Konzert oder schwäbisches Kabarett? Beides auf jeden Fall, und sehr authentisch: die AcaBellas am Donnerstagabend beim Ferienzauber Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Virus Sextett und die AcaBellas eröffnen am Donnerstagabend die zweite Runde des Sommerfestivals

Von Bodo Schnekenburger

Rottweil. Für alle, die vergangene Woche noch Zweifel hegten, folgender Kompromissvorschlag: Der 27. Ferienzauber hat gestern Abend so richtig begonnen. Beste Stimmung im Veranstaltungszelt und viel Betrieb im Biergarten unterm Wasserturm – das ist die rottweilerischste Seite am Rottweiler Sommerfestival.

Dabei kamen zum Auftakt viele Gäste vor allem aus Richtung Heuberg und Zollernalbkreis. Auf der Bühne zu erleben war nämlich nicht der Projektchor Via Voce, wie mancher ganz selbstverständlich angekommen hatte, sondern in einem zweiteiligen Konzert erst das Virus Sextett aus Geislingen – bei Balingen, nicht an der Steige! –, dann die AcaBellas. Also ein bisschen Männer gegen Frauen, oder auch umgekehrt, jedenfalls A-cappella-Musik mit vielen bekannten Melodien vom Volkslied bis zur Jazz-Nummer. Und gerne auch mit schwäbischen Umdichtungen.

Die Herren der Schöpfung hielten sich eher an die Urtextfassungen, würdigten Rottweil als Stadt der Türme, ließen durchblicken, dass die Eröffnung des Ferienzaubers für sie nicht einfach nur so ein Termin, sondern was Besonderes sei, und gefielen mit flott gesungenen Klassikern aus dem unterhaltsamen Vokalensemble-Genre. Ob eine Arrangement von Brahms’ fünftem ungarischen Tanz oder die launige Ode an die "Schöne Isabella von Kastilien": Das Virus Sextett traf den stimmungsvollen Ton, lockerte das Programm zudem mit humorigen Moderationen auf. Die rund 500 Besucher im ausverkauften Zelt waren begeistert.

Und sie sollten auch nach der Pause nicht enttäuscht werden. Jetzt waren die Damen am Zug. Das Programm der AcaBellas ist anders aufgestellt. Nicht nur dass es gewissermaßen doppelt so viele sind – zehn zu fünf, plus jeweils eine instrumental begleitende künstlerische Leitung am Klavier –, die Songs folgen zunächst einer satirischen Idee, in der das Schwäbische groß geschrieben wird. Alltag, Selbstironie, die die Veränderungen an Erscheinungsbild und Beziehungsleben im Alter jenseits der, naja, vielleicht 35 Jahre erklärt oder erträglich machen lässt, der Forschungsgegenstand Partner: Da ziehen die Damen einiges an Stoff heraus, den sie freilich mitunter fein bearbeiten und nicht etwa platt raushauen. Das ähnelt dann schon mehr schwäbischem Kabarett als einem Konzert. Dazu kommt ein hohes Maß an Authentizität, das den Auftritt kennzeichnet. Und fast nebenbei beweisen die Damen, dass sie auch ganz famos singen können, dass sie Soul-Solistenqualitäten in ihren Reihen haben. Und wie das Publikum eingebunden war – bestimmt, aber sehr charmant: Auch das kommt gut an. Für den Wasserturm-Ferienzauber war’s ein Startabend mit Ausrufezeichen.