Foto: Otto

Vampire und Löwen regieren in Rottweiler Innenstadt. Ausgelassene Stimmung. Mit Video

Rottweil - Man kann nur gucken und staunen: In Sachen Kostümvielfalt macht den Rottweiler Schülern am Schmotzigen so schnell keiner was vor. Und auch beim Feiern sind sie ganz groß - am Donnerstag war die City wieder Partyzone. Das Schöne: Es blieb im halbwegs normalen Rahmen.

Nach den Erfahrungen aus dem Vorjahr (wir berichteten) war die Polizei diesmal schon in den Morgenstunden unterwegs, um die jungen Menschen vor allzu viel Alkohol zu bewahren. Und wir waren mitten im Getümmel: 11.30 Uhr: Die Innenstadt füllt sich. Vampire, Pinguine, eine riesige Löwenherde, Panzerknacker, Engel und Teufel, Rotkäppchen, Zwerge, Astronauten und Dinos – es gibt nichts, was es nicht gibt.

11.50 Uhr: Eine junge Matrosin ist mit ihrem Vorrat an Mini-Schnäpsen zwei Polizeibeamten in Zivil in die Arme gelaufen. Fläschchen für Fläschchen wird in den Gully gekippt, die Zigaretten sind auch weg. Trotzdem bleibt der Ton höflich: "Tschüss und Danke!" Gern geschehen.

12.30 Uhr: Vor dem Alten Rathaus kocht die Stimmung richtig hoch. Aus Lautsprechern dröhnt Musik, die Schmotziga-Kapelle zieht vorbei, es wird getanzt und getrunken. Gesundheitsamt und Kinder- und Jugendreferat sind mittendrin und klären über allerhand Gefahren auf.

14.10 Uhr: Ein renitenter Jugendlicher im Bananenkostüm wird von der Polizei mitgenommen, nachdem er sich ausfällig gezeigt hat. Kommentar der Umstehenden: "Peinlich. Voll das Opfer!"

14.20 Uhr: Manfred Lenz und Elena Müller vom DRK-Ortsverein, die ehrenamtlich am Münster mit ihrem Fahrzeug bereitstehen, freuen sich: Es ist ruhig. "Bis jetzt ein paar Pflaster geklebt." Der Rettungsdienst muss dennoch wenig später anrücken. Eine Minderjährige muss alkoholbedingt versorgt werden.

14.22 Uhr: Ein grüner Bär wird aggressiv und will auf seinen Gesprächspartner los. Ein roter und ein gelber Bär können ihn beruhigen – ansonsten wär die Polizei nicht weit gewesen. Ein Einsatzwagen steht am Schwarzen Tor.

14.40 Uhr: Fachbereichsleiter Bernd Pfaff und Polizei-Revierleiter Michael Schlüssler beobachten das Geschehen und sind sich einig: Dieses Jahr sind nicht ganz so viele Schüler in der Stadt wie sonst. Auch nicht schlimm.

15.20 Uhr: Die Stimmung ist gut, auch der Knutschpegel steigt auffällig. Das Scherbenmeer in der Fußgängerzone hat gewaltige Ausmaße angenommen: Zerbrochene Sekt- und Wodkaflaschen und Unmengen Scharfer Hüpfer bedecken den Boden. In den Läden ist allerdings für unter 25-Jährige nichts zu holen.

16.15 Uhr: Den ersten geht die Puste aus. Sitzen, ausruhen, Döner essen – in der Sonne, was will man mehr.

17 Uhr: Polizeirevierleiter Michael Schlüssler zieht erste Bilanz: Eine Beleidigung (die erwähnte Banane), eine Körperverletzung, ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, einige Ordnungswidrigkeiten. Weniger als sonst. "Es war wirklich im Rahmen", so Schlüssler. Vereinzelt seien hohe Alkoholpegel registriert worden. Den traurigen Rekord hält eine 16-Jährige, bei der um 13 Uhr über zwei Promille festgestellt wurden – sie wurde den Eltern übergeben.

Im Vergleich zu den Vorjahren, sei trotz vieler Kontrollen aber deutlich weniger Alkohol beschlagnahmt worden. Und: Niemand wollte, dass die Polizei die Flaschen in Verwahrung nimmt – das kostet nämlich jetzt Gebühr. Schlüssler hoffte gestern Abend auf eine ähnlich ruhige Nacht. "Morgen wissen wir mehr."