Die Fotovoltaikanlage von Johannes Haug war 1992 die erste private Anlage in Rottweil. Foto: Nädele Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Anlage von Haug 1992 die erste private in Rottweil / Allen Unkenrufen zum Trotz ein Erfolg

Sie ist eine kleine Berühmtheit in Rottweil: die Fotovoltaikanlage von Johannes Haug. Vor 25 Jahren war sie hier die erste private Anlage – lange belächelt von vielen, die ihr nie eine Wirtschaftlichkeit zugetraut hätten.

Rottweil. An Tagen wie diesen, wenn die Sonne vom strahlend blauem Himmel lacht, strahlt auch Haug. Als er im Dezember 1990 den Antrag stellte, ins 1000-Dächer-Programm der EVS aufgenommen zu werden, war es vor allem die Freude an der Technik, die den Ingenieur zu diesem Schritt bewogen hat. Das Potenzial der Sonnenenergie an der Stromerzeugung war damals in Studien gleich Null gesetzt worden. 1994 heiß es in einer Diplomarbeit, für die der Stuttgarter Jens Wagner auch Haug befragt hatte: "Es bleibt aber festzuhalten, dass der Kauf einer netzgekoppelten PV-Anlage unter rein finanziellen Gesichtspunkten eine verlustreiche Sache ist."

Heute kann Johannes Haug zufrieden zurück blicken. 40 007 Kilowattstunden hat er in den 25 Jahren erzeugt. 2001 fiel zum bislang letzten Mal eine Reparatur an, nachdem in den ersten fünf Jahren fünfmal der Wechselrichter ausgetauscht werden musste.

Nach 14 Jahren – dank Erneuerbare-Energien-Gesetz‎(EEG) –hatte sich die Investition von etwas mehr als 43 000 D-Mark für die 1,9 Kilowatt-Anlage amortisiert. Sie erzeugt 80 Prozent mehr Strom als er selbst verbraucht. Von einer "additiven Energie", wie die EVS noch 1998 die Nutzung der Sonnenkraft nannte, ist keine Rede mehr. Mehr als 20 Prozent des Stroms stammt mittlerweile aus Fotovoltaikanlagen.

"Das Sparen ist beim Schwaben ja lustbesetzt", schmunzelt Haug, wenn er von seinen Optimierungen des Stromverbrauchs im Haushalt erzählt. Gleich mit der Installation der Anlage 1992 hat die Familie damals einen Gefrierschrank ausgetauscht – und so 400 Kilowattstunden eingespart. Heute dreht sich der Stromzähler noch langsamer. 809 Kilowattstunden sind es aktuell noch. Selbst in einer Tabelle der Schönauer Stromrebellen gibt es dafür keine Klassifizierung mehr.

Noch bis 2020 erhält Johannes Haug für jede Kilowattstunde 51 Cent vergütet. "Eine goldene Nase verdient man damit nicht", muss der Ingenieur immer wieder auch im Bekanntenkreis erklären. Gleichwohl: Die von ihm 1999 initiierte Anlage auf dem Kirchendach auf der Charlottenhöhe – bekannt geworden als "erstes Kirchendach im Internet" rechnet sich für die Gemeinde durchaus, wie er weiß. Und aktuell wäre seine Empfehlung eindeutig: Wer ein paar Tausend Euro übrig hat und sich eine Fotovoltaikanlage aufs Dach setzen kann, sollte dies – auch aus wirtschaftlichen Gründen – tun. "Dass da fünf bis sechs Prozent Rendite möglich sind, hat sich nur noch nicht ausreichend rumgesprochen", bedauert Haug.

Seit 1999 arbeitet Haug auch im Arbeitskreis Klimaschutz der Lokalen Agenda in Rottweil mit. Zahlreiche Informations- und Diskussionsrunden mit namhaften Referenten hat er mit angestoßen. Und mit Blick auf das gesetzte Klimaziel schreckt er vor keiner Debatte mit Ministern und anderen Politikern zurück, kritisiert unermüdlich die aktuellen Entwicklungen zur Solar- oder Windkraftförderung, setzt sich für eine CO2-Abgabe anstelle des EEG ein. Ganz genau hingehört hat Haug als Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Wahlkampfsendung des ZDF versprochen hat: "Wir werden Wege finden, bis 2020 unser 40-Prozent-Ziel einzuhalten". "Das wird interessant", teilt er die Meinung des Energie- und Wirtschaftswissenschaftlers Uwe Leprich, dass Deutschland dies krachend verfehlen wird. "Merkel, Kauder und Co werde ich dieses Versprechen festnageln."

Wenn seine Fotovoltaikanlage auf das 30. Jahr zugeht, hat Johannes Haug vor, sie um eine Batterie zu ergänzen. Die Kosten dürften bis dahin erschwinglich werden, schätzt er. Dem Techniker gehen die Ideen zur Optimierung eben nicht aus.