Windschlüpfrig: Solch ein Pendolino war bei Testfahrten auf der Gäubahn unterwegs. Foto: SBB

Neigetechnikzug auf Testfahrten zur Deutschlandzulassung. Gleiserweiterung bei Horb muss warten.

Schwarzwald-Baar-Heuberg - Die Gäubahn als Testgelände: In den vergangenen Wochen stattete ein Schweizer Hochgeschwindigkeitszug der regionalen Bahnader einen Besuch ab.Der Pendolino der Schweizer Bahnen (SBB) war es, dessen Neigetechnik auf der Gäubahn getestet wurde. Dies bestätigte der SBB-Pressesprecher Roman Marti auf Anfrage. Der auch als ETR 610 be-kannte Hochgeschwindigkeitszug soll noch dieses Jahr die Deutschlandzulassung erhalten.

Die Testfahrten verliefen planmäßig und komplikationsfrei. Laut SBB-Sprecher ist derzeit aber noch kein Einsatz auf der Gäubahn zwischen Zürich und Stuttgart geplant. Diese ETR-610-Neigetechnikzüge werden ab Dezember auf den Strecken zwischen Basel, Bern und Mailand sowie Genf und Mailand verkehren. Die SBB hätte für die Gäubahn derzeit kein weiteres Wagenmaterial zur Verfügung.

Dies könnte sich bis 2014 ändern. Dann erhalten die Schweizer ihr neu bestelltes Zugmaterial. Bis dahin wird wohl entlang des Neckars und im Gäu weiterhin ein Intercity mit Waggons der SBB fahren. Politiker und Wirtschaftsvertreter entlang der Gäubahn weisen derzeit weiter daraufhin, dass diese Schienenstrecke und der neue Tiefbahnhof in Stuttgart (S 21) aus einem Guss zu sehen seien. Im erst kürzlich veröffentlichten S-21-Stresstest wird darauf hingewiesen, dass die Gäubahn im Simulationsmodell die größten Abweichungen aufweise.

Unterstellt wurde dabei schon die Durchbindung der Neigetechnikzüge von Zürich nach Nürnberg. Laut SMA, dem Unternehmen, das den Stresstest durchgeführt hat, rühren die schlechten Werte der Gäubahn vom Abschnitt zwischen Horb und Aalen her. Auf diesem Streckenteil darf nicht mit Neigetechnik gefahren werden. Dies hänge damit zusammen, dass auf den zu befahrenden S-Bahngleisen zum Flughafen und nach Stuttgart ein Neigetechnikverbot besteht. Die SMA kommt bei der Gäubahn zu dem Ergebnis, dass somit nicht alle ursprünglich geplanten Anschlüsse in Stuttgart erreicht werden.

Rainer Kaufmann vom Gäubahnverband betonte, dass der Ausbau für die Neigetechnik zwischen Stuttgart und Nürnberg auch noch fehle. Dazu werde sich eine Initiative gründen.

Verschieben wird sich um ein Jahr der Einbau des zweiten Gleises zwischen Horb und Neckarhausen. Überprüft werden muss, ob seltene Pflanzen oder Tiere in diesem Bereich beheimatet sind. Zunächst sollte die Überprüfung zwei Jahre dauern. Mit dem zweiten Gleis würden Neigetechnikzüge künftig noch schneller ihr Ziel erreichen.

Die SPD-Landtagsfraktion unter Claus Schmiedel wird im September in Tuttlingen über den aktuellen Stand der Planungen und die nächsten Ausbauschritte mit den Gäubahnanliegern sprechen.