Am Skilift am Dissenhorn herrscht gestern reger Betrieb. Siegfried Storz und Valerij Mascharov vom städtischen Betriebshof sorgen für gebahnte und gestreute Straßen. Am Friedrichs­platz schaffen ihre Kollegen unterdessen die Schneemassen weg. Foto: Vinci/Schickle

Räum- und Streupflicht soll Schneechaos vermeiden. Göllsdorfer Skilift zum Saisonauftakt gut besucht. Mit Pro und Kontra.

Rottweil - Der Winter hat Einzug in Rottweil gehalten. Schnee, Kälte und Eisglätte halten die Stadt in Atem. Was am Skilift am Dissenhorn gut ankommt, bedeutet für die Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs mehr Arbeit.

In der Nacht zum Montag sank das Thermometer in Rottweil auf minus 19,9 Grad. Damit gehört die Stadt zu den zehn kältesten Orten im Südwesten. Des einen Freud ist des anderen Leid: Während Wintersportliebhaber nun auf ihre Kosten kommen, müssen unter anderem die Mitarbeiter des Betriebshofs in Rottweil Extraschichten schieben, damit der Verkehr in der Stadt nicht zum Erliegen kommt.

Betriebshof hält noch 300 Tonnen Salz für Winterdienst bereit

So hält der Betriebshof "einen Haufen" Salz für den Winter bereit, berichtet Albert Schmidt, der technische Leiter. Insgesamt stünden noch etwa 300 Tonnen Salz zur Verfügung. Alle Fahrzeuge seien im Einsatz, um ein Schnee- und Glättechaos zu vermeiden. Im Schnitt benötigen die Mitarbeiter fünf bis sieben Tonnen Salz am Tag. Bei starkem Schneefall sind es bis zu zehn Tonnen.

Außerdem sind elf Mitarbeiter pro Schicht im Einsatz. Zur regulären Arbeitszeit kommt der Bereitschaftsdienst hinzu. Dieser geht werktags von 3 bis 7.15 Uhr und dann wieder von 16.30 bis 21 Uhr. An Samstagen heißt es, von 3 bis 12 Uhr und von 12 bis 20 Uhr erreichbar zu sein, wenn der entscheidende Anruf kommt. Sonntags rücken die Männer von 5 bis 13 Uhr und von 13 bis 21 Uhr aus. Allerdings muss nicht nur die Stadt die Wege von Schnee und Glätte befreien, sondern auch Hauseigentümer sind verpflichtet, zu folgenden Zeiten ihrer Räum- und Streupflicht nachzukommen: Gehwege müssen in Rottweil werktags bis 7 Uhr und an Sonn- und Feiertagen bis 8 Uhr geräumt und gestreut sein. Die Räum- und Streupflicht gilt bis 20.30 Uhr, teilt das Ordnungsamt mit.

Besonders für Autofahrer ist die Winterzeit eine heikle Angelegenheit, denn der Wintereinbruch kann aus dem Autofahren schnell mal eine Rutschpartie machen. Nicht selten kommt es bei winterlichen Witterungsverhältnissen zu Verkehrsunfällen. Derzeit hält sich die Unfallrate in Rottweil jedoch in Grenzen. Dieter Popp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, hat dafür einige Erklärungen. "Die Leute wissen, dass Winter ist", benennt er das Offensichtliche. Demnach seien die Autofahrer auch mit entsprechender Winterbereifung unterwegs. Außerdem ist Urlaubszeit, was bedeuten könne, dass viele Bürger nicht zu Hause seien, weshalb auf den Straßen weniger los ist.

Um Unfällen vorzubeugen, ist es nicht nur wichtig, dass nur mit Winterreifen zu fahren. Popp empfiehlt außerdem, den Witterungsverhältnissen "angepasst zu fahren". Nur, was genau soll das heißen? Welche Geschwindigkeit ist bei Schnee und Glätte angemessen? Eine gesetzliche Regelung gibt es dazu nicht. Diese Einschätzung müsse jeder Autofahrer selbst treffen, erklärt Popp.

Allerdings: Für jeden selbst verursachten Unfall bei schneeglatter Fahrbahn – selbst wenn die an der Stelle vorgegebene Höchstgeschwindigkeit nicht überschritten wurde – kann für Fahren mit nicht angepasster Geschwindigkeit geahndet werden. In der Regel droht ein Bußgeld. Das heißt im Klartext: Selbst wer in einer Zone, wo Tempo 100 erlaubt ist, bei Schnee und Glätte einen Unfall mit Schrittgeschwindigkeit verursacht, wird zur Kasse gebeten.

Während die Berufspendler sich schon morgens daran machen, ihr Auto freizukratzen, und die Stadtbauhofmitarbeiter die Straßen räumen müssen, hätte es zur Skilifteröffnung am Dissenhorn vergangenen Sonntag gar nicht genug Schnee haben können. Die Eröffnung am sei eine kurzfristige Entscheidung gewesen, erzählt Harald Munz, im TSV Göllsdorf für den Betrieb des Skilifts zuständig. Zum Auftakt sei der Lift gut besucht gewesen.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr, wo der Lift an keinem einzigen Tag geöffnet hatte, lasse dieser Winter auf eine gute Saison hoffen. Er ist montags bis samstags von 14 bis 16.30 Uhr und sonntags von 11 bis 16 Uhr in Betrieb. Und Munz wünscht sich für die kommenden Tage sogar noch weitere 20 bis 30 Zentimer Neuschnee – und dass es kalt bleibt.

Was sind Ihrer Meinung nach die schönsten Seiten des Winters in Rottweil? Schicken Sie uns Ihre Schnappschüsse per E-Mail an redaktionrottweil@schwarzwaelder-bote.de. Die Fotos sollten mindestens 400 KB groß sein. Bitte vergessen Sie nicht Ihren Namen und den Ort, wo Sie das Bild aufgenommen haben. Wir sind gespannt!

Seite 2: Pro und Kontra

Pro und Kontra: Rottweil im Schnee - ein Vergnügen?

Am Wochenende kam der Winter mit Macht. Für den Räumdienst bedeutet das viel Arbeit, für Autofahrer »Gefahr in Verzug«, für andere pures Vergnügen: Hat Rottweil der viele Schnee gerade noch gefehlt?

Pro: Das ist Rottweil wie im Bilderbuch

Verena Schickle

Erste Amtshandlung nach meiner Rückkehr aus dem »Flachland«, wo ich Weihnachten verbracht habe: Raus in den Schnee! Endlich ist er da, der Winter, und zwar so, dass er seinem Namen alle Ehre macht. Nach so viel Warten wie in diesem und so einer lauen »kalten« Jahreszeit wie im vergangenen Jahr, darf er nun ruhig mal zuschlagen.

Und jetzt mal ehrlich: Vor gut zwei Wochen hat zumindest jeder Besucher des Rottweiler Weihnachtsmarkts von genau solch einer Kulisse geträumt, wie sie sich uns jetzt bietet. Schneebedeckte Dächer, dazu die Lichterketten an den Giebeln und die Christbäume, die in der Stadt verteilt stehen. Das ist Rottweil wie im Bilderbuch. Höchstens der Gewerbe- und Handelsverein als Veranstalter des Markts darf sich beschweren – und auch nur, weil der Schnee zwei Wochen zu spät kommt.

Mir bleibt nur ein Tipp für alle »Schneefeinde«: Einfach mal das Auto stehen lassen, sich warm einpacken und spazieren gehen. Spätestens dann wird der Schnee zum Vergnügen. Gelegenheit für schöne Winterspaziergänge bietet Rottweil allemal.

Kontra: Schnee ist nur ein schönes Postkartenmotiv

Sarah Vinci

Schnee, Schnee und noch mal Schnee. Von wegen globale Erwärmung: Bis nach Deutschland scheint sich jene noch nicht ausgewirkt zu haben. Na schön, zu Weihnachten lasse ich mir den weißen Niederschlag noch gefallen. Aber dann ist wieder gut. Auch wenn ich zugeben muss, dass der Winter seinen Zauber hat – aber nur als romantisches Postkartenmotiv. Vor meiner Haustür möchte ich ihn nicht haben. Denn er erschwert mir den Alltag, wo er nur kann.

Das geht morgens schon mit dem Autofreikratzen los. Zudem muss man früher aufstehen und mehr Zeit für die Fahrt zum Arbeitsplatz einplanen – einfach ätzend! Darüber hinaus verstehe ich nicht, wie man sich über den Winter freuen kann, vorausgesetzt man geht keiner Wintersportart nach. Und der Schnee ist doch nur zu Beginn schön, wenn die ersten Flocken gefallen und der Schnee liegen geblieben sind. Denn danach verwandelt sich die weiße Landschaft in eine bräunliche Pampe aus Matsch, die einem die Schuhe versaut. Und nicht zu vergessen, überall wohin man geht, bringt man den Dreck mit rein. So eine Sauerei braucht kein Mensch.