Auch »stern.de« hat über umstrittene Äußerungen des obersten Chefs der Piusbrüder, Franz Schmidberger, berichtet. Dieser geht gerichtlich gegen den Stadtrat Max Burger vor. Foto: stern.de

Nach Leserbrief stellt Distriktobere Franz Schmidberger eine Strafanzeige. Dittrich ermittelt.

Rottweil - Max Burger kommt aber auch nicht zur Ruhe: Vor kurzem brachte der Grüne beinahe den gesamten Gemeinderat gegen sich auf wegen – sagen wir mal – unbedachter Äußerungen gegenüber der CDU-Kollegin Sibylle Schumacher. Der Streit entzündete sich um eine typisch Burgersche Abhandlung zum Begriff des »Gutmenschen«.

Jetzt hat er den Groll eines anderen Menschen auf sich gezogen: des Deutschlandchefs der Piusbruderschaft St. Pius, Franz Schmidberger. Der Distriktobere der wenn nicht erzkonservativen, dann zumindest traditionalistischen katholischen Glaubensbrüdern hat mit einer Strafanzeige auf einen Leserbrief Burgers (»Gemeinschaft der Heiligen« vom 18. April in der Schramberger Ausgabe unserer Zeitung) reagiert.

Darin hatte sich der Rottweiler Stadt- und Kreisrat kritisch über Schmidberger geäußert. Die Stichworte lauteten unter anderem: Volksverhetzung und Verleumdung des Holocausts; es fiel aber auch der Vorwurf, Schmidberger habe den Propheten Mohammed mit einem Kinderschänder verglichen.

»Ein Fall für den Verfassungsschutz«

Hintergrund des Burgerschen Rundumschlags ist die bevorstehende Einweihung einer neuen Kirche auf dem Sulgener Lienberg bei Schramberg. Burger hält den Brüdern vor, sie richteten sich gegen einen freiheitlichen, weltanschaulich neutralen Staat wie ihn das Grundgesetz vorsehe. Burger zitiert in seinem Leserbrief den Freiburger Moraltheologen Eberhard Schockenhoff, der über die Piusbrüder urteilt: Die Aktivitäten der Piusbruderschaft würden »eindeutig ein weltanschauliches Amalgam von faschistischen, ehemals nationalsozialistischen Aussagen« aufweisen. Im Grunde sei das »ein Fall für den Verfassungsschutz«, so Schockenhoff.

Es überrascht nicht, dass die Piusbruderschaft auch gegen Schockenhoff mit einer Strafanzeige vorgegangen sind. Schmidberger, der oberste Piusbruder im Land, fühlt sich von Burger jedenfalls in einem falschen Licht dargestellt. Der Leitende Oberstaatsanwalt in Rottweil, Joachim Dittrich, ermittelt nun wegen Verleumdung.

Klar, dass Burger diesen Vorwurf entschieden zurückweist. Während der »achitektonische Rückgriff beim Sulgener Kirchenneubau auf die Neoromanik bescheiden gelungen« scheine, greife – weniger gelungen, aber umso traditionalistischer – Schmidberger auf überwunden geglaubte Klaviatur zurück, »Kritiker durch Einschüchterung mundtot machen zu wollen«, so der Rottweiler Stadtrat süffisant. Der Ausgang? Offen.