Beteiligung: Schüler sollen für kommunalpolitische Themen begeistert werden

Rottweil. Die Erfahrung zeigt: Jugendliche in die kommunalpolitische Arbeit einzubinden, ist schwierig. Das Projekt "Jugendgemeinderat" ist in Rottweil bereits gescheitert. "Wenn die Jugendlichen nicht kommen, dann gehen wir eben zu ihnen", lautet nun die neue Marschroute, die dem Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss (KSV) jetzt vorgestellt wurde.

Konkret heißt das: Die Stadt geht aktiv auf die Schulen zu. Jede Klasse der Stufen sechs bis zehn soll zwei Schüler benennen, die dann einmal im Jahr an einem großen Jugendhearing teilnehmen. Im Vorfeld gibt es dazu thematische Impulse, erklärte Herbert Stemmler vom Kinder- und Jugendreferat. Rund 170 Schüler seien es dann, die sich mit Themen rund um die Stadt Rottweil befassen sollen und gleichzeitig Gelegenheit haben, ihre Anregungen und Wünsche vorzubringen. Ein zentrale Rolle komme angesichts der großen Teilnehmerzahl dem Moderator zu: Udo Wenzl wird dies übernehmen. Er habe in Baden-Württemberg schon mehrere erfolgreiche Beteiligungsprozesse begleitet, so Stemmler.

Die Jugendbeteiligung ist nach der neuen Gemeindeordnung vorgeschrieben. Was die Umsetzungsform des Jugendhearings angeht, habe man von den Schulen schon positive Rückmeldung erhalten. Ab Herbst 2017, so der der Wunschtermin, soll das Projekt starten.

Bei den Stadträten im KSV kam der Vorschlag gut an, allerdings erscheint Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) die Umsetzung etwas spät – schließlich stünde gerade mit dem Bürgerentscheid zur Hängebrücke im März eine interessante und wichtige Entscheidung an – bei der übrigens schon ab 16 Jahren gewählt werden darf. Gekle-Maier sieht dies als gute Chance, Jugendliche zu begeistern. Sie wünscht sich, dass das Jugendhearing möglichst "anlassbezogen" durchgeführt wird, und nicht "zu formal".

Den "Projektcharakter" bewertete Arved Sassnick (SPD) als gut. Wenn es um längerfristige Verpflichtungen in einem Gremium gehe, seien die Jugendlichen ohnehin nicht zu motivieren. Auch Oberbürgermeister Ralf Broß hofft, dass man die Jugendlichen so "hinterm Ofen vor locken" könne. Allerdings könne das Jugendhearing jetzt nicht im Hauruck-Verfahren durchgezogen werden.

Am Ratstisch wurde dann gleich noch die passende Wortwahl geübt: Ralf Armleder (SPD) fand das geplante Projekt "voll fett", und Oberbürgermeister Broß bezeichnete die Zustimmung des Gremiums – bei einer Enthaltung von Hermann Klein – als "echt coole Entscheidung". Nun ist abzuwarten, wie die Jugendlichen das finden. Eins zumindest dürfte verlockend sein: Die Teilnehmer am Jugendhearing werden dafür vom Unterricht freigestellt.