Beim dritten Verhandlungstag des »Black Jackets«-Prozesses waren viele Polizisten ums und im Landgericht postiert. Foto: dpa

Angeklagter im "Black Jackets"-Prozess laut Zeugen kein Präsident. Anschlag auf "United Tribuns".

Kreis Rottweil - Drei Pressevertreter, drei Zuschauer und 20 Polizisten – das war die Szenerie beim dritten Verhandlungstag gegen einen vermeintlichen Präsidenten der "Black Jackets" am Landgericht Rottweil.

Der Angeklagte soll im Frühjahr des vergangenen Jahres den ihm untergeordneten Rottweiler Mitgliedern der hierarchisch aufgebauten Vereinigung den Anschlag auf das Clubhaus der verfeindeten "United Tribuns" in Deißlingen-Lauffen erlaubt haben. Die Rottweiler "Black Jackets" sollen am Abend vor der Tat mit eben diesen aneinander geraten und dabei schwer gedemütigt worden sein, was sie nicht hätten auf sich sitzen lassen wollen. Doch zur Durchführung sollen sie zuerst die Erlaubnis der Stuttgarter gebraucht haben. Deshalb, so die Aussage, hätten sie sich am nächsten Tag auf den Weg dorthin gemacht und vom jetzigen Angeklagten die Erlaubnis und genaue Anweisungen zur Ausführung bekommen.

Durch das Auftauchen einiger Mitglieder der rockerähnlichen Vereinigung am zweiten Verhandlungstag waren die Sicherheitsvorkehrungen für die gestrige Forsetzung verschärft worden. Viele Polizisten waren ums und im Gebäude postiert worden, und jeder Interessierte wurde vor dem Betreten des Gerichtssaals genauestens durchsucht.

Die Erklärung des 23-jährigen Angeklagten war am zweiten Verhandlungstag durch seinen Verteidiger verlesen worden. Er ließ erklären, dass er bei den "Black Jackets" zu keinem Zeitpunkt Präsident gewesen sei. Auch seine Angaben zur Tat widersprachen denen der Anklage: Die Stuttgarter hätten den Rottweiler Mitgliedern nicht die Erlaubnis für den Anschlag gegeben, nein, sie seien sogar dagegen gewesen und hätten die Rottweiler Gruppe zur Strafe aufgelöst, als sie von der Tat erfahren hätten.

Beim gestrigen Fortsetzungstermin des Prozesses wurden vier der acht am Anschlag beteiligten Täter vernommen. Einer von ihnen wollte unter Ausschluss der Öffentlichkeit aussagen, da er Angst vor möglichen Bedrohungen hatte. Dem Antrag des Zeugen wurde stattgegeben.

Zwei der anderen vernommenen Täter sagten aus, sie seien am Tag der Tat in Stuttgart dabei gewesen, allerdings nicht bei der eigentlichen Besprechung, die im so genannten "Memberraum" im Stuttgarter Clubhaus stattgefunden habe. Dort hätten nur der Präsident des Stuttgarter Chapters der "Black Jackets" und die beiden Sprecher der Rottweiler Gruppe dabei sein dürfen.

Nach dieser Besprechung sei man zurück nach Rottweil gefahren, und die beiden Sprecher hätten erklärt, man führe einen Anschlag auf das Clubhaus der feindlichen "United Tribuns" aus. Dabei hätten sie auch die Aufgaben verteilt. Der dritte vernommene Täter ist, laut eigener Aussage, erst kurz vor der Tat dazugestoßen; man habe ihm die Situation erklärt und gesagt, er solle einen Molotowcocktail auf das Gebäude werfen. Gleich darauf sei es auch schon losgegangen.

Alle drei sagten allerdings aus, dass es nicht das Ziel des Anschlags gewesen sei, das Clubhaus abzubrennen oder jemanden zu verletzen, sondern lediglich den "Tribuns" Angst einzuflößen. Außerdem zeigten sie sich einig, dass der Angeklagte nicht der Präsident gewesen ist.

Die Verhandlung wird heute, Dienstag, fortgesetzt.