reminiszenz an die Sportwelt mit viel Platz für Solisten und – da ist das Blasorchester dann doch wieder nahe bei den Protagonisten breitenwirksamer Konzertkultur – Marschmusik. Aber groß, versteht sich, und wie alles fein gestaltet.