Krav Maga: In Rottweil wird das offizielle Verteidigungssystem der israelischen Polizeieinheiten angeboten

Was ist Krav Maga Defcon? Ein exotisches Heißgetränk? Etwas Essbares? Und vor allem, was hat es mit Rottweil zu tun?

Rottweil. Bei dem israelischen Selbstverteidigungssystem Krav Maga geht es darum, auch untrainierte Frauen und Männer jeden Alters innerhalb kürzester Zeit auf ein hohes Niveau der Selbstverteidigung zu bringen. Besonders das richtige Reagieren unter Stress wird trainiert, genau wie die Vermeidung von Konflikten im Vorfeld. Die Basis des Systems bilden natürliche, bei jedem vorhandene Reflexe. Diese müssen nicht erst langwierig eintrainiert werden und sind auch unter extremen psychischem Druck schnell abrufbar. Die Reflexe werden durch direkte, einfache und effiziente Techniken ergänzt. Damit ist eine möglichst schnelle Beendigung von Konfliktsituationen gewährleistet.

Rottweiler Zentrum

Heutzutage wird Krav Maga weltweit unterrichtet. Deutschlands größter Verband, mit allein 29 Trainingszentren in Baden-Württemberg, ist der Krav Maga Defcon (KMD). Eines der Trainingszentren befindet sich in Rottweil im Fitnessstudio Clever Fit. Der Schwarzwälder Bote hat bei dem schweißtreibenden Training mitgemacht. Bernfried Vogt, der seit über sieben Jahren Krav Maga trainiert, unterrichtet seit zwei Jahren in diesem Fitnessstudio als KMD-Instructor. Wer Mitglied im Verband werden will,muss weder Mitglied im Fitnessstudio sein, noch ein bestimmtes Alter, ein spezielles Geschlecht oder eine besondere Körpergröße besitzen. Vogt erzählt, dass er Menschen ab dem 14. Lebensjahr trainieren lasse und die momentan Ältesten über 60 seien. Es gebe also keine definierbare Alterszielgruppe. "Das ist ja gerade das tolle an Krav Maga, wirklich jeder kann es machen. Im realen Leben kann man sich seine Gegner schließlich auch nicht aussuchen." Im Schnitt dauere es ein halbes oder dreiviertel Jahr, bis man Grundwissen im Krav Maga besitze. Man sei natürlich schneller fit, wenn man zweimal pro Woche zum Training komme, das sei einem aber vollkommen selbst überlassen. "Circa Dreiviertel haben sich für einmal pro Woche angemeldet, ungefähr sieben bis acht kommen immer zweimal pro Woche", so Vogt.

So läuft das Training ab

Das Training beginnt mit einem lockeren Aufwärmprogramm, dessen Intensität nach und nach gesteigert wird, bis einem der Schweiß rinnt. Die Techniken, die man danach beigebracht bekommt, sind für Sportmuffel also eine willkommene Abwechslung. Je nach Trainingseinheit werden unterschiedliche Befreiungstaktiken gelernt, zum Beispiel: Wie befreie ich mich aus Würgegriffen? Oder wie kann ich mich wehren, wenn mich ein Angreifer in irgendeine Richtung zieht? Die Techniken werden solange wiederholt, bis jeder die Abläufe aus dem Effeff kann. Auf häufige Partnerwechsel wird viel Wert gelegt, es soll ja keine Routine bei den Befreiungsübungen entstehen, sondern, durch unterschiedlich große und starke Partner, realitätsbezogener sein.

Drills zur Verinnerlichung

Damit man unter Druck und körperlicher Anstrengung die erlernte Technik abrufen kann, finden im Anschluss sogenannte Drills statt, bei denen die Konzentration auf die vorher erlernte Technik gelenkt wird. Meist zu lauter, schneller Musik wird sich partnerweise, an einem vom Partner gehaltenen Polster ausgetobt, um danach mehrere Liegestützen, Kniebeugen oder Strecksprünge zu machen. Der Ablauf wiederholt sich einige Male, bis der "Aktive" sich mehrfach im Kreis drehen muss und vom "Polsterhalter" angegriffen wird. Wer sich nach so einer körperlichen Verausgabung mit der vorher erlernten Technik befreien kann, hat die Technik verinnerlicht.

"Wir trainieren beim Krav Maga die eigenen Reflexe, und die lassen sich durch regelmäßiges Training schnell abrufen. Dadurch können sich auch Kleine und Schwache erfolgreich wehren. Man hat natürlich nie eine 1000-prozentige Garantie, sich erfolgreich verteidigen zu können, aber mit Krav Maga ist man schon verdammt nah dran", meint Vogt. Das Ende des Trainings wird stets unterschiedlich gestaltet, von entspannten Dehnübungen bis zu noch anstrengenderem Zirkeltraining.

Viele entscheiden sich gerade wegen des Sport- und Spaßfaktors für Krav Maga, der für die Ausschüttung von Endorphinen zuständig ist. Auch die purzelnden Kilogramm auf der Waage und das gesteigerte Selbstvertrauen sollten Anreiz geben, es selbst zu versuchen.

Vogt berichtet: "Von den Leuten, die zum Probetraining kommen, machen schätzungsweise 70 Prozent weiter. Zu der Ausrüstung gehören momentan ganz normale Sportklamotten." Wer aus Prinzip nicht gern ins Fitnessstudio geht, kann sich auch bei der Volkshochschule Rottweil für KMD Seminare anmelden.

Weitere Informationen: Bernfried Vogt, Telefon 0174/ 2 14 66 23 und E-Mail kmd-rottweil@gmx.de. Trainingszeiten sind dienstags von 19 bis 20 Uhr und donnerstags von 20 bis 21 Uhr.