Stuttgart im Visier: FDP-Landtagskandidat Gerhard Aden träumt vom Einzug ins Landesparlament. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: FDP-Landtagskandidat Gerhard Aden will auf den Spuren von Dieter Kleinmann wandeln

Von Winfried Scheidel

Die FDP verspürt mit Blick auf die Landtagswahl Rückenwind. Das tut auch Gerhard Aden, der Kandidat im Landkreis Rottweil. Der Sprung nach Stuttgart wäre für den 68-Jährigen das Größte.

Kreis Rottweil. Dass das Vorhaben gelingen könnte, scheint nicht ausgeschlossen zu sein. Die FDP im Land liegt mit ihrer Devise, "Mehr Chancen durch mehr Freiheit" laut neuesten Umfragen bei sechs bis sieben Prozent. Bei vielleicht acht bis neun Prozent am Wahltag dürfte man im traditionell überdurchschnittlich mit FDP-Wählern ausgestatteten Rottweiler Kreisgebiet hellhörig werden können, was die Erfolgsaussichten des Kandidaten Aden betrifft. Dann könnte es – möglicherweise im engen Wettrennen mit dem Nachbarwahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen – um die Wurst gehen, sollten in Südbaden für die FDP nach dem 13. März zwei Sitze zu vergeben sein. Dann könnte tatsächlich wieder ein Mandat – Dieter Kleinmann, der bis 2011 über drei Wahlperioden den Kreis Rottweil als FDP-Abgeordneter erfolgreich vertrat, lässt grüßen! – in greifbare Nähe rücken.

Die politischen Sporen hat sich Gerhard Aden als langjähriger Gemeinde- und Kreisrat verdient. Das mit der Landtagskandidatur sei eine ganz besondere Herausforderung, sagt er mit ein wenig Schalk im Nacken. Der Augenarzt und ehemalige Oberstarzt der Reserve hat sich hineingearbeitet ins Wahlkampfgeschehen, freut sich übers gute Teamwork mit seinem "Copiloten" Daniel Karrais. Der Maschinenbaustudent marschiert als Zweitkandidat bei der "Operation Landtag" begeistert mit.

Wie obige Formulierungen zeigt sich auch die Persönlichkeit Adens "militärisch angehaucht". Preußischen Stil verbindet er nicht zuletzt mit Tugenden wie Disziplin und Offenheit. Er, der aus einer siebenköpfigen Pfarrerfamilie stammt, sagt auch: "Meine Kindheit, zu der Schnauze aufmachen und sich durchsetzen gehörten, hat sehr sozialisiert". So philosophiert Aden ein wenig zu seiner Art, möglichst authentisch durchs Leben zu gehen. Natürlich gestatte ihm auch sein Beruf demokratische Freiheiten, "die andere vielleicht nicht so haben", räumt er ein.

Dennoch gilt für Gerhard Aden klar die Devise: Eigenverantwortlichkeit sollte wesentlich das Maß der Dinge beim gesellschaftlichen Zusammenleben sein. Das staatliche und kommunale soziale Netz dürfe nicht uferlos werden, der Einzelne müsse motiviert werden zur Verbesserung seiner Situation, indem er sich spürbar auch selbst ins Zeug lege.

Deutlich machte Aden seinen Standpunkt auch im Herbst bei den Haushaltsberatungen des Landkreises für 2016. Da sprach sich der FDP-Kreisrat entschieden gegen das vom Gremium mit großer Mehrheit befürwortete Bestreben der Kreisverwaltung aus, der Fachstelle Sucht des bwl-Verbandes eine zusätzliche halbe Stelle (Kosten je nach Landeszuschüssen zwischen 27 000 und 35 000 Euro) zu finanzieren für "aufsuchende Beratungen". Gut gemeint sei nicht immer gleichbedeutend mit gut gemacht. Aus Protest gegen einen größeren Stellenausbau bei der Landkreisbehörde stimmte Aden im Dezember auch gegen den Haushaltsplan 2016.

Zur rechtlichen Behandlung von Flüchtlingen ist es in den Augen des FDP-Politikers notwendig, "klare Kante" zu zeigen: "Das geltende Recht muss konsequent angewendet werden, das heißt Abschiebung aller Nichtaufenthaltsberechtigten, strenge Prüfung, ob ein Asylgrund vorliegt, starke Bemühungen, die akzeptierten Flüchtlinge in die deutsche Gesellschaft zu integrieren (Vollintegration)", betont Aden auch auf seiner Homepage.

Nach seinen Vorstellungen muss der ländliche Raum in Stuttgart künftig stärker zu Wort kommen. Der Mittelstand müsse gestärkt werden durch gerechte Erzeugerpreise, eine faire, nicht existenzbedrohende Erbschaftssteuer und durch den Abbau von Überregulierungen.

Beim Thema Bildung führt Aden die Stichpunkte weniger Experimente im Schulwesen, Gleichbehandlung aller Schularten und Ausbau des Beruflichen Bildungswesens ins Feld. Auch der schnelle leistungsstarke Breitbandausbau in der Fläche wird im FDP-Wahlprogramm gefordert.

Gerhard Aden wurde am 12. Juni 1947 in Delmenhorst bei Bremen geboren. Er ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und zwei Enkel. Medizinstudium in Tübingen, Köln, Wien und Kiel Facharztausbildung: Uni Kiel. Gemeinschaftspraxis Augenheilkunde seit 1981 in Rottweil. Mitglied der Vertreterversammlung der Bezirksärztekammer in Freiburg Bundeswehr: Oberstarzt d.R., Auslandseinsätze in Kambodscha, Somalia, Afghanistan, Kosovo

Politik: 14 Jahre Gemeinderat der Stadt Rottweil bis 2013, zuletzt Fraktionsvorsitzender, Kreistagsmitglied seit 2004, jetzt Fraktionsvorsitzender, Mitglied des Regionalverbands, Verwaltungsrat der KSK Rottweil. Interessen: Geschichte, deutsch und europäisch Hobbys: Wohnmobil, Radfahren, Wandern Lieblingsspeisen: Grünkohl mit Pinkel.