Stadt-Check: "Kunst in der Stadt" entlang der Königstraße bekam anfangs nicht nur Zustimmung

Von Stefanie Siegmeier

Rottweil. Seit mehr als 40 Jahren säumt eine Vielzahl an Plastiken die Königstraße. Was anfangs die Diskussion über Ästhetik anregen sollte, ist für viele Passanten alltäglich geworden und gehört längst zum Stadtbild Rottweils dazu.

Die Geschichte, wie es überhaupt zu dieser Kunstmeile kam, dürfte dennoch nur wenigen geläufig sein. Stahlbildhauer Erich Hauser war es, der sich mit dem damaligen Oberbürgermeister Ulrich Regelmann daran machte, "Kunst in der Stadt" – so hieß die Aktion seinerzeit – zu realisieren. Das war 1972.

Wichtig sei den Initiatoren gewesen, die zeitgenössische Kunst nicht nur im Museum zu präsentieren, sondern sie auch in den öffentlichen Raum zu bringen, betont Jürgen Knubben, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des Forums Kunst. Die Kunst sollte zur Diskussion über Ästhetik anregen. Sie sollte eine neue Art des Sehens und Wahrnehmens fördern und einen Kontrast zum städtischen Alltagsleben bilden. "Und sie sollte natürlich provozieren", so Knubben. Und das tat sie auch.

Die Kunstmeile war im Gespräch. Sie erfuhr Zustimmung wie Ablehnung gleichermaßen. Als erstes Kunstwerk wurde dort, wo heute das Postgebäude steht, eine Arbeit des Amerikaners Tony Smith aufgestellt. Erich Hauser hatte diese auf eigene Kosten von der "documenta" in Kassel nach Rottweil transportieren lassen und sie so vor der Verschrottung bewahrt. Und von da an ging es Schlag auf Schlag.

Vor dem Landgericht fanden Werke von Thomas Kaspar Lenk und Erich Hauser ihren Platz, es folgten viele mehr. "Die Königstraße, die aus der mittelalterlichen Kernstadt herausführt, erwies sich als ideal für die Kunstmeile", erzählt Knubben.

In den Anfangsjahren wurden die Arbeiten noch ständig umgestellt, neu aufgestellt und ausgetauscht. "Später kam die Aktion dann in ruhigeres Fahrwasser", beschreibt Knubben, der im Jahr 1993 die Verantwortung für "Kunst in der Stadt" übernahm. "Ich bemühe mich zwar um ständige Aktualisierung, doch gehören etliche Plastiken mittlerweile fast schon zum Inventar Rottweils", erklärt er.

Abgesehen von wenigen Ausnahmen, die angekauft wurden, handelt es sich bei den Arbeiten um Leihgaben der Künstler. "Eine Tatsache, die heute nicht mehr denkbar wäre", betont Knubben und weist darauf hin, dass es in all den Jahren kaum zu Zerstörungen gekommen sei: "Die Rottweiler haben sich nahezu musterhaft verhalten", lobt er. Möge es so bleiben.