Abseits der auch touristisch stark beworbenen Radwanderwege hapert es im Kreis Rottweil stark, was ein attraktives überörtliches Wegenetz für Pedaleure betrifft. Foto: Pleul

Nicht nur schwierige Topografie bremst. Verbesserungen nur im Zusammenhang mit neuem Straßenbau.

Kreis Rottweil - Papier ist geduldig: Das durfte sich am Montag im Rottweiler Kreistag der Deißlinger Bürgermeister Ralf Ulbrich in seiner Eigenschaft als SPD-Kreisrat beim Thema Verkehrswegebau sagen lassen.

Obwohl seine Gemeinde als Primus bei der Verwirklichung des Radwegekonzepts im Kreis Rottweil auserkoren wurde, wird es auch für das auf der Prioritätenliste ganz vorne liegende Deißlinger Vorhaben nichts mit einer Realisierung in diesem Jahr.

Zwar gibt es offiziell einen breiten Konsens und entsprechend eindeutige politische Lippenbekenntnisse für das Projekt Radwegebau und Vernetzung der Gemeinden für diese umweltfreundliche Fortbewegungsart.

Doch der bekundete gute Wille ist das eine, die "harten Tatsachen" in Bezug auf die riesige Wunschliste in Sachen Verkehrswegebau im Kreis Rottweil zeigen eine andere Seite der Medaille. Vielleicht gibt es angesichts der teilweise sehr anspruchsvollen topografischen Herausforderungen für die Fortbewegung mit einem Drahtesel im Kreisgebiet ja auch ein mentales Problem, was die zügige Umsetzung von Vorhaben betrifft.

In der Kreistagssitzung am Montag jedenfalls hatte sich der Deißlinger Schultes nach dem Blick auf eine neue Liste der Kreisverwaltung zu Straßenbauvorhaben enttäuscht zu Wort gemeldet, weil der in einem Gutachten für den Landkreis ganz oben stehende Bau eines 500 Meter langen Fahrradwegs auf der Gemarkung Deißlingen entlang der K 5542 von Bühlingen in Richtung Lauffen bisher nicht spruchreif ist. Deißlingen habe doch alle Unterlagen rechtzeitig eingereicht, reklamierte der Mann vom Oberen Neckar bei Landrat Wolf-Rüdiger Michel. Dieser ließ dazu Gerold Günzer, den Straßenbauchef bei der Kreisbehörde, zu Wort kommen. Der verweist angesichts der vielen Anforderungen – von schlichten Oberflächenverbesserungen über dringlich erwünschte Ausbaumaßnahmen Glatttalstrecke u.a.) bis zu prekären Gefahrensituationen wegen Hangrutschungen und Steinschlags) auf einen übergroßen Aufgabenberg,

So hat Günzer vieles im Kopf, den Fahrradwegebau aber bei Weitem nicht ganz oben auf seiner Agenda. Immerhin kann der Straßenbauexperte zum von Ulbrich angemahnten Vorhaben mit Blick auf die Kosten noch etwas kontern. In der Expertise der Ingenieurgesellschaft Brenner Aalen/Stuttgart sind nämlich Baukosten von 150 000 Euro genannt. Diese seien bei einer seriösen Kostenkalkulation aber deutlich höher anzusetzen, sagtt Günzer. Wegen der negativeren Bewertung durch die höhere "Kosten-Hausnummer" könnte das Deißlinger Vorhaben sogar von Platz eins im Prioritätenkatalog verdrängt werden.

Grundsätzlich sieht man sich beim Kreis Rottweil bisher nicht gerade in der Schusslinie, was Zuschusszusagen aus Stuttgart in Sachen Radwegebau betrifft. Soll heißen: Die Verbesserung überörtlicher Radwegeverbindungen wird möglicherweise noch länger eine politische Wunschvorstellung bleiben, die vielleicht auch gar nicht ganz so ernst gemeint ist, wie sie bei Fensterreden teilweise zum Ausdruck gebracht wird.

43 Vorschläge: Aber allein Deißlingen stellt einen Antrag

Dass nämlich auch bei den meisten Gemeinden der Elan für eine Radwegeoffensive weit weniger groß zu sein scheint, als in den vergangenen Jahren bei Äußerungen im Kreistag bekundet wurde, zeigt auch die Tatsache, dass von den 43 in dem Gutachten aufgeführten größeren Maßnahmen, die für eine Umsetzung in den kommenden Jahren vorgesehen sind, bei der Kreisbehörde bis zum Antragstermin 31. Mai laut Günzer nur das Deißlinger Vorhaben zur Geltung gebracht wurde.

Landrat Wolf-Rüdiger Michel betont zur derzeitigen Fahrradwege-Strategie des Landkreises, dass man vor allem in Verbindung mit neuen Straßenbaumaßnahmen Verbesserungen ermögliche So wird bei der derzeitigen Großbaumaßnahme Mariazell-Hardt dafür ein erklecklicher sechsstelliger Betrag in Anschlag gebracht. Genauso sei es beim vielleicht 2016 beginnenden Ausbau der Glatttalstrecke (Gesamtkosten 6,4 Millionen Euro). 900 000 Euro seien dort für einen Radwegelückenschluss reserviert.