Unsere Besten: Nina Willburger hat ihren Kindheitstraum von der Archäologie zum Beruf gemacht

Von Stefanie Siegmeier

Stuttgart/Rottweil. Münzen, Scherben und allerlei andere Zeugnisse römischen Lebens in Rottweil – und das alles im Boden des eigenen Gartens.

Nina Willburger staunte nicht schlecht, was Grabungsleiter Thomas Schlipf vor mehr als 30 Jahren beim Bau ihres Elternhauses in der Tuttlinger Straße so alles zutage förderte. Nina Willburger, damals gerade mal sechs Jahre alt, war mit dabei und durfte auch mit Hand anlegen, erinnert sie sich. Und von diesem Moment an ließen sie die Römer nicht mehr los.

Heute, 35 Jahre später, ist sie Leiterin des Referats für klassische und provinzialrömische Archäologie am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Die von ihr kuratierte Ausstellung, "Ein Traum von Rom", ist erst vor Kurzem zu Ende gegangen.

"Damals war für mich schnell klar, dass ich Archäologie studieren möchte", erinnert sich Willburger schmunzelnd an die Erlebnisse in der Kindheit. Aufgewachsen ist sie mit drei Geschwistern in Rottweil. Nach den Funden auf der hauseigenen Baustelle war das Römerfieber entfacht. Ihre Eltern unterstützten die Leidenschaft der Tochter und meldeten sie schließlich am Albertus-Magnus-Gymnasium an.

"Ich hatte ein Faible für Latein", sagt sie. Und nicht nur von zu Hause aus bekam sie Unterstützung für ihre beruflichen Pläne, sondern auch von ihren Lehrern. "Vor allem Augusta Hönle riet mir, das zu machen, was ich wirklich möchte", erinnert sie sich an die Schulzeit. Und das tat sie schließlich auch – entgegen einiger Kritiker, die meinten, sie solle mit ihrem guten Abitur doch "etwas Ordentliches" machen. Nina Willburger ließ sich nicht beirren, studierte klassische und provinzialrömische Archäologie und alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und promovierte über die "Römische Wandmalerei in Augsburg".

Während des Studiums und bis heute hat sie sich an vielfältigen archäologischen Untersuchungen und Projekten beteiligt. Sie nahm an Ausgrabungen in Ägypten, England, Augsburg, Oberndorf-Bochingen und in Rottweil teil. "Mal sehen, was sich als Nächstes ergibt", ist sie schon gespannt.

Im Jahr 2003 tat sich dann die Stelle am Landesmuseum in Stuttgart auf. Nina Willburger erhielt den Zuschlag. "Da hatte ich richtig Glück, denn so viele Stellen gibt es in dem Bereich nicht", sagt sie. Ausstellungen planen und vorbereiten gehört zu ihren Hauptaufgaben.

"An irgendeiner Ausstellung sitzt man immer", sagt sie schmunzelnd. Am meisten reizt und begeistert sie aber der tagtägliche Umgang mit alten Objekten. "Das sind Artefakte, die mehrere Tausend Jahre alt sind", schwärmt sie. Der direkte Umgang mit diesen Artefakten sei ihr ganz wichtig. "Ich wollte auf keinen Fall nur Forschung in der Theorie betreiben".

Und trotz der Ausstellungen und Grabungen im In- und Ausland hat sie den Kontakt zu ihrer Heimatstadt nicht verloren. Häufig bekomme sie auch bei Ausstellungen Besuch aus Rottweil. Austausch besteht nach wie mit ihrer ehemaligen Griechischlehrerin Augusta Hönle. Aber auch zu Martina Meyr, der Leiterin des Dominikanermuseums, habe sie regelmäßig Kontakt. "Wir kennen uns vom Studium." Die Welt ist halt doch klein.

Und wenn in Rottweil mal wieder gegraben wird, dann schaut sie auch bei Thomas Schlipf vorbei. Ja und natürlich vor allem bei ihrer Familie, denn die Römer sind nicht die einzige Verbindung zur Heimatstadt.