Zwei Investoren – eine Hängebrücke. Foto: kts innovations

Schelte für OB Ralf Broß reißt nicht ab: Auch im Ausschuss muss sich Stadtoberhaupt einiges anhören. Mit Umfrage

Rottweil - Es knirscht kräftig im Gebälk: Dass die Stadträte mit dem Vorgehen des OB in Sachen Hängebrücke nicht einverstanden sind, zeigte sich am Mittwochabend im Ausschuss deutlich: Von "Missachtung des Gremiums" ist die Rede.

"Es ist schon schade, dass wir alles aus der Presse erfahren müssen, und achselzuckend dastehen, wenn die Bürger uns nach der Hängebrücke fragen", ärgerte sich Hans-Peter Alf von der CDU. Man sei "salamitaktisch" informiert worden, dass ein zweiter Investor für die Brücke im Spiel sei. "Hier erwarte ich mehr Transparenz."

Heide Friederichs (FFR) formulierte es deutlicher: "Das ist Missachtung eines politischen Gremiums", so der Vorwurf an Oberbürgermeister Ralf Broß. Seit Monaten habe er Bescheid gewusst und nichts gesagt. Wie berichtet, ist Broß seit Längerem mit einem weiteren Investor für die Hängebrücke, Joachim Glatthaar aus Schramberg-Waldmössingen, im Gespräch.

Broß selbst hatte zu Beginn der Sitzung dazu Stellung genommen: "Ich will nochmal deutlich darauf hinweisen, dass wir klar hinter Investor Günter Eberhardt stehen." Das Projekt solle mit ihm realisiert werden. Man habe einen klaren Auftrag aus der Bürgerschaft. Stand heute sei jedoch, dass Eberhardt die Brücke nur bis zur Felsnase verwirklichen wolle.

Ein weiterer Interessent, eben Glatthaar, habe signalisiert, dass er den zweiten Brückenschlag in Richtung Turm realisieren und die Lücke schließen könne. Im Gegensatz zu Eberhardt habe dieser zu verstehen gegeben, dass er mit den betreffenden Grundstückseigentümern handelseinig sei. Das habe Anlass zu Gesprächen gegeben. Den Bauausschuss habe er am 18. Oktober in nicht öffentlicher Sitzung davon in Kenntnis gesetzt. Auf den Vorwurf aus dem Gremium, dass kein Name genannt worden sei, erklärte Broß, es sei nicht nachgefragt worden. Der Verkauf der Grundstücke an Glatthaar sei seinem Informationsstand zufolge noch nicht vollständig über die Bühne gegangen.

Sein Vorschlag sei nun, in einer Dialogrunde mit allen Beteiligten "zu einer sachlichen Atmosphäre" zurückzufinden. Dass der Eindruck entstanden sei, Eberhardt solle aus dem Projekt gedrängt werden, sei bedauerlich.

In höchstem Maße bedauerlich finden das auch die Freien Wähler. Sie hatten sich vor der Sitzung in einer Pressemitteilung zu Wort gemeldet. Darin heißt es, dass man dem Auftrag der Bürger in Sachen Hängebrücke nur nachkommen könne, wenn die Verhandlungen sowohl mit den Investoren als auch mit den Grundstückseigentümern nicht öffentlich geführt werden.

"Die aktuellen öffentlichen Diskussionen untergraben das Vertrauen zwischen Stadtverwaltung und Investor und gefährden damit das Projekt als Ganzes", so Fraktionssprecher Martin Hielscher. "Im Sinne der beteiligten Personen auf beiden Seiten als auch der Stadtverwaltung selbst, die hier kein glückliches Bild abgibt, mahnt die Fraktion der Freien Wähler die Stadtverwaltung, ihre Arbeit konsequent und zügig abzuschließen, um das Projekt zeitnah zu realisieren", heißt es. Man wünsche sich vom Oberbürgermeister "eine Informationspolitik, die diesen Namen auch verdient und die sowohl die Bürger als auch den Gemeinderat auf Augenhöhe mitnimmt".

Wie transparent die Verhandlungen in Sachen Hängebrücke nun weiterlaufen, wird mit Spannung erwartet.