Das Umleitungs-Chaos macht Autofahrern im Kreis Rottweil zu schaffen. Foto: Obergfell

Drei Straßensperrungen bremsen Verkehr zwischen Schiltach, Schramberg und Rottweil aus.  

Kreis Rottweil - Die Saison der Straßenbaustellen hat begonnen – und zwar geballt. Im Landkreis wird die Fahrt von West nach Ost und umgekehrt derzeit zum Slalom-Trip. Wenn Bund, Kreis und Gemeinden gleichzeitig loslegen, stehen Autofahrer plötzlich vor größeren Herausforderungen.

Gut 26 Kilometer Luftlinie sind es von Lauterbach im westlichsten Zipfel des Landkreises bis Neukirch im Osten. Für Autofahrer liegen Welten dazwischen: So umständlich wie gerade kommt man aus Richtung Schiltach und Schramberg selten nach Rottweil. Drei Baustellen bremsen die Pendler von West nach Ost und umgekehrt derzeit aus. Wir geben einen Überblick.

B 462 Sulgen – Zimmern

Engpass Nummer eins ist die B 462 zwischen Sulgen und Zimmern: Im ersten Abschnitt wird die Bundesstraße von Sulgen bis zur Abfahrt Dunningen-West komplett saniert, ab Juli folgt der zweite Abschnitt bis zur Autobahnauffahrt Zimmern. Der Verkehr von Sulgen in Richtung Rottweil wird vorerst auf einer Spur an der Baustelle vorbeigeleitet, der Verkehr von Rottweil in Richtung Sulgen wird über Seedorf und Waldmössingen umgeleitet. Ab Ende Mai wird die Strecke dann für die Belagsarbeiten komplett bis Ende Juni gesperrt, so der aktuelle Bauzeitenplan. In Richtung Rottweil wird die Umleitungsstrecke dann auf direktem Weg von Sulgen nach Seedorf eingerichtet.

Die Frage, die sich etlichen Autofahrern stellt: Warum wird die Straße überhaupt saniert? "Die ist doch noch ok", "Woanders wär’s nötiger", sind Kommentare, die uns in der Redaktion erreichen.

Die Fachleute sehen das aber ganz anders: Wie Projektleiter Edmund Kühn vom Straßenbauamt des Regierungspräsidiums, Außenstelle Donaueschingen, erklärt, weist die B  462 zwischen Sulgen und Zimmern zahlreiche Schäden auf. "Die Risse und Verdrückungen sind für den Autofahrer allerdings nicht auf die Schnelle erkennbar", weiß er. Die Deckschicht sei sehr in die Jahre gekommen und der Verkehr habe auf dieser wichtigen Verbindungsachse im Landkreis extrem zugenommen. "Der vorhandene Asphaltaufbau reicht für die heutigen Verhältnisse nicht mehr aus", erklärt Kühn.

Deshalb wird der Abschnitt nun von Grund auf saniert. Die Baufirma Bantle aus Bösingen ist seit Montag am Werk. Weil der Belag mit der Sanierung elf Zentimeter höher wird als vorher, werden die Schächte angepasst und teilweise erneuert. Die Bushaltestellen an der "Stampfe" – den Autofahrern vermutlich vor allem durch die dortigen Geschwindigkeitsmessungen bekannt – werden ebenfalls erneuert und mit zeitgemäßen Randsteinen versehen.

Ab 29. Mai – wenn alles optimal läuft früher – wird die Straße abgefräst, dann wird eine neue Tragschicht mit acht Zentimetern, eine Binderschicht mit ebenfalls acht Zentimetern und eine Asphaltdeckschicht mit vier Zentimetern aufgebracht – das bedeutet eine deutliche Verstärkung, wie Kühn betont. Weil im Anschluss die Schutzplanken erneuert und die Straßenmarkierungen aufgebracht werden müssen, bleibt die Vollsperrung bis voraussichtlich Ende Juni bestehen.

Die nächste Umleitung wartet dann schon: Ab Juli geht es auf dem Abschnitt Dunningen-Ost bis zur Autobahnauffahrt Zimmern weiter. Die Ausschreibung hierzu läuft noch, die Kosten für den ersten Abschnitt liegen bei 1,1 Millionen Euro.

"Das ist schon sinnvoll investiert" sagt auch Martin Osieja, Leiter des Straßenbauamts im Landratsamt, auf die Frage, ob da der Landkreis nicht ein bisschen neidisch auf eine derartige Maßnahme des Bundes schielt. Der Zustand der Bundesfernstraßen werde regelmäßig mit Messfahrzeugen untersucht – als Grundlage für die "systematische Erhaltungsplanung".

Ortsdurchfahrt Dunningen

Wer dem Hindernis auf der B 462 ausweichen und sich durch Dunningen schleichen will, hat allerdings schlechte Karten. Die Ortsdurchfahrt der Eschachgemeinde ist seit einigen Tagen ebenfalls gesperrt. Und daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern, denn die Straße wird zu großen Teilen in zwei Bauabschnitten in diesem und im nächsten Jahr saniert und verschönert. Außerdem wird der Kanal unter der Straße gleich mit erneuert. Das dauert eben. Bis auf Weiteres kein Durchkommen.

Ortsdurchfahrt Flözlingen

E ngpass Nummer drei ist die Baustelle in Flözlingen: Dort ist seit 24. April die Ortsdurchfahrt gesperrt. Der Kreis lässt den Belag erneuern. Die Baustelle laufe gut, sagt Joachim Hilser von Straßenbauamt. Nach den Vorarbeiten ist die Ortsdurchfahrt seit 2. Mai voll gesperrt. Derzeit werden die Bordsteine und kaputte Rohre ausgetauscht, alte Schächte freigefräst und ersetzt.

Wer von Zimmern und nach Weiler möchte, wird gleich über Horgen, Niedereschach und Fischbach umgeleitet. Alle Autofahrer, die von Horgen nach Stetten oder Dunningen möchten, müssen über Zimmern fahren. Und schauen, wie weit sie kommen, denn in Dunningen wartet bekanntlich die nächste Baustelle. "Ein Umweg ist es, das will ich auch nicht schön reden", sagt Hilser offen.

Dass so viele Baustellen gleichzeitig über die Bühne gehen, ist für manchen schwer nachzuvollziehen. Der Experte erklärt: "Wir können unsere Straßen erst machen, wenn das Wetter gut ist." Und da bleibe eben nur das Sommerhalbjahr.

Einzig Anlieger haben derzeit noch die Möglichkeit, durch die Flözlinger Baustelle an ihre Häuser zu gelangen. Allerdings zeigte sich gestern vor Ort: Viele auswärtige Verkehrsteilnehmer lassen sich nicht von den Verbotsschildern und Absperrungen ausbremsen und fahren trotzdem munter durch die Baustelle. Das hat auch Hilser bemerkt: "Das ist ein Phänomen, das man, seit es Navigationssysteme gibt, immer öfter beobachtet." Die Autofahrer würden sich nur auf ihre Navi konzentrieren, die Schilder ignorieren. Und plötzlich stehen sie mitten in der Baustelle.

Das wird ab spätestens Donnerstag, 18. Mai, nicht nur verboten, sondern endgültig unmöglich sein: Dann wird nach Angaben von Domenic Mewes, Vorarbeiter bei der ausführenden Firma Walter Straßenbau (Trossingen), der alte Belag abgefräst. Dann kamen auch die Anwohner nicht mehr durch. Anschließend erhält die Straße einen neuen Belag – vorausgesetzt, das Wetter ist trocken. Am 16. Juni sollen die Arbeiten fertig sein, sagt Joachim Hilser. "Wir bemühen uns, dass wir so schnell wie möglich fertig sind."