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Rottweiler Gerätehaus geht Fertigstellung entgegen. Innenausbau läuft. Stadt hat neuen Turm. Mit Video

Rottweil - Es ist ein Projekt, das in der Region Maßstäbe setzt: das neue Feuerwehrgerätehaus in Rottweil. Der Innenausbau läuft, im Sommer kann die Feuerwehr einziehen. Und sie wird viel Besuch bekommen – von Wehren und Kommunen, die sich etwas abschauen wollen.

Ortstermin auf der Großbaustelle an der Schramberger Straße in Rottweil: Für 7,5 Millionen Euro entsteht hier seit Ende März 2016 das neue Feuerwehrgerätehaus der Stadt. Auf 95 Metern Länge erstreckt sich der Bau entlang der Straße. Und mittlerweile hat Rottweil auch einen weiteren Turm, oder eher ein Türmchen, bekommen: Der rund 15 Meter hohe Übungsturm der Wehr ist so gut wie fertig. Am und im Turm kann künftig sowohl das Vorgehen mit Atemschutz im Treppenhaus, als auch das Anlegen der verschiedenen Leitern und das Leitersteigen geübt werden. Von oben bietet sich – wie eine kurze Klettertour auf das Gerüst hinauf zeigt – ein toller Rundumblick (siehe Online-Video). Eine Besucherplattform ist allerdings nicht vorgesehen, schmunzelt Stadtbrandmeister Frank Müller.

Er führt gemeinsam mit Hochbauamtsleiter Stefan Hermann und Bauleiter Jürgen Bauer über die Baustelle – und ihre zufriedenen Mienen sprechen Bände. Das Großprojekt läuft – nach anfänglichen Schwierigkeiten wegen Starkregens im vergangenen Frühjahr – reibungslos. Und das, was auf dem Papier schon vielversprechend aussah, dürfte jetzt der Traum eines jeden Feuerwehrlers sein: Ein durchdachter Bau, dessen räumliche Aufteilung konsequent an den Einsatz- und Arbeitsabläufen der Wehr ausgerichtet ist – und der vieles leichter macht.

Tiefgarage echtes Plus

Das beginnt mit der Anfahrt zum Einsatz: Die Wehrmänner und -frauen fahren von hinten in die Tiefgarage, gelangen von dort direkt zu den Umkleiden, und dann in die Fahrzeughalle. "Parken, umziehen, aufsitzen, ausrücken", erklärt Frank Müller. Heranfahrende Feuerwehrleute kommen den ausrückenden Fahrzeugen nicht in die Quere – im Gegensatz zur momentanen Situation bei den beengten Verhältnissen in der Schlachthausstraße.

Herzstück des Neubaus ist die große Fahrzeughalle: Seit das Gerüst weg ist, sind die 13 große transparente Rolltore gut zu sehen. Schon jetzt steht fest, welches Fahrzeug wo geparkt wird. Die großen Einsatzfahrzeuge können direkt geradeaus in die Schramberger Straße einfahren, die kleineren müssen einen kleinen Schlenker machen.

Hinter Rolltor Nummer 13 befindet sich der Werkstattbereich, hier ist bereits die riesige Lkw-Hebebühne samt dazugehöriger Bedientechnik installiert. Auch Teile für die Abgas-Absauganlage der Halle liegen schon bereit. Nächste Woche soll laut Stefan Hermann die Fachfirma kommen, die den Boden mit einer speziellen Industriebeschichtung versieht.

In der Waschhalle sind die Maler bereits damit beschäftigt, die sieben Meter hohen Betonwände mit Imprägnieranstrich zu versehen. "Endlich kann unser Gerätewart Hermann Alf auch drinnen die Fahrzeuge waschen – und nicht nur, wenn es die Witterung draußen zulässt", freut sich Müller. Daneben befindet sich das Zentrallager für die Gesamtfeuerwehr.

Ausgeklügelte Werkstatt

Weiter geht’s, vorbei an einem großen Stiefelwaschtrog, der vor den Türen zu den Umkleiden und Sanitärräumen positioniert ist. Hier können die Kameraden nach dem Einsatz gleich den groben Schmutz entfernen. Daneben führt eine Tür in die Atemschutzwerkstatt, die gerade einen weißen Anstrich erhält. Hier werden künftig sämtliche Geräte gereinigt, zerlegt, geprüft, zusammengebaut und wieder in die Fahrzeuge gebracht. "Die ganze Einrichtung wird nach diesem Arbeitsablauf ausgerichtet", erklärt Müller. Damit sei es jetzt auch möglich, den strengen gesetzlichen Vorschriften voll und ganz zu entsprechen.

Anschließend geht es in den so genannten Kopfbau: Der mit silbernen Aluplatten verkleidete Baukörper wurde bewusst optisch abgesetzt, erklärt Bauleiter Jürgen Bauer. Hier befindet sich die Funkzentrale – mit Blick in die Fahrzeughalle und nach draußen – mit zwei Arbeitsplätzen sowie der Stabsraum für besondere Gefahrenlagen.

Garten gibt’s als Bonus

"Auch die Stadtspitze kann sich dann hier aufhalten, beispielsweise bei länger andauerndem Stromausfall", erklärt der Stadtbrandmeister. Und die Feuerwehr kann sich nun auch über einen Bereitschaftsraum mit Stockbetten freuen. Dass auch wirklich an alles gedacht wurde, zeigt eine große Nische am Haupteingang: Hier wird künftig die Feuerwehrfahne würdig hinter Glas präsentiert.

Im Obergeschoss riecht es nicht nach Farbe, sondern ziemlich "erdig": Die Rottweiler Feuerwehr kommt in den Genuss eines eigenen Gartens – allerdings zufällig. "Das war natürlich nicht von der Wehr explizit gewünscht, das hat sich so ergeben", betont Hochbauamtsleiter Stefan Hermann. Durch die Hanglage und das begrünte Dach der Tiefgarage entsteht ein Rasen, auf den man von den oberen Räumen aus gelangt. Arbeiter sind dabei, die Fläche über ein großes Gebläse mit Pflanzgranulat aufzufüllen. Frank Müller freut sich besonders, dass die Jugendwehr hier künftig eine Möglichkeit hat, sich sportlich zu betätigen. Sie bekommen einen eigenen Raum, daneben befinden sich das Büro von Müller und ein weiteres Büro sowie die Floriansstube mit Kochnische.

Fast eine zu gute Aussicht hat man aus dem großen, vollverglasten Schulungsraum auf den Heimburger-Kreisverkehr. Wenn die Kameraden hier durch das Geschehen am Kreisel zu sehr abgelenkt seien, müsse man halt die Rollos runtermachen, schmunzelt Müller. Auch die Stadtverwaltung wird den Raum für Veranstaltungen nutzen. Im Treppenhaus steht Müller dann grübelnd vor einer großen Betonfläche. "Hier wäre ein guter Platz, um die Wappen aus allen Ortsteilen anzubringen", meint er. Denn dass alle Abteilungen etwas von dem Neubau haben, soll sich auch optisch zeigen.

Einzug im Sommer

Bauleiter Jürgen Bauer rechnet damit, dass die Feuerwehr schon ab Ende Juli ins neue Gerätehaus einziehen kann. Wenn sich dann alles eingespielt hat und auch die letzten Restarbeiten erledigt sind, soll im Oktober die offizielle Einweihung sein. Wann, hängt laut Müller leider noch vom Eröffnungstermin des Aufzugstestturms statt. Da will man sich freilich nicht in die Quere kommen. Große Aufmerksamkeit weit über die Stadtgrenzen hinaus ist aber auch dem neuen Rottweiler Feuerwehrgerätehaus gewiss.

Info: Zahlen & Fakten

 Länge des Gebäudes: rund 95 Meter  Tiefe: rund 20 Meter  Höhe im zweigeschossigen Bereich: rund acht Meter

 Fläche der beiden Geschosse: rund 2251 Quadratmeter

 Höhe des Übungsturms: rund 15 Meter  Fahrzeughalle: rund 800 Quadratmeter

 Verbauter Beton: rund 1650 Kubikmeter

 Tiefgarage mit Platz für 24 Fahrzeuge

 Fläche des Grundstücks: rund 5459 Quadratmeter