Am Montag um 13.15 Uhr ist die Mensa etwa zur Hälfte mit Schülern gefüllt. Foto: Maier

Ältere Schüler finden Mensa "uncool". Kapazitäten nicht ausgelastet. Heute findet Krisensitzung statt.

Rottweil - Die Schule hat wieder begonnen und mit ihr der Nachmittagsunterricht. Wenn die Schulglocke um 12.55 Uhr ertönt, strömen Unmengen von Schülern zum Mittagessen nach draußen. Doch nur ein Bruchteil davon schlägt den Weg zur Mensa ein.

Eigentlich ist die Lage des Gebäudes perfekt. Gebaut um die Schüler des Albertus-Magnus-, Droste-Hülshoff- und Leibniz-Gymnasiums sowie der Realschule zu verköstigen, liegt die Mensa zentral zwischen den Schulen im Himmelreichwäldchen. Trotzdem bleibt meist die Hälfte der zur Verfügung stehenden 250 Sitzplätze leer. Die Mensa scheint nicht bei den Schülern anzukommen.

Am 22. September 2008 hatte sie erstmals ihren Betrieb aufgenommen, damals noch unter Leitung der Metzgerei Meier. Seit September 2013 wird die Versorgung von der bundesweiten Cateringfirma "Apetito" übernommen.

Nach Angaben der Stadt Rottweil könnte die Mensa in verschiedenen Schichten bis zu 800 Schüler verköstigen. Die Mittagsverpflegung findet von 12 bis 14 Uhr in den Mittagspausen der Schulen statt. Die nötigen Voraussetzungen sind also gegeben. "Zu Beginn des Schuljahres im September oder Oktober läuft es meist noch gut", sagt Heiderose Moroff, Bereichsleiterin für 20 Mensen von "Apetito". Gegen Ende seien es jedoch immer weniger aufgrund von ausfallenden Stunden, Abitur oder Projekttagen.

Ihr fällt immer öfter auf, dass besonders jüngere Schüler die Mensa besuchen. "Da sind die Eltern noch mehr hinterher. Sie wollen, dass ihre Kinder gesund essen." Auch Denise Kübler, Teil des Mensa-Teams in Rottweil, sieht einen eindeutigen Überschuss an jüngeren Schülern. "Die Ältesten, die herkommen, sind Achtklässler", sagt sie. Die Mensa sei alles andere als ausgelastet.

Am Anfang des vergangenen Jahres hatten sie noch 190 Essen verkauft, der bisherige Rekord. Inzwischen habe es sich auf zwischen 100 und 140 Leute eingependelt. Zum Vergleich: Ungefähr 2000 Schüler besuchen zurzeit die drei Gymnasien und die Realschule. Die geringe Nachfrage erklärt sich die 33-Jährige mit Vorurteilen: "Die Aussage ›Mensa-Essen ist immer schlecht‹ ist ja schon in den Köpfen der Menschen festgesetzt", erklärt sie. "Die Schüler, die kommen, finden die Mensa gut. Die anderen versuchen es nicht einmal." Ältere Schüler würden das Angebot der Mensa von vornherein ablehnen und lieber in die Stadt zu Konkurrenten wie der Markthalle oder Supermärkten gehen. Auch der Friedrichs-platz ist ein beliebter Treffpunkt in der Mittagspause. Das Mensa-Team habe bereits versucht, mit Pizza- oder Hamburger-Aktionstagen zu punkten, doch der Erfolg sei ausgeblieben.

Eine Umfrage unter Rottweiler Schülern von 16 bis 18 Jahren zeigt durchweg eine negative Einstellung zur Schulmensa. Sie sei zu teuer, serviere kein schmackhaftes Essen und sei vor allem "uncool". Das Hauptproblem der Mensa scheint die Konkurrenz sowie ihr schlechtes Image bei den Oberstufenschülern zu sein.

Wolfgang Mack, Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums, hat auch von vielen Schülern mitbekommen, dass sie lieber in die Stadt gehen als in die Mensa. "Das hängt ein bisschen von den Strukturen innerhalb der Klassen ab. Wenn einer in die Stadt geht, gehen die anderen mit." Die Schüler seien schwer zu beeinflussen und eine Änderung könne nur durch das Angebot in der Mensa erreicht werden. Mack sieht auch das Vorbestellsystem bei den spontanen Schülern als Problem. Andererseits müsse die Mensa kalkulieren können, um wirtschaftlich effektiv zu sein. Anlässlich der Mensa-Problematik soll es am heutigen Dienstag um 17 Uhr eine Sitzung mit Schulleitern, Elternvertretern und Vertretern der Stadt geben, um eine Lösung zu finden. "Eigentlich ist die Mensa doch eine schöne Einrichtung", findet der Schulleiter.

Kommentar

Caro (16) & Vivi (16): "In der Mensa sind nur ganz junge Schüler. Irgendwann hat es sich in unserer Klasse so entwickelt, dass die ›Coolen‹ in die Stadt gegangen sind und die anderen in die Mensa. Außerdem schmeckt uns die Pizza aus der Markthalle einfach besser als in der Mensa. Dort muss man inzwischen den Salat abwiegen und das wird viel zu teuer. Früher hat man für eine große Schüssel noch 2,50 Euro bezahlt."

Michelle (16): "Mir schmeckt das Essen in der Mensa nicht. Früher war es besser und günstiger. Außerdem gibt es nur deutsches Essen. Ich bin aus dem Ausland und hätte gerne mal etwas anderes."

Julian (17): "Keiner aus meiner Klasse geht in die Mensa. Die ist einfach nicht angesagt unter uns Schülern."

Ramona (17): "Ich war früher mal in der Mensa. Das Essen hat mir nicht so gut geschmeckt und ich habe andere Alternativen gefunden. Im LIDL oder der Markthalle hat man einfach mehr Auswahl."

Sina (16), Vanessa (16) & Johanna (17): "Uns schmeckt das Essen nicht. Als wir einmal ziemlich gegen Ende in die Mensa kamen, haben wir auch nichts mehr zu essen bekommen."

Von Armin Schulz

War’s das? Befindet sich das Schul-Mensa-Modell auf dem absteigenden Ast? Mitnichten. Eher ist es so, dass in Rottweil die Probleme hausgemacht sind: Lange Zeit haben die Verantwortlichen in den Schulen und auf dem Rathaus das Thema schleifen lassen, obwohl seit Langem bekannt ist, dass die Mensa im Himmelsreichwäldle nicht gut ankommt. Und nun haben sie den Salat: Von den rund 2000 Schülern, die sich auf dem Schulcampus bewegen, ist nur eine kleiner Teil bereit, dort eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. In anderen Gemeinden klappt das indes ganz gut – siehe Hausen, siehe Balingen. Das heißt: Jetzt müssen die richtigen Lehren aus der Misere gezogen werden, gehört das Konzept mit dem jetzigen Betreiber auf den Prüfstand. Nicht dass die architektonisch ausgezeichnete Mensa demnächst schließen muss – mangels Interesse.