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Stadt vormittags voller Jugendlicher, nachmittags aber von Scherben übersät. Polizei verstärkt unterwegs.

Rottweil - Am Vormittag ist es noch richtig schön: die Stadt voller Jugendlicher, viele toll verkleidet, das Leben tobt. Nach dem Mittag dann: verstärkte Polizeipräsenz, Krankenwagen, die Innenstadt von Scherben übersät, Jugendliche übergeben sich... der Schmotzige in Rottweil.

Für viele Schüler ist es einfach das Highlight: Von der Schule befreit, geht es mit den Freunden kostümiert in die Stadt – die Fasnet beginnt. Doch der Schmotzige in Rottweil hat eine eigene Dynamik, die nicht zuletzt mit reichlich Alkohol zu tun hat. Viele feiern fröhlich und im Rahmen, bei anderen aber geht es nicht ohne harten Stoff. Schon zur Mittagszeit zieht der Leiter des Polizeireviers, Michael Schlüssler, eine unerfreuliche Zwischenbilanz: "Wir haben schon in den Morgenstunden erheblich mehr Alkohol bei Jugendlichen sichergestellt als in den Vorjahren." Mehrfach fährt der Krankenwagen am Friedrichsplatz vor und lädt Jugendliche ein, die nicht mehr können.

Dabei gilt seit 2012 in der Stadt: Alkohol gibt es erst ab 25 Jahren zu kaufen. Mit diesem Projekt wollten Polizei, Stadt und der Einzelhandel den Alkoholexzessen Einhalt gebieten. Und nun? Alles umsonst? Wer Jugendliche mit massig "Scharfen Hüpfern" im Bollerwagen fragt, woher sie den Alkohol haben, dann können die nur lachen. "Alles gestern gekauft und mitgebracht – logisch." Auch Michael Schlüssler räumt ein, dass sich die Jugendlichen inzwischen auf das Verkaufsverbot eingestellt haben. Dennoch sieht der Revierleiter die Aktion "Alkohol erst ab 25" als wichtiges Signal. Zudem hätte die Erfahrung gezeigt, dass es den Jugendlichen so zumindest schwerer gemacht wird, für weiteren Nachschub zu sorgen. Wenn der Rucksack mit den Flaschen leer ist, ist er leer. Gestern haben etliche Geschäfte außerdem früher geschlossen als sonst.

Die Polizei war verstärkt unterwegs – mit "punktuell fast doppelt so vielen Beamten". Schwerpunkte waren laut Schlüssler die Einhaltung des Jugendschutzes (Alkohol wurde konfisziert oder auf Wunsch "verwahrt", die Jugendlichen können ihn dann mit den Eltern abholen), und das Ahnden von Ordnungswidrigkeiten. Hier wurde in Abstimmung mit der Stadt eine strengere Gangart gefahren. Bei Straftaten wie Sachbeschädigung und Körperverletzung gilt nun: sofortiger Platzverweis. Auch bei wiederholter Ordnungswidrigkeit, beispielsweise Urinieren, "ist der Tag für den Betreffenden in der Innenstadt vorbei", so der Revierchef.

Gegen 18 Uhr zieht er eine erste Bilanz: einige Platzverweise, eine "wechselseitige Körperverletzung", Schnittwunden und mehrere Ordnungsstörungen. Eine "Anscheinswaffe" wurde von der Polizei ebenso zur Prüfung mitgenommen wie ein Elektroschocker in Handyform. "Und wir haben sehr viel Alkohol weggeleert", berichtet Schlüssler. Er hofft, dass man tagsüber "schon die Richtigen heimgeschickt hat", sodass die Nacht im Rahmen verläuft.

Auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Rottweil" wird das Geschehen rund um den Schmotzigen kontrovers diskutiert. Was den Alkoholkonsum und die Sauerei in der Stadt angeht, gehen die Meinungen auseinander – von "absolut unmöglich" bis zu "Ihr wart auch mal jung – es isch halt Fasnet".

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