Muss wieder auf Kurs gebracht werden: Die rgr-electric GmbH in Neufra hat Insolvenz beantragt. Foto: Otto

Chancen für Fortführung des Unternehmens gut. Löhne gesichert. 72 Mitarbeiter betroffen.

Rottweil-Neufra - Die rgr-electric GmbH in Neufra hat Insolvenz beantragt. Bei einer Mitarbeiterversammlung gestern Mittag konnte Insolvenzverwalter Axel Kulas aus Stuttgart den geschockten Mitarbeitern jedoch die größten Ängste nehmen. "Ich bin zuversichtlich, dass das Unternehmen nachhaltig sanierungsfähig ist", so Kulas im Gespräch mit unserer Zeitung.

Außerdem wichtig für die 72 Mitarbeiter: Das Insolvenzgeld wurde vorfinanziert, die Löhne können gezahlt werden. Der Lohn für August war laut Kulas zehn Tage rückständig – keine einfache Situation für die Betroffenen. Über die Insolvenzgeldversicherung seien nun die Zahlungen für August, September und Oktober gesichert.

Das Neufraer Unternehmen, das Kabel und Gerätezuleitungen, umspritzte Stecker und Kupplungen produziert, sei durch zu hohe Kosten in die Schieflage geraten. Der Insolvenzverwalter lobt ausdrücklich den frühen Zeitpunkt, zu dem die Geschäftsführung Insolvenz beantragt hat. "Man hat erkannt, dass es brennt, und hat sofort gehandelt", so Kulas. Deshalb sei die Ausgangslage nach seiner ersten Einschätzung gut. "Wir haben eine gute Mannschaft, ein gutes Produkt und gut gefüllte Auftragsbücher." Es sehe danach aus, als könne der Betrieb fortgesetzt werden.

Die rgr-electric GmbH mit Geschäftsführer Johannes Schmeh hatte 2010 das operative Geschäft von der Einzelfirma rgr-electric Roswitha Grathwohl gepachtet. Die Einzelfirma werde von der Insolvenz nicht tangiert und sei "kerngesund", wie Geschäftsführer Harald Grathwohl betont.

Im November soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden und das Schiff wieder auf Kurs kommen. Dazu müsse an verschiedenen Stellen im Unternehmen "ein bisschen geschraubt" werden, so Kulas. "Große Personaleinschnitte" sind nach Ansicht des Insolvenzverwalters dazu nicht notwendig. Die Gespräche mit Kunden und Lieferanten seien positiv verlaufen, die Stimmung bei den Mitarbeitern sei nach der Versammlung "etwas aufgehellt". Kulas wird nun versuchen, für eine "übertragende Sanierung" einen Investor zu finden.