Trend: Bei 50 bis 80 Prozent der verkauften Neuwagen schalten Besitzer nicht mehr selbst

Laut ADAC fuhr 1999 nur jeder zehnte deutsche Autofahrer mit einer Automatikschaltung, vor drei Jahren war es schon rund jeder vierte.

Rottweil. Über Automatikgetriebe gibt es viele Klischees, unter anderem, dass sie, außer in Amerika, nur von älteren Menschen gefahren werden. Unsere Zeitung hat genaue Zahlen recherchiert sowie die Vor- und Nachteile beider Schaltungsarten bei Rottweiler Autohäusern nachgefragt. Bei bhg Rottweil haben bis zu 70 Prozent der Neuwagen keine manuelle Schaltung mehr, beim Autohaus Emmerich sogar 80 Prozent. Das Autohaus Franz Bader verkauft ungefähr die Hälfte aller Neuwagen mit Automatikgetriebe und der Verkaufsleiter der Tuttlinger Niederlassung von Riess, Peter Florinsky, bestätigt, bei Neuwagen liege die Automatikquote bei knapp 70 Prozent. Es werden vor allem größere Fahrzeugklassen mit Automatik verkauft, aber besonders häufig seien Firmen Käufer von Automatikautos.

Auch wenn man sich über die Sparsamkeit und den Spritverbrauch von Automatikautos streiten kann, alle befragten Autohäuser waren sich einig, dass für diese Fahrzeuge ein Aufpreis erforderlich ist. Peter Florinsky begründet die Zusatzkosten: "Man zahlt dafür, dass das Auto für einen schaltet." Die Schaltgeschwindigkeit ist ein weiterer Aspekt, bei dem die Meinungen auseinander gehen. Sie reichen von "Richtig schalten kann ich nur als Mensch" bis zu "Vor allem bei Sportwagen kann man gar nicht mehr richtig schalten, es sei denn, man ist ausgebildeter Rennfahrer." Sicher ist, dass die Getriebeentwicklung mit "Neun-Gänge-Motoren" und die Automatikentwicklung allgemein sehr weit fortgeschritten ist und in Zukunft immer effizienter werden wird. Als "optimale technologische Evolution" sieht Reiner Jauch vom Autohaus Emmerich das sogenannte Doppelkupplungsgetriebe. Der Verkauf von Automatikautos habe eigentlich erst so richtig vor sieben Jahren begonnen.

Zu den offensichtlichen Vorteilen eines Automatikgetriebes, wie beispielsweise ökonomischeres, dynamischeres und erheblich komfortableres Autofahren, gehöre auch das Fahren mit Anhänger, sind sich die befragten Händler einig. Anders als bei einer manuellen Schaltung werde die Kupplung nicht durch "Verschalten" belastet. Automatikautos böten Sicherheit gegen Abwürgen, Verschalten und Überdrehen des Motors. Vorteile brächten auch Strategien zum optimalen Verbrauch, zu besonderer Sportlichkeit oder zum Betrieb während der Kaltlaufphase.

Modelle und Voraussetzungen

Bei bhg Rottweil gibt es fast alle Modelle ab 70 PS mit Automatikgetriebe. Auch das Autohaus Franz Bader und das Autohaus Emmerich bieten den Großteil ihres Sortiments so an. Peter Florinzky erläutert, dass das Automatikthema ist bei Kleinwagen eher ungeeignet sei, jedoch sei das Getriebe gerade bei sportlichen Modellen verstärkt auf dem Vormarsch." Mittlerweile benutzen Rottweiler Fahrschulen vereinzelt auch Automatikautos. Wer bei der Fahrprüfung jedoch nur das Auto schalten lässt, darf später nur Autos ohne manuelle Schaltung fahren.

Prognose für die Zukunft

"In den vergangenen zehn Jahren ist die Getriebeentwicklung immer effizienter geworden und ab einem gewissen Preissegment sagen die Kunden, dass Automatik dazugehört. Meine Prognose ist, dass es eine immer größere Rolle spielen wird", erklärt Florinsky.

Bei bhg wird davon ausgegangen, dass es in den kommenden zehn Jahren wahrscheinlich nur noch Automatikgetriebe geben werde. Laut ADAC ist damit zu rechnen, dass sich in Deutschland die Anzahl der Automatik- und Schaltgetriebe schon in 20 Jahren die Waage halten werden. Als kostengünstige Lösung im Kleinwagensegment und für sportlich orientierte Fahrer werde das Schaltgetriebe aber weiterhin erste Wahl bleiben, so der ADAC.