Zufrieden, sich aber der künftigen Herausforderungen bewusst (von links): Aufsichtsratsvorsitzender Berthold Brandecker, Vorstandsvorsitzender Henry Rauner sowie die Vorstände Gislinde Sachsenmaier und Michael Hellerling von der Volksbank Rottweil Foto: Schickle Foto: Schwarzwälder-Bote

Bilanz 2014 der Volksbank Rottweil lautet "zufrieden"/ Niedrigzinsen machen nicht nur Sparern zu schaffen

Von Verena Schickle

Kreis Rottweil. Die Volksbank Rottweil ist mit dem Geschäftsjahr 2014 zufrieden. Allerdings: Angesichts von Niedrigzinsen und immer mehr gesetzlichen Vorgaben wird das Geschäft für Banken nicht leichter. Das bekommen auch die Rottweiler zu spüren.

Zahlen sind das täglich’ Brot von Henry Rauner. Es liegt in der Natur der Sache, dass manche erfreulicher sind als andere. Wer wüsste das besser als der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Rottweil? Im großen Ganzen ist er zufrieden, so viel vorneweg. Oder wie formulierte es gestern noch der Aufsichtsratsvorsitzende Berthold Brandecker: "Wir sind mit dem Geschäftsjahr 2014 zufrieden." Ohne Mühen allerdings sei der Erfolg nicht mehr zu haben: "2015 müssen wir uns alle anstrengen."

Das Geschäftsgebiet der Volksbank Rottweil erstreckt sich grob von Sulz bis Rottweil und von Dietingen bis Zimmern. Dazu kommen Frittlingen und Denkingen im Landkreis Tuttlingen. Von den 72 000 Einwohnern, die dort in etwa leben, sind 42 280 Kunden der Volksbank Rottweil, gut 22 214 auch Genossenschaftsmitglieder. Das ist eine der weniger erfreulichen Zahlen, die die Volksbank gestern zu vermelden hatte: Im Vergleich zum Jahr 2013 sind es nur zehn Mitglieder mehr. Dies liegt daran, dass 730 Neuzugänge 720 Austritten gegenüberstehen, bedingt durch Kündigungen und Todesfälle. Was zeigt: Der demografische Wandel macht auch vor den Genossenschaftsbanken nicht halt.

Auch über einen weiteren Wert ist Rauner nicht gerade glücklich. So lag das betreute Kundenvolumen im vergangenen Jahr bei 1,462 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2013 (1,438 Milliarden Euro) bedeutet das einen Anstieg von gerade mal 1,7 Prozent. Damit liegt die Volksbank Rottweil deutlich unter dem Baden-Württemberg-Durchschnitt von 3,3 Prozent.

Besser leben kann der Vorstandsvorsitzende mit dem Wert für die Kundeneinlagen: Die sind um 3,1 Prozent gestiegen. Auf 614 Millionen Euro beliefen sich die Kundeneinlagen 2014 (2013: 596 Euro). Kleiner Wermutstropfen: Während die "normalen Kunden" verstärkt ihr Geld zur Bank bringen, verzeichnet die Volksbank im Bereich Firmen- und vermögende Kunden ("Private Banking") einen Rückgang.

Auch die Kredite gingen im Bereich Private Banking zurück, dort sogar um 8,6 Prozent, während 4,5 Prozent mehr Normalkunden Geld aufnahmen. Die Kredite insgesamt belaufen sich auf 477 Millionen Euro, 2013 waren es noch 470 Millionen Euro gewesen.

Das Bilanzvolumen betrug im vergangenen Jahr 786 Millionen Euro. Das ist ein Anstieg um 2,6 Prozent, bedingt unter anderem durch höhere Kundeneinlagen und mehr Wohnbaudarlehen, erklärte Henry Rauner.

"Die Zinslage macht sich bemerkbar", meinte der Vorstandsvorsitzende zum Zinsüberschuss. Der sei zwar noch stabil, ist aber dennoch von 22,8 Millionen Euro auf 22,4 im vergangenen Jahr leicht gesunken. Derweil hat es die Volksbank auch betriebsintern mit Sparen zu tun: Wo geht das Geld hin? Die Ausgaben für die Verwaltung sind gleich geblieben. "Da sind wir sehr gut unterwegs", erklärte Rauner, und ist damit beim Thema Zukunft angekommnen. Eine Kostenminimierung sei unabdingbar – auch, weil die Volksbank nicht davon ausgeht, dass sich an dem niedrigen Zinsniveau so bald etwas ändern wird. Das wiederum hat Auswirkungen auf das Sparverhalten der Bürger und in der Folge auf das Ergebnis der Banken.

Auch andere von der Politik verordnete Vorgaben machen diesen zu schaffen. Die Volksbank Rottweil ist da keine Ausnahme. Ob deshalb bald einige der 23 Geschäftsstellen geschlossen werden? "Wir werden darüber nachdenken", sagte Henry Rauner. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht.

Gleichwohl hat sich auch das Kundenverhalten verändert: Während im Jahr 2000 lediglich 10,5 Prozent das Online-Banking nutzten, ist es inzwischen fast die Hälfte der Kunden (46,7 Prozent). "Das wächst rasant."

Auch bei der Nutzung der Filialen beobachtet das Geldinstitut Unterschiede: Besonders viele Kunden verzeichnen die Geschäftsstellen in der Nähe von guten Einkaufs- und Parkmöglichkeiten.

Angesichts des Sparzwangs stellt sich für Banken immer wieder die Frage nach einer Fusion. Nach zwei gescheiterten Versuchen in jüngster Zeit – erst mit der Balinger, vor knapp zwei Jahren dann mit der Schwarzwald-Neckar-Volksbank – treiben sein Haus derzeit keine solchen Gedanken um. "Es bringt nichts, dass wir immer den Anfang machen", erklärte Rauner. "Es obliegt den anderen Banken – wir stehen parat."

Doch zurück zu den entscheidenden Zahlen. Das Betriebsergebnis sank 2014 auf 11,1 Millionen Euro (Vorjahr: 15,1). Das klingt gravierend, ist für Rauner aber kein Grund zur Sorge. Zum einen seien darin vorweggenommene Abschreibungen enthalten, zum andern konnte die Volksbank ihr Eigenkapital um sechs auf 108 Millionen Euro erhöhen. Der Vertreterversammlung am 19. Mai will sie 4,5 Prozent Dividende für die Mitglieder vorschlagen. Deshalb bleibt es dabei: "Wir sind zufrieden mit dem Jahr 2014."

Betreute Kundengelder Bank und Verbundpartner: 1,462 Milliarden Euro (2013: 1,438 Mrd. Euro)

Kundeneinlagen: 614 Millionen Euro (596 Mio. Euro)

Kredite und Bürgschaften: 477 Millionen Euro (470 Mio.)

Bilanzvolumen: 786 Mio. Euro (766 Mio.)

Zinsüberschuss: 22,4 Millionen Euro (22,8 Mio.)

Provisionsüberschuss: 4,3 Mio. Euro (4,3 Mio.)

Verwaltungsaufwendungen: 13,2 Mio. Euro (13,2 Mio.)

Risikoergebnis: minus drei Millionen Euro (1,3 Mio.)

Betriebsergebnis vor Steuern: 11,1 Millionen Euro (15,1)

Eigenkapital: 108 Millionen Euro (102 Mio.)

Kunden: 42 280

Mitglieder: 22 214 (22 204)

Mitarbeiter: 155

Geschäftsstellen: 23