Die Abbildung des Berliner Freskos zeigt Narrenfiguren aus dem Südwesten. Vorne rechts der Rottweiler Guller, hinter der Offenburger Hexe lugt ein Schramberger Hansel hervor. Repro: Koch Foto: Schwarzwälder-Bote

Fastnacht: Sammler entdeckt Bild des bei Bombenangriff zerstörten Kunstwerks von Leo Faller

Von Corinne Otto

Rottweil. Dass die Rottweiler Fasnet eine besondere ist, ist keine Frage. Dass es der Rottweiler Guller aber 1940 auf ein großes Wandfresko am Berliner Anhalter Bahnhof geschafft hat, ist neu. Erstmals wurde jetzt eine Fotografie entdeckt, die das vom Künstler Leo Faller gefertigte Berliner Fresko zeigen soll. Darauf zu sehen: der Rottweiler Guller, der Schramberger Hansel und weitere bekannte Narrenfiguren aus der Region. Damit sei das 1945 bei einem Bombenangriff zerstörte Fresko erstmals nachzuweisen, sagt Wolfgang Koch, Betreiber des Buchhandels und Antiquariats Vollherbst-Koch aus Endingen am Kaiserstuhl, der sich auf Fastnachtsliteratur spezialisiert hat.

"Nach rund 70 Jahren wurde damit ein wahrer Fastnachtsschatz gehoben", ist sich Koch sicher. Zu verdanken sei die Entdeckung dem Sammler und Heimatforscher Jürgen Stoll aus Karlsruhe. Dieser sei bei Nachforschungen zum Künstler Leo Faller (1902 bis 1969) auf eine Kunstzeitschrift aus den 40er-Jahren gestoßen, in der das Fresko beschrieben wird und auch abgebildet ist. Die intensive Suche nach der Originalfotografie blieb allerdings vergebens.

Leo Faller wurde in Freiburg im Breisgau geboren und wuchs in Singen am Hohentwiel auf. Nach einem Studium an der Kunstakademie Karlsruhe war er in Daxlanden bei Karlsruhe als als Grafiker und Buchillustrator tätig. Unter anderem, so Wolfgang Koch, habe Faller originelle Bildkarten unter anderem für die Reichsbahn gestaltet, was mit ein Grund dafür gewesen sein dürfte, dass man ihn 1940 damit beauftragte, die Warteräume des Berliner Anhalter Bahnhofs mit einem Fresko auszumalen. "Er wählte hierfür Darstellungen deutscher Bräuche aus verschiedensten Regionen", weiß Koch. Und so habe Faller auch der "Badischen Fastnacht" ein Fresko gewidmet. "Dieser Titel wird die Rottweiler natürlich schmerzen", schmunzelt Koch, der darauf hinweist, dass die Begrifflichkeiten 1940 anders verbreitet waren.

Gemäß der Abbildung in der Zeitschrift stellte Faller Narren aus Fastnachtshochburgen des Südwestens dar: Zu Rottweiler Guller und Schramberger Hansel gesellen sich eine Offenburger Hexe, ein Villinger Narro, ein Triberger Fedraschnabel, der Elzacher Schuttig und ein Schneckenhüslinarro aus Zell a. H. Faller selbst stellt sich als Narr mit Pappnase dar.

Das entdeckte Foto sei wohl das einzige Bildzeugnis, das diesen "Ausflug" der schwäbisch-alemannischen Narren nach Berlin dokumentiert, meint Koch. Der Buchhändler hat sich entschieden, diese Entdeckung in einem wertigen Faksimile – Druck auf Karton, 42 mal 30 Zentimeter – in limitierter und nummerierter Auflage von 100 Exemplaren drucken zu lassen. n Wer sich das Berliner Fresko zum Preis von 19,90 Euro ins Wohnzimmer holen will, hat dazu unter www.fastnachtsbuch.de Gelegenheit.