Am Gemeindehaus ist ein Schaden von mehreren zehntausend Euro entstanden. Foto: Kamera24.tv

28-Jähriger verhaftet. Schuldfähigkeit wird geprüft. Zeitplan der Kirchengemeinde in Bedrängnis.

Rottweil - Die Brandstiftung am evangelischen Gemeindehaus vom vergangenen Sonntag konnte von der Kriminalpolizei aufgeklärt werden. Die Ermittler nahmen am Mittwoch einen 28-jährigen Mann fest, der dringend tatverdächtig ist. In einer ersten Befragung hat der Tatverdächtige gegenüber der Polizei die Tat eingeräumt.

Zum Motiv liegen derzeit noch keine Erkenntnisse vor. Die Ermittler gehen jedoch davon aus, dass eine persönliche Beziehung des 28-Jährigen zur evangelischen Kirchengemeinde und dem dort wohnhaften Hausmeister nicht vorlag. Laut Polizei gibt es auch keine Anhaltspunkte, dass die Brandstiftung mit der Nutzung des Kleinspielfelds in der Johanniterstraße in Zusammenhang stehen könnte.

Über den möglichen Erlass eines Haftbefehls gegen den Tatverdächtigen ist noch nicht entschieden. Zunächst will die Staatsanwaltschaft unter Hinzuziehung eines Sachverständigen die Schuldfähigkeit des Mannes prüfen lassen.

Geschichte mit zwei Tatorten

Wie berichtet, war es eine Geschichte mit zwei Tatorten. Dass sie was miteinander zu tun haben, wurde zunächst noch vermutet, doch gesicherte Erkenntnisse gab es nicht.

Einer der Tatorte war das evangelische Gemeindehaus in der Johanniterstraße. Am Sonntag wurden dort ein Papiercontainer und Spielgeräte angezündet. Die Feuerwehr konnte den Brand löschen, bevor noch Schlimmeres passiert wäre. Etliche Zeugen wurden dazu vernommen.

Tatort Nummer zwei war der Bolzplatz bei der Johanniterschule. Dieser sorgte gerade in diesem Sommer für mächtig Ärger unter Anwohnern. Betroffene, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen wollen, sprechen von massiver Lärmbelästigung und haben dies auch der Stadtverwaltung bereits im Juli mitgeteilt. Der Platz, der vom Deutschen Fußballbund gefördert wird, darf von Kindern und Jugendlichen bis 16 Jahren benutzt werden. Um 20 Uhr ist Schluss, und gespielt werden darf nur mit Softbällen.

Doch die Anwohner der Spielstätte berichten von älteren Jugendlichen und Erwachsenen in Mannschaftsstärke, die die Spielzeiten ignorierten. An Sommertagen würde bis Mitternacht mit harten Lederbällen gebolzt und gegen die Bande gedonnert, an Schlaf sei kaum zu denken. Klar, dass das an den Nerven zehrt. Schon des öfteren hätten sich die Bewohner des Viertels bei den Kickern beschwert. Die Stadtverwaltung hat bislang nichts unternommen. Für die Bewohner lag zunächst die Vermutung nahe, dass der Täter aus der Gruppe der ungebetenen Fußballspieler stammen könnte.

Im Rathaus gab man sich da vorsichtiger und warnte vor voreiligen Schuldzuweisungen. Ungeachtet des jetzigen Vorfalls wolle man gleich in der kommenden Woche das Gespräch mit den Bewohnern suchen und über Schulsozialarbeiter und Streetworker in Kontakt zu den Jugendlichen treten. Man hätte auch die Polizei vorbeischicken und Platzverbote aussprechen können, so Bürgermeister Werner Guhl. Doch das wolle man eben nicht. "Wir wollen nicht mit Verboten reagieren."

Kirchengemeinde hat Glück im Unglück

Schnell reagieren muss die evangelische Kirchengemeinde, die die Hauptleidtragende ist. Die Sanitärräume, erst vor zwei Jahren saniert, sind vorerst nicht benutzbar. Als einziges WC muss das Behindertenklo herhalten. Der Notausgang wurde zwar ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, doch der Raum verfügt über einen dritten Ausgang .

Die Kirchengemeinde hatte noch Glück im Unglück. Denn der Kindergarten, der ebenfalls im Gemeindehaus untergebracht ist, ist weiterhin benutzbar.

Unklar ist aber, ob mit den neuen Kinderkrippenplätzen wie geplant im März kommenden Jahres gestartet werden kann. Der Brand und die Aufräumarbeiten drohen, den Zeitplan zu kippen.