Die Zahnärztin Houma Westphal aus Rottweil hat einen eigenen Verein in Kamerun gegründet, um Kindern vor Ort zu helfen. Foto: Smaoui

Houma Westphal aus Rottweil gründet Verein für Spaltkinder in Kamerun. Nächster Einsatz im Oktober.

Rottweil - Sie stammt aus Kamerun, lebt seit Jahrzehnten in Deutschland und bewegt sich zwischen zwei Welten. Ihre Kinderzahnarztpraxis liebt sie. Doch ihr Herz hängt auch in Kamerun. Jetzt hat Houma Westphal einen eigenen Verein gegründet, um ihre beiden Heimaten zu verbinden.

In einem farbenfrohen Kleid läuft sie durch ihre Praxis. Gelbe Wände, bunte Behandlungsstühle. An den Wänden findet man in jedem Raum afrikanische Elemente: Bilder von Zebras, Tigern und Krokodilen. Ihre Heimat Kamerun hat die 41-jähre Kinderzahnärztin mit nach Rottweil genommen – vor zehn Jahren, als sie ihre eigene Praxis in Rottweil gründete.

Houma Westphal fühlt sich wohl in Deutschland. Sie hat zwei Söhne, die sie liebt, Freunde, die sie schätzen, eine Arbeit, die sie gerne macht. "Für mich ist es sehr erfüllend, mit Kindern zu arbeiten", erzählt die Kamerunerin. "Sie fragen nicht nach Ästhetik oder nach Schönheit." Sie blickt auf ein Bild an der Wand, das ein kamerunisches Kind zeigt. "Doch es ist manchmal schwer, den Spagat hinzubekommen. Denn die Verbindung zu meiner Familie wird immer schwächer."

Houma Westphal kam im Alter von 23 Jahren nach Deutschland. Eigentlich wollte sie Brauereiwissenschaft studieren. Darüber lacht sie herzlich. "Das Schicksal hat mich wohl zur Zahnmedizin geführt", sagt sie schmunzelnd. Obwohl sie den Beruf zunächst nicht ausüben wollte, ist sie froh. "Ich liebe meinen Job", sagt sie. Ihre Augen strahlen. "Die Erfahrung mit den Kindern hat mich sehr viel über mich selbst und andere Menschen gelehrt."

Zunächst hatte Houma Westphal in Ulm studiert, nachdem sie innerhalb von ein paar Monaten Deutsch in Paderborn gelernt hatte. Dann habe es sie nach Innsbruck an die Uniklinik verschlagen. "Es war eine schöne Zeit", sagt sie. Aber dann wollte sie "raus aus dem Tal" und ging mit ihrem damaligen Mann nach Rottweil, um eine eigene Praxis zu gründen. Das war 2005. Seither lebt und arbeitet sie dort. Die Verbindung in ihr Geburtsland ist nie abgebrochen.

"Kamerun ist meine Heimat", sagt sie mit leuchtenden Augen. "Und meine Familie lebt dort." Deswegen habe sie immer versucht, die Beziehungen zu halten. "Wenn ich aus Kamerun zurückkomme, bin ich wieder geerdet", sagt sie. "Ich bin dort Teil der Gemeinschaft und gehöre dazu."

Um das Gefühl aufrechtzuerhalten, hat sie sich somit bereits während des Studiums für die Deutsche Cleft Kinderhilfe engagiert und ist mit der Organisation jedes Jahr für zwei Wochen nach Kamerun geflogen. "Der Verein setzt sich für die Behandlung von Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten ein", erzählt die Ärztin. Ein Gebiet, auf das auch sie sich spezialisiert hat. Besonders in Kamerun sei die Versorgung von den sogenannten Spaltkindern ein wichtiges Thema.

"Nach dem Projekt konnte ich immer noch meine Familie besuchen", erinnert sich Westphal. "Das war immer sehr schön." Doch sie engagiert sich sehr in dem Verein, steckt Herzblut in ihre Arbeit und merkt, wie wichtig ihr die Tätigkeit vor Ort ist. Sie assistiert bei den Operationen, übernimmt von 2013 bis 2014 sogar die Leitung für die Arbeit vor Ort.

Ihre Zufriedenheit mit dem Verein schlug dann jedoch um. "Irgendwann hatte ich das Gefühl, die Arbeit bekommt einen OP-Tourismus-Charakter", erklärt Westphal. Es ginge nur noch darum, deutsche Studenten auszubilden. "Das war sehr unbefriedigend", sagt sie. "Das Ziel, Zentren vor Ort aufzubauen und Ärzte aus Kamerun für die Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten auszubilden, stand nicht mehr im Vordergrund."

Die Fehlbildungen zu behandeln und Aufklärungsarbeit zu leisten, gehört für sie zur wichtigsten Aufgabe. "Viele Mütter verstoßen ihre Kinder", erklärt sie. Sie sieht es als ihre Pflicht, die Situation in Kamerun zu ändern.

Also hat sie Nägel mit Köpfen gemacht. "Das ist mein Land, in dem ich Verantwortung habe", sagt sie. Zusammen mit drei anderen Ärzten hat sie nun ihren eigenen Verein gegründet: "Hamami – Schenk ein Lächeln". Ein sozialer Verein zur Behandlung von Menschen mit Gesichtsfehlbildungen in Kamerun. Ohne Restriktionen. Unabhängig davon, wie alt die Patienten sind, unabhängig davon, wie lang sie in ein Krankenbett nutzen. "Das hat mir bei der Cleft Kinderhilfe immer gefehlt." Sie zeigt Fotos von behandelten Kindern und zwei Ärzten, die in Kamerun bereits erfolgreich ausgebildet wurden.

Zwei Zentren hat der Verein in Kamerun schon aufgebaut, das dritte ist in der Entwicklung. Der Verein ist vor allem auf Spenden angewiesen. Den ersten Einsatz vor Ort hat die Ärztin im Mai erfolgreich hinter sich gebracht, der zweite ist bereits in Planung. "20 OPs konnten wir erfolgreich durchführen", freut sie sich. Im Oktober steht die nächste Reise bevor. "Ich kann gar nicht mehr anders", sagt sie. "Die Menschen dort warten auf uns."

u Weitere Infos unter www.hamami.org