Sarah Link betreut beim Verein seit Februar das Präventionsprojekt StandPUNKTE. Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Hilfen: Verein "Frauen helfen Frauen + Auswege" hält Rückschau / 254 Beratungen

Rottweil. 40 Prozent der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Dies ist das traurige Ergebnis einer repräsentativen Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema Gewalt gegen Frauen.

In Rottweil nimmt sich der Verein "Frauen helfen Frauen" (FhF) seit 25 Jahren der Thematik an. Kürzlich fand die Hauptversammlung statt. 254 Beratungen habe es im abgelaufenen Jahr gegeben, informierte Petra Wagner, die sich mit einem Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen um betroffene Frauen und Mädchen kümmert. Beherrschende Themen der Hilfesuchenden seien Gewalt, familiäre Belastungssituationen und Lebensbewältigung.

"Die meisten Frauen, die zu uns kommen sind deutschsprachig. Die Thematik zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten", informiert Wagner. Im Bereich des sexuellen Missbrauchs seien allerdings nicht nur Frauen betroffen. Aus diesem Grund habe man im Jahr 2012 den Arbeitsbereich "Auswege" geschaffen – eine Fachberatungsstelle bei sexuellem Missbrauch für männliche und weibliche Betroffene. 60 Beratungen habe es hier 2016 gegeben.

Mit der Einrichtung eines Notruftelefons habe im Jahr 1991 alles angefangen. Ein Jahr später wurde das Büro in der Hohlengrabengasse eingerichtet, und 1994 eine Halbtagstelle für professionelle Beratung geschaffen. Gemeinsam mit der Polizeidirektion begann man 1999 mit Präventionsarbeit. Seit 2012 gibt es eine Kooperationsvereinbarung mit dem Landratsamt.

Die Diplom-Sozialpädagogin und Systemische Beraterin Renate Weiler und die Psychologische Beraterin Hanne Blust – beide sind auch Fachkräfte für Prävention und Intervention bei sexuellem Missbrauch – sind derzeit hauptamtlich in der Beratungsstelle tätig. Ergänzt werden sie durch die Kindheitspädagogin Sarah Link, die das Präventionsprojekt "StandPUNKTE" betreut.

Die Vorstandsarbeit läuft komplett ehrenamtlich. Der monatliche Gesamtzeitaufwand liege bei etwa 200 Stunden. Der Verein finanziert sich über Spenden und Zuschüsse des Landkreises sowie einiger Städte und Gemeinden im Kreis.

Das Engagement des Vereins ist vielfältig, wobei die kostenlose und anonyme Beratung der Betroffenen im Fokus steht. Um den Bekanntheitsgrad zu steigern und auf die Problematik aufmerksam zu machen, beteiligt sich der Verein zudem an zahlreichen Aktionen, beispielsweise an der Frauenwoche. Unter anderem werden Schulungen für angehende Erziehrinnen des Edith-Stein-Instituts angeboten. Und mit einer Taschentuchaktion, die über die Apotheken im Landkreis an den Mann oder vielmehr die Frau gebracht wird, möchte der Verein auf sich aufmerksam machen. Beratungsangebote gibt es nicht nur in Rottweil, sondern auch in Oberndorf, Schramberg und Sulz.

Im Bereich der Flüchtlingsarbeit engagiert sich der Verein ebenfalls. Gemeinsam mit Gesundheitsamt, Caritas und der Suchtberatungsstelle wurde eine Basisschulung für Geflüchtete erarbeitet. Jeder der Träger engagiert sich für einen bestimmten Themenbereich. FhF hat speziell die Frauenrechte im Fokus.

Das Präventionsprojekt "StandPUNKTE", eine Ausstellung für Kinder der zweiten bis vierten Klassen, das gemeinsam erarbeitet und konzipiert wurde, stößt derzeit auf große Resonanz. Demnächst wird die Ausstellung in Sulz zu sehen sein. Sarah Link betreut das Projekt und ist mehr als zufrieden. "Ich bin seit Mitte Februar bei FhF und die Arbeit bereitet mir sehr viel Freude", betont sie. Bei der Mitmachausstellung für Schulkinder gehe es hauptsächlich um die Persönlichkeitsstärkung und das Erkennen eigener Grenzen. Die Ausstellung kann beim Verein angefragt werden.