Unterwegs in Neufra (im Hintergrund das "Rößle"). Auf den Spaziergang begeben sich (von links) Ortsvorsteher Willy Schaumann, Redaktionsleiter Armin Schulz, Helga Göggel, Martin Engeßer, Ingeborg und Manfred Dora, Karl Ulmschneider, Franz Pill, Gerlinde Angst und Wolfgang Grom. Fotos: Schickle) Foto: Schwarzwälder-Bote

Orts-Check: Der Stadtteil ist anderen zuweilen eine Nasenlänge voraus / Spaziergang mit zündender Idee

Von Armin Schulz

Rottweil-Neufra. Gelassen, selbstbewusst, souverän – so könnte man den Rottweiler Stadtteil Neufra bezeichnen. Aber was heißt schon Stadtteil. Neufra ist und bleibt Neufra. Auf einen großen Bruder sind sie hier nicht angewiesen. Und wie unser Spaziergang zeigt, in manchen Bereichen anderen eine Nasenlänge voraus. Schön war’s.

Nicht dass es hier gleich zu Missverständnissen kommt. Neufra ist kein verschlafener Ort. Im Gegenteil. Und es geht auch nicht immer ruhig zu. Und die Neufraer können auch schon mal Flagge und den Großkopferten zeigen, wo es lang geht. Sie lassen sich halt nicht alles gefallen. Beispiel gefällig? Ein Stichwort genügt: Kreiselkunst. Nun, wir wollen an dieser Stelle olle Kamellen nicht wieder aufwärmen, zumal dieses Kapitel mit der Platzierung des Ortswappens in Form eines Mosaiks auf dem Kreisel am Ortseingang bald geschlossen wird. Aber darauf hingewiesen werden muss schon, nämlich darauf, dass Neufra, als die Schwartentiere von den Behörden in einer Nacht- und Nebelaktion abgebaut wurden, auf die Barrikaden ging.

Starke Nerven brauchen die Bewohner des 1150-Seelen-Ortes auch, wenn es stark regnet, wie Ende Juli vergangenen Jahres. Da war Land unter. Ein Gewitter hatte aus der idyllischen Starzel einen reißenden Fluss gemacht, der über die Ufer trat und für immense Schäden sorgte.

Doch wenn man die Neufraer in Ruhe lässt, lassen auch sie einen in Ruhe. Und wer sich bemüht, den nehmen sie schnell und gerne in ihrer Mitte auf. Wie Wolfgang Grom. Er kam vor Jahren nach Neufra, inzwischen ist er Ortschaftsrat und stellvertretender Vorsitzender im Musikverein, der von Willy Schaumann, dem Ortsvorsteher, geleitet wird. An unserem Spaziergang nimmt auch ein vielfacher Meister teil: Franz Pill, amtierender deutscher und Europameister, der es im Herbst in seiner Klasse, der Bartklasse Garibaldi, anderen Bartträgern zeigen wird. Und es sieht gut aus. Wir glauben, er holt den WM-Titel.

Unser Spaziergang, an dem auch Helga Göggel, Martin Engeßer, Karl Ulmschneider, Ingeborg und Manfred Dora sowie Gerlinde Angst teilnehmen, führt uns vom Rathaus aus durch den Ort. Kaum gestartet, legen wir die erste Pause ein. An einer wichtigen Wegegabelung. Wichtig deshalb, so erläutert Martin Engeßer, weil dort das Wanderwegekonzept Neufras mit am deutlichsten erkennbar ist – abzulesen an den vielen Wanderschildern. Zwei davon führen die Wanderer auf Rundwegen rund um Neufra. Fehlt noch eine Wandertafel. Die kommt, sobald Rottweil seine Hausaufgaben gemacht, sprich ein Wanderwegekonzept erstellt hat. Hier ist sie zu erkennen, die Nasenlänge, die Neufra anderen voraus ist. Auch beim Breitbandkabel ist das so, abzulesen an den dunklen Streifen auf Gehwegen und Straßen.

Nächster Halt: das Wohngebiet Ob der Bint. Noch rund zehn Grundstücke sind unbebaut, einige davon sind jedoch verkauft oder von Interessenten vorgemerkt. Neufra wird gut nachgefragt, berichtet Schaumann, daher sind für neue Baugebiete bereits Ideen da. Dass Neufra ein intakter Ort ist, führen die Spaziergänger auf ein intaktes gesellschaftliches Zusammenleben zurück. Es gibt eine ausgeprägte Vereinslandschaft, jeder hilft jedem, jeder kennt jeden. Die Natur wird zu einer weiteren Stärke gezählt. Die Infrastruktur, wie die Anbindung an ein öffentliches Verkehrsnetz, ist in noch ausreichendem Maß vorhanden. Und: Es gibt einen Kindergarten und eine Schule, beides mit guten Zukunftschancen, erläutert Kindergartenleiterin Ingeborg Dora. Sehr zufrieden wiederum äußert sich Schaumann über die Gewerbeansiedlung.

Natürlich gibt es Wünsche, beispielsweise nach einem Tante-Emma-Laden, der die Bewohner mit Lebensmitteln versorgen könnte. Und es gibt eine Idee, die auf dem Spaziergang geboren wird. Wie in Frittlingen, könnte es auch in Neufra eine Mikado-Einrichtung geben, stößt Karl Ulmschneider an. Mikado hat es sich zum Ziel gesetzt, ältere Bürger stärker in ihrem Alltag zu unterstützen. Vielleicht ein Punkt, der demnächst in einer Ortschaftsratssitzung besprochen wird. Sicherlich ruhig, gelassen und souverän.