Machen sich darüber Gedanken, wie das neue Gefängnis am landschaftlich sensiblen Standort Esch integriert werden kann (von links): Projektbegleiter Alfons Bürk, Bauamtschef Lothar Huber und Landschaftsarchitekt Johann Senner. Foto: Schulz

Stadtverwaltung macht sich Gedanken über die topografische Einbindung. Wettbewerb ein Glücksfall.

Rottweil - Es ist einer der Hauptkritikpunkte der Gegner eines Gefängnisneubaus am Standort Esch: Die Natur würde zu sehr tangiert werden, sagen sie. Landschaftsarchitekt Johann Senner schaute sich den Standort näher an und sagt: Das neue Gefängnis lässt sich integrieren.

Für viele ist ein neues Gefängnis am Standort Esch nahe der Neckarburg ein rotes Tuch. Die Bürgerinitiative Neckarburg ohne Gefängnis, die einen Bürgerentscheid initiiert hat, sieht etliche landschaftlichen Belange berührt.

Die Rottweiler Bürger werden am 20. September darüber entscheiden, ob eine neue Justizvollzugsanstalt dort gebaut wird. Zuvor soll es eine Info-Veranstaltung geben, die eine vor Kurzem ins Leben gerufene Begleitgruppe vorbereiten wird. In dieser Gruppe befinden sich sowohl Befürworter als auch Gegner. Geplant ist auch ein Flyer, denn Ziel ist es, die Bevölkerung bestmöglich zu informieren, um so viele Bürger wie möglich am 20. September an die Urne zu bekommen.

Die Stadt tut das Ihrige, um für ihren Standpunkt zu werben. Und sie macht sich Gedanken darüber, wie ein neues Gefängnis auf dem Esch, das von drei Schutzgebieten umgeben ist, aussehen könnte. Dass das Justizministerium hierzu einen Architektenwettbewerb ausloben wird, wird überaus begrüßt. Denn damit, so wird argumentiert, sei auch klar, dass die JVA in Offenburg nicht als Blaupause für Rottweil dienen werde. Offenburg, das ist für die Gegner eine Art Angstgespenst. Für die Stadt indes ist klar, dass es in Rottweil keine Nullachtfünfzehn-Lösung geben darf.

Architektenwettbewerb steht an

Was auf dem Esch gebaut wird und wie das aussehen könnte, das weiß noch niemand, sagt Alfons Bürk, der für die Stadt dieses Projekt begleitet. Doch die Stadtverwaltung ist sich sicher, dass sich eine neue JVA landschaftlich integrieren lässt. Das betont Landschaftsplaner Johann Senner, Büroinhaber von Planstatt Senner mit Hauptsitz in Überlingen, bei einem Vor-Ort-Termin gestern Nachmittag, an dem auch Bürk und Lothar Huber, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, teilnehmen.

Freilich werden nun diejenigen, die die JVA im Esch sowieso kritisch sehen, einwenden, Senner spreche klar die Sprache der Stadt, da er in andere Planungsvorhaben der Stadt involviert war und ist. Das mag einerseits stimmen. Senner ist auch beim Testturm auf dem benachbarten Berner Feld planerisch tätig.

Der Turm gilt indes, trotz mancher Kritik, als Paradebeispiel dafür, dass in der ältesten Stadt im Land, zukunftsweisende Projekte – zumal in dieser Größe – eine Chance haben. Das bedeutet andererseits: Senner kennt sich in und rund um Rottweil aus. Er weiß, wovon er spricht. Er ist überzeugt, dass sich ein möglicherweise drei- bis viergeschossiges Gefängnis am Standort Esch landschaftlich eingliedern lasse.

Die Topografie mit dem nach Süden hin um 24 Meter abfallenden Gelände sei günstig, um mit geringfügigen Eingriffen beispielsweise die Blickbeziehungen von Dietingen aus auf das Gebiet, oder vom Radweg aus in Richtung Schwäbische Alb nicht zu stören. Zudem weist Senner auf den bereits genannten Architektenwettbewerb hin.

"Das ist ein Glücksfall", sagt der Experte. Damit schaffe man maximale Transparenz bei maximaler Qualität. Insgesamt erhoffen sich alle drei, dass mit der neuen Vollzugsanstalt für 400 Häftlinge Rottweil ein weiteres Vorzeigeprojekt gelingen und wiederum Wegweisendes schaffen werde. Dieses Mal auf dem Feld des humanen Vollzugs.