Zwischen Armleder- und Römerstraße in Rottweil-Altstadt liegt dieser Garagenbauplatz, dem die morgige Grabungsführung gewidmet ist. Foto: Schwarzwälder-Bote

Grabungsleiter Thomas Schlipf vermittelt anhand neuer Fundstätte frühe Stadtgeschichte

Rottweil. Woher hatten die Römer die Steine für ihre beeindruckenden Gebäude? Das ist eine der meistgestellten Fragen bei Grabungsführungen. Eine Antwort erhalten die Besucher bei einer Veranstaltung mit Thomas Schlipf morgen, Donnerstag, 3. September, 19.30 Uhr, in der Armlederstraße in Rottweil.

Mit der Veranstaltung geht die Reihe "Römer live erleben", eine Kooperation des Dominikanermuseums Rottweil mit dem Landesdenkmalamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, in die zweite Runde. Meist kann man nur sehr allgemein darauf verweisen, dass in der Antike möglichst nahe gelegene Steinvorkommen für Bauvorhaben ausgebeutet wurden. Man kennt in der Regel das Abbaugebiet nicht genau.

Bei "Rettungsgrabungen" vor Realisierung eines Bauvorhabens kam jüngst in der Armlederstraße, am Rande des Municipium Arae Flaviae, ein antiker Steinbruch zu Tage, was einer kleinen Sensation gleichkommt. Am Hang zum Neckar knapp unterhalb des antiken Stadtgeländes zwischen Neckar und Prim zeigen sich geologische Schichten mit Kalksteinbänken, die sich sehr gut zur Herstellung von Mauersteinen eignen. Dieses Vorkommen haben die Römer, wie man heute weiß, in flächigen Abbauarealen aufgeschlossen, die man von unten her in den Hang getrieben hat. Nachdem die oberflächennahen, leicht erreichbaren Vorkommen erschöpft waren, hat man das Abbauareal in der Armlederstraße einfach wieder aufgegeben und mit Abfallmaterial anderer Abschnitte aufgefüllt, die man in der Nachbarschaft neu angefahren hatte. Zuvor legte man auch einen Kalkofen nieder, den man für die Gewinnung von Mörtel inmitten des Steinbruchs errichtet hatte.

Vor gut 50 Jahren konnten 150 Meter entfernt bereits ähnliche Abbauspuren beobachtet werden. Demnach scheint sich das antike Steinbruchgelände beinahe über den gesamten Rand der römischen Stadt entlang des Neckars erstreckt zu haben. Wahrscheinlich waren hier mehrere Handwerksbetriebe gleichzeitig tätig. Diese Dichte verwundert nicht, finden sich ähnlich günstige Kalksteinvorkommen doch erst wieder deutlich weiter vom Stadtgebiet entfernt.

In hochmittelalterlicher Zeit entstanden über dem aufgefüllten Steinbruchgelände in der Armlederstraße eingetiefte Webstuben. Diese gehören zum Siedlungsplatz bei der Pelagiuskirche, Rottweils älteste Stadtsiedlung nach den Römern. Auch diese nutzten offenbar die Steinvorkommen, wie Spuren andeuten. Die anschaulichen Überreste sind nur noch kurze Zeit sichtbar und können bei der Führung besichtigt werden.

Die Teilnahme ist kostenlos. Treffpunkt ist in der Armlederstraße gegenüber der ehemaligen Gaststätte Schiff.