Dass behinderte und nicht behinderte Kinder zusammen lernen können, soll 2014 gesetzlich verankert werden. In Rottweil wird der Schritt an zwei Schulen bereits jetzt gemacht. Foto: Führer

Zwei neue Inklusions-Klassen entstehen bereits im Herbst. Kinder rücken enger zusammen.

Rottweil - Was neue Schul- oder Betreuungsmodelle angeht, ist Rottweil immer wieder seiner Zeit voraus. So auch jetzt: Mit der Einrichtung zweier Inklusions-Klassen wird die Möglichkeit geschaffen, dass behinderte und nicht behinderte Kinder miteinander lernen.

Schon ab dem nächsten Schuljahr soll es in Rottweil zwei so genannte Inklusions-Klassen geben: eine an der Eichendorff-Schule, eine an der Grundschule Neukirch. Kinder mit und ohne Förderbedarf rücken damit im Lernalltag eng zusammen. Gesetzlich verankert wird dies erst zum Schuljahr 2014/15, in Rottweil gehe man den Schritt bewusst schon jetzt, so Fachbereichsleiter Bernd Pfaff in der Sitzung des Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschusses.

Die Voraussetzungen sind günstig: Die Eichendorff-Schule und die benachbarte Achert-Förderschule kooperieren seit langem und wollen nun ab September eine gemeinsame Eingangsklasse bilden. So soll ein inklusives Bildungsangebot entstehen.

Ein besonderes Modell ist in Neukirch geplant: Die Gustav-Werner-Schule will an der dortigen Grundschule, die über genügend Platz verfügt, eine Außenklasse einrichten. Diese wird von sechs Kindern mit geistiger Behinderung besucht. "Partnerklasse" ist dann die jahrgangsübergreifende Klasse eins/zwei der Grundschule Neukirch mit ihren rund 20 Kindern. Dass dies "keine echte Inklusion" darstelle, wie von Arved Sassnick (SPD) angemerkt, sei klar, so die Schulleiterin der Gustav-Werner-Schule, Susanne Wagner. Die Kinder könnten natürlich nicht den selben Stoff bewältigen und würden weiter nach verschiedenen Bildungsplänen unterrichtet. Ziel sei es, mit einem inklusiven Nachmittagsangebot Barrieren abzubauen und die Kinder mit Förderbedarf am Schulleben partizipieren zu lassen. "Wir müssen schauen, was machbar ist", so Wagner.

In Neukirch stünden die Eltern dem Projekt positiv gegenüber, betonte Sabine Marti vom dortigen Schulleitungsteam. Auch im Kollegium müsse man nun erst entsprechende Erfahrungen sammeln. Unterrichtet werden die Gustav-Werner-Schüler weiter von Lehrern der Sonderschule, die Fahrt nach Neukirch trägt der Landkreis.

"Mir gefällt, dass wir da zeitig rangehen", lobte Gerhard Aden (FDP). Heide Friedrichs (FFRundPRoFI) bezeichnete es als "mutig, diesen Weg zu gehen", und Walter Stegmann (FWV) sieht es als besonders wichtig an, die Kinder behutsam an die Sache heranzuführen. "Wir stimmen freudigen Herzens zu", erklärte Sassnick. Der Beschluss fiel einstimmig, und es kann nun – die entsprechenden Beschlüsse der Schulgremien vorausgesetzt – an die Umsetzung gehen. Mirjam Storz, Schulleiterin der Eichendorff-Schule und stets offen für Neues, freut sich: "Wir sehen es als Chance für alle Beteiligten."