Dieses Bild vom Sprung am Fasnetsdienstagnachmittag wird es so nicht mehr geben. Die Hochbrückstorstraße wird nur noch stadtauswärts gelaufen, und dann wird nach links durch den Johannserort abgekürzt. Foto: Schnekenburger

Neue Zugwegführung am Dienstag sorgt für Diskussionen. Zunft will vorbeugen. Zu viele Auswärtige?

Rottweil - Dass die Rottweiler Fasnet eine "ernste Sache" ist, wie oft gespottet wird, zeigt sich jetzt in aller Deutlichkeit: Die Zugwegänderung am Dienstagmittag (wir berichteten) sorgt für Diskussionen und wirft neue Fragen auf.

Das, was sich im vergangenen Jahr am Dienstagnachmittag in den engen Gassen beim Konvikt abgespielt hat, ließ bei den Verantwortlichen der Narrenzunft die Alarmglocken schrillen und führte nun zur Änderung der Strecke. Der neue Narrenmeister Christoph Bechtold betont: "Sicherheit geht absolut vor".

Im vergangenen Jahr war versucht worden, durch die Splittung der Narren an der Hauptkreuzung – die einen d’Stadt ‘nab, die anderen in Richtung Hochbrücke – die Masse an Narren zu entzerren und Zeit zum Aufsagen zu schaffen. Weil es aber zum Rückstau kam und sich jene von unten geballt durch die enge Grafengasse den Weg hinauf in Richtung Hochbrücktorstraße bahnten, kam es zu heftigem Gedränge.

"Wenn da was passiert, gibt es so schnell keinen Ausweg", sagt Bechtold. Gerade mit Blick auf die Kinder sei man gezwungen gewesen, erneut zu handeln – wohlwissend, dass eine neuerliche Änderung nicht nur Freunde finden wird. Bei der nun beschlossenen Route führe der Abkürzungsweg für die Narren von der Hochbrücktorstraße bis zum Spital zwar ebenfalls durch die engen Gassen, der Zug müsse aber nicht angehalten werden, es gehe "in einem Fluss" und zudem bergab.

Auf den Zeitablauf soll sich das ebenfalls positiv auswirken, was jene Leserin freuen wird, die in unserem Internet-Forum fordert, mal etwas "auf die Tube zu drücken". Denn dass der Dienstagmittagsprung 2012 erst um 17.15 Uhr am Friedrichsplatz endete, kam bei Narren und Zuschauern nicht gut an. "Wenn es gut läuft, sind wir jetzt eine halbe Stunde früher fertig", schätzt Bechtold.

Und auch wenn es diese Variante nun erstmals zu testen gelte, sei sie doch "langfristig" angelegt, betont der Narrenmeister. Nach Bekanntwerden der Änderung hatten sich etliche Bürger – auch im Internet auf unserer "Schwarzwälder Bote Rottweil" Facebook-Seite – zu Wort gemeldet, die das Hin und Her bemängelt und um die Tradition fürchten.

Jahrelanges Dienstagssprung-Murks

Stadtrat Dieter Albrecht fordert gar die Abschaffung des Dienstagmittagsprungs und nur zwei große, gleichlaufende Sprünge am Montag- und Dienstagvormittag. Damit bleibe dann auch genügend Zeit zum Gässlenarren und Aufsagen. "Der jahrelange Dienstagssprung-Murks brachte in keiner Konstellation ein vernünftiges Ergebnis", so Albrechts Meinung.

Der Ansturm gibt allerdings der Narrenzunft recht, schließlich drängten sich im vergangenen Jahr bei bestem Wetter tausende Zuschauer am Straßenrand. Allerdings steigt auch die Zahl der Kleidlesträger stetig. "Am Montagmorgen haben wir letztes Mal 3980 Narren gezählt", sagt Bechtold. Am Dienstag dürften es seiner Einschätzung nach ähnlich viele gewesen sein. Eine Begrenzung der Zahl sei aber in der Narrenzunft definitiv "kein Thema". Man habe sich vor drei Jahren bewusst für die Öffnung und gegen eine Begrenzung bei den Kleidle entschieden, "und dazu stehen wir."

Diffiziler wird es bei der Frage, wer denn nun ein Rottweiler Kleidle tragen sollte. Denn immer wieder ist auch die hohe Zahl der Auswärtigen in der Diskussion. "Das ist zweifellos ein Thema", räumt der Narrenvater ein, doch eine Abgrenzung sei kaum möglich. "Wenn einer nach Epfendorf heiratet, soll man ihm dann sein Rottweiler Kleidle verbieten?". Im Endeffekt erweise man der Fasnet wohl keinen Gefallen, wenn man hier eingreife.

Allerdings: "Die Fasnet sollte ein Fest von Rottweilern für Rottweiler sein", betont Bechtold. Die Zunft appelliere ausdrücklich, "dass nur jene Kleidlesträger narren, die auch narren können." Ob dieser Appell fruchtet, wird bald zu sehen sein – und zwar nicht nur am Dienstagmittag.