Jürgen Anders zeigt das Objekt der Begierde bei der Schaffung von Datenautobahnen: die Glasfaser Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Experte spricht zu Ausbaumöglichkeiten

Hans-Dieter Wagner

Kreis Rottweil. Einen überaus kompetenten Referenten hatte die Mittelstandsvereinigung des Landkreises Rottweil und ihr Vorsitzender Klaus-Dieter Thiel für einen Vortrag in den Räumen der Walter Fischer GmbH in Sulz gewinnen können. Professor Jürgen Anders von der Fachhochschule Furtwangen informierte über das hochaktuelle Thema "Breitbandversorgung über glasfaserbasierten Netzausbau".

Thiel betonte, dass eine leistungsfähige Breitbandversorgung eine der wichtigsten Standortfragen für das Gewerbe und die Industrie sei. Eine Unterversorgung schränke viele Betriebe in ihren Geschäftsprozessen ein und beeinträchtige sie in ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Anders zeigte auf, wie rasend schnell sich der Bedarf selbst in der Familie durch die zunehmende Anzahl von Internetfähigen Geräten entwickelt und stellte Beispiele der Digitalisierung in der Industrie vor. Dabei stellte er mit "Industrie 4.0" auch das Zukunftsprojekt der Bundesregierung vor. Auch über das Ergebnis der Studie "Untersuchung des Bedarfs von Glasfaseranschlüssen der Wirtschaft in Baden-Württemberg" informierte der Referent. In den kommenden fünf Jahren erhöhten sich der Internetverkehr und der externe Datenverkehr voraussichtlich um den Faktor zwei. Aufgrund der Trends sei bei IP-Video ein Faktor vier, bei der Nutzung von Cloud-Diensten ein Faktor fünf und beim Datenverkehr zu mobilen Nutzern gar ein Faktor von neun zu prognostizieren.

Anders betonte, dass Gebiete mit über 50 Millionen Bit pro Sekunde (Mbit/s) als gut versorgt angesehen werden könnten, darunter sei man ganz einfach unterversorgt. Wie berichtet, hat der Landkreis Rottweil bei seiner Breitband-Offensive, die bis 2018 umgesetzt sein soll, die Zielsetzung ausgegeben, für 75 Prozent der Gebäude einen Standard von 50 Mbit/s möglich zu machen.

Bei der Schaffung der Infrastruktur mit dem Bau passiver Netze sieht Anders Vorteile, wenn dies durch die öffentliche Hand selbst geschehe, die dadurch die Fäden in der Hand behalte. Zur Situation der Stadt Sulz verwies Anders auf den Rottweiler Kreistagsbeschluss vom April zum kreisweiten Netzausbau über eine Ausschreibung mit Betreiberzuschuss (Wirtschaftslücke). Dieser Ausbau beinhalte allerdings keine Anbindung der Unternehmen über Glasfaser. Die Kommunale Glasfaser-Infrastruktur zwischen Sulz-Hopfau und Glatt sei vorhanden und die Ausschreibung des Netzbetriebs über eine Anschubfinanzierung in Vorbereitung. Auch die Planungen für die Gewerbeflächen Kastell, Vöhringen-Ziegelhütte und das interkommunale Gewerbegebiet seien im Gang.