Der Theaterpapst Friedrich Schirmer soll Rottweil aus der Tiefe zu neuen Höhen führen. Foto: Seeger

Ehemaliger Intendant des Stuttgarter Staatstheaters in der Findungskommission. Mit Kommentar.

Rottweil - Die Findungskommission steht, die für das Zimmertheater in Rottweil einen neuen Intendanten aussuchen soll. Mit dabei: Friedrich Schirmer.

Der ehemalige Intendant des Stuttgarter Staatstheaters, Friedrich Schirmer, soll helfen, den oder die Nachfolger für Tonio Kleinknecht und Tina Brüggemann zu finden. Das langjährige Intendanten-Paar wird im Sommer Rottweil in Richtung Aalen verlassen, Kleinknecht zusammen mit Brüggemann dort das Theater der Stadt leiten.

Schirmer hat als Dramaturg und Leiter großer Bühnen einen großen Namen in der Theaterszene und kennt sich aus, und er kennt auch Rottweil. Nun ist nicht sicher, ob man – als Rottweiler – darüber fröhlich oder traurig sein soll. Denn schließlich könnte das erst mit dazu beigetragen haben, dass Kleinknecht in Aalen seinen Dienst antritt.

Schirmer schließlich war es, der als Kopf einer Findungskommission dem Aalener Gemeinderat Kleinknecht aus einem Fundus von 81 Bewerbungen vorgeschlagen hatte.

Kleinknecht und Schirmer hatten sich erst vor Kurzem hier in Rottweil kennen gelernt. Es war im Januar, als Kleinknecht Schirmer zu einem öffentlichen Gespräch in der Werkhalle von Erich Hauser empfing. Thema war das Leitmotiv der Spielzeit "GemeinWohl". Es muss ein gutes Gespräch gewesen sein.

Der neue Vorsitzende des Zimmertheatervereins, Georg Fröhlich, schätzt die Kompetenz Schirmers und dessen zweifellos vorhandene Theatererfahrung. Zudem soll Schirmer neuer Intendant der Württembergischen Landesbühne (WLB) in Esslingen werden. Er ist für die Nachfolge von Manuel Soubeyrand vorgeschlagen worden. Dieser scheidet zur Spielzeit 2014/2015 aus. Fröhlichs Kalkül: "Vielleicht ergeben sich in irgendeiner Form Beziehungen nach Rottweil."

Die weiteren Mitglieder der siebenköpfigen Findungskommission neben Schirmer und Fröhlich sind: die stellvertretende Vorsitzende Mechthild Wolber, die Leiterin des Kulturamts der Stadt und Beisitzerin im Verein Simone Maiwald, Beisitzerin Annemei Blessing-Leyhausen, die Leiterin der Musikhochschule Trossingen Elisabeth Gutjahr und Johannes Binder, Schulleiter der Erich-Hauser-Gewerbeschule und Mitglied im Beirat des Zimmertheaters.

Die Stelle des neuen Intendanten in Rottweil ist ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist endet am 31. Januar. Bis Ende Februar, so Fröhlich, soll die Entscheidung fallen, sodass die neue Intendanz rechtzeitig in die Planung der Spielzeit 2013/2014 einsteigen könne. Sieben Bewerbungen, so Fröhlich, lägen vor.

Im Vorstand und Verein selbst herrsche eine positive Stimmung vor, so Fröhlich, der in einer turbulenten Sitzung vor einigen Tagen den Vereinsvorsitz vom langjährigen Vorsitzenden Henry Rauner übernahm. Der alte Vorstand hatte sich komplett nicht mehr zur Verfügung gestellt, nachdem die Versammlung die von Rauner und Co. angestrebte Abstimmung en bloc abgelehnt hatte.

Und dennoch: Die Übergabe der Geschäftsbereiche habe gut geklappt, man sei vom alten Vorstand sehr gut unterstützt worden, so Fröhlich.

Kommentar: Theaterpapst

Von Armin Schulz

Er ist das Gesicht der Szene: Friedrich Schirmer. Der Theaterprofi also soll Rottweil aus jener Patsche helfen, in die er sie hineinbugsiert hat. Schließlich war ja er es, der Tonio Kleinknecht und Tina Brüggemann, das erfolgreiche Duo am Zimmertheater, nach Aalen gelotst hat. Stimmt nicht ganz?

Zugegeben, Kleinknecht und Brüggemann wurden vom alten Vereinsvorstand um Henry Rauner zu einem Wechsel gedrängt, und Schirmer hat lediglich den Weg bereitet. Und dennoch soll der Theaterpapst helfen, das Chaos der vergangenen Wochen und Monate hier zu ordnen. Warum auch nicht. Schirmer ist Profi genug, um das eine vom anderen zu trennen. Und der neue Vorstand mit Georg Fröhlich an der Spitze kann Schirmers Netzwerk gut gebrauchen. Ob die Liaison nun glücklich ist oder nicht, sei dahingestellt. Erfolgreich muss sie sein. Das ist das Wichtigste.